▪︎Kapitel 19▪︎ Nightmare

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PoV Becc

"Da floh ich schon wieder, an diesen Abgrund und sie jagten mich:
Ich versuchte zu entkommen, aber an diesen Bäumen konnte man nicht hochklettern.
Ich hörte ihr Knurren und Bellen. Sie kamen mir immer näher, ich war allein und wusste gar nicht mehr wohin ich rennen sollte, alles um mich herum war schwarz und ich hörte nur ihre Stimmen, sie waren grässlich. Mir wurde klar, dass ich definitiv keinen Ausweg mehr finden konnte.
Da sah ich zwei läuchtende Augenpaare im Gebüsch. Und rund um mich herum raschelte es plötzlich. Dann rannte ich, ich rannte und rannte. Mein Herzschlag war deutlich zu hören. Sie jagten mir hinterher. Da war ein Abgrund. Ich hatte ihn nicht gesehen und ich fiel. In wenigen Metern würde ich auf dem Boden aufschlagen."

Schweisgebadet wachte ich auf.
Ich setzte mich noch im Schock auf und blieb ersteinmal einige Minuten sitzen. Es hatte sich so verdammt echt angefühlt. Sehr lange habe ich jetzt nicht mehr davon geträumt, heute war er plötzlich wieder da. Der Albtraum, von dem ich dachte, ihn endlich los zu sein. Immernoch saß ich zitternd auf meinem Bett und an Schlaf war gerade wirklich gar nicht mehr zu denken. Egal wie oft ich es im Schlaf erlebte, es fühlte sich immer real an. Nach ungefähr einer halben Stunde versuchte ich weiter zu schlafen. Schließlich hatte ich morgen den ersten Tag in meinem neuen Job und ich wollte eigentlich ausgeschlafen haben.

Plötzlich klopfte es an meiner Tür. In der Regel war ich wirklich kein ängstlicher Mensch, aber unter diesen Bedingungen musste ich zugeben, dass ich Angst hatte. Mein Herz setzte wirklich für einige Schläge aus und meine Hände wurden ganz schwitzig.
"Kannst du auch nicht schlafen?", fragte Noah mich als er seinen Kopf durch die Tür streckte. "Nein. Aber woher weißt du das?", fragte ich ihn verwirrt.
"Du hast ziemlich laut geschriehen und ich wollte nachsehen, ob alles okay ist. Kann ich zu dir kommen? Ich hab auch schlecht geträumt.", gab er zu. "Klaro, komm rüber!", antwortete ich und klopfte auf den Platz der in meinem Bett noch frei war.
Relativ schnell konnten wir nun einschlafen.

Am nächsten Morgen nervte mein Wecker schon ziemlich früh, aber heute war ich, im Gegensatz zu sonst immer sehr motiviert und stand für meine Verhältnisse schnell auf.
Dann machte ich mich schon auf den Weg zum Krankenhaus, schließlich wollte ich nicht zu spät kommen.
Ich bemühete mich nun wirklich um diesen Job, ich will ihn ziemlich gerne behalten, da er mir eine Lebensgrundlage bieten könnte.
In der Notaufnahme kamen gerade enorm viele Patienten rein, was aber, glaube ich, für ein Krankenhaus ziemlich normal ist. Also widmete ich mich erstmal dem Einsortieren der gerade angekommenen Bandagen und Verbänden im Lager.
"Rebecca, du musst kommen, schnell!", rief mir die andere Azubine zu. Als ich aus dem Lager rausging stockte mein Atmem. Einige Sekunden lang war ich wie gelämt. Ich sah Isabellas Mutter am Boden knien und weinen. Ich wusste irgendwie gar nicht was ich tun sollte, aber irgendetwas war mit Isabella, ich hatte es im Gefühl.

Ich stürmte also zu ihrer Mutter und fragte was los sei. Sie stand auf nahm und mich in den Arm.
Mit zitternder Stimme begann sie :"Sie... hatte einen... Unfall." und weinte herzzerreißend. Mein Herz setzte ein paar Schläge aus, nein. Nein! Das kann nicht- doch ist es gerade. Es ist passiert. Sie hatte einen Unfall. Ich konnte es immernoch nicht fassen. Es war unmöglich! Warum sie? Es hätte jeden treffen können, warum musste es sie treffen?
Eine der operierenden Ärzte kam zu uns und erklärte uns sie hätten getan was sie konnten, aber es sehe extrem schlecht für sie aus. Sie würden aber trotzdem noch eine Weile weiter operieren und retten was sie retten könnten.
Ich konnte es immernoch nicht fassen.

Ihre Mutter brach bei dieser Nachricht komplett zusammen. Mir stiegen auch Tränen in die Augen, da ich den ersten Schock hinter mir hatte. "Ich will sie nicht verlieren.", raunte ich mit kratziger Stimme.
Ich hielt meinen Albtraum von heute Nacht schon für schlimm, aber auf einmal lebte ich in einem. Ich wollte, konnte es nicht fassen. Wenn sie jetzt wirklich stirbt habe ich einen der besten Menschen, die ich jemals traf verloren. Und das Letzte was ich zu ihr sagte war ich hasse dich... ich sagte allen Ernstes: ich hasse dich, das Blut gefrohr mir bei diesem Gedanken in meinen Adern. Ich hasse sie nicht, es ist mir einfach so rausgerutscht und und ich wollte sie nicht verletzen, ich wollte nicht das alles so enden muss.
"Kann ich zu ihr?", hörte ich ihre Mutter fragen, obwohl sie die Antwort warscheinlich selbst schon wusste. Denn da sie die Mutter von Isabella war, war es ihr, obwohl sie als Oberärztin arbeitete verboten zu ihr in den Op zu gehen.

Eine Zeit lang stand ich einfach nur da, Tränen rollten mir über die Wangen, aber ich konnte es immernoch nicht fassen. Sie könnte gerade in diesem Moment sterben. Der Monitor könnte ausschlagen und ihr Herzschlag konnte von einem regelmäßigen piepen zu einem langezogenen werden.
"Das kann doch nicht wahr sein!", schluchtste ich. Auf einmal bemerkte ich, dass jemand neben mir stand. Es war die andere, die ihre Ausbildung hier angefangen hatte. Da ich allgemein kein Mensch bin der sich Namen gut einprägen konnte wusste ich nicht wie sie hieß. Irgendetwas mit "J", Jasmin, Jana, Jessi oder so.
Sie reichte mir ein Taschentuch mit den Worten:"Ich kann dich verstehen, ich habe meinen Vater verloren, als ich zehn war. Aber sie wird kämpfen, ich kenne sie, sie wird es schaffen. Ich glaube an sie."

Ich nahm zwar zur Kenntnis was sie sagte, fühlte mich aber irgendwie gerade nicht in der Lage anzuworten, weil ich immernoch unter Schock stand. Doch nach einigen Minuten  überranten mich plötzlich alle meine Gefühle und ich schrie, tobte und heulte so viel ich konnte. Will mich dieses Universum eigentlich verarschen?! Da finde ich einmal einen Menschen den ich wirklich mag und dann... so etwas? Er wird mir förmlich aus der Hand gerissen? Aus meinem Leben geschnitten?
"Nein! Nein! Das kann nicht war sein", brüllte ich durchs Krankenhaus und einige Patienten schauten aus ihren Zimmern und fragten die Schwestern, ob jemand aus der Geschlossenen draußen wäre.

"Gib sie mir zurück! Ich brauche sie doch!", flehte ich gen Himmel und sackte auf meine Knie. Wenn es wirklich einen Gott geben sollte, sollte er mir in diesen Augenblicken bitte helfen und sie mir zurückgeben. 

It's kind of crazy [girlxgirl] || ABGESCHLOSSENWo Geschichten leben. Entdecke jetzt