▪︎Kapitel 22▪︎ Death

1K 60 3
                                    

PoV Becc

Alles war gerade einfach nur noch extrem surreal. Ich war verloren in meinen eigenen Gedanken. Mal wieder. Sie kann nicht sterben! Sie darf nicht sterben!
Wir gingen auf ihr Zimmer und ich brach sofort zusammen. Ich lehnte mich über ihr Bett und weinte, ich konnte einfach nicht mehr. Sie zu verlieren wäre der Größte Verlust den ich mir jemals qusmalen könnte.
Vor der Tür stritt sich ihre Mutter mit dem behandelnden Arzt über das weitere Vorgehen und ob sie die Geräte abstellen sollten oder nicht.
Ehrlich gesagt konnte ich es nicht mehr hören. Ihr wurde nicht einmal eine Chance gegeben zu kämpfen.
Warum ist das Leben so extrem unfair?

Ich rannte auf die Toilette, da ich nicht schon wieder vor allen zusammenbrechen wollte. Mir sollte es zwar egal sein, aber trotzdem habe ich immer noch ein Problem damit meine Gefühle offen zu zeigen.
Ich stand vorm Waschbecken an einem Spiegel. Als ich hineinsah, sah ich schon wieder die Person, die ich am allermeisten hasste. Warum kann ich nicht einfach an ihrer Stelle sterben? Sie hat doch so ein schönes Leben. Niemanden gäbe es bei mir der mich betrauern würde, mich vermissen würde.
Ich will nicht mehr leben. Aber sie will es. Warum genau versteht das Universum dieses Gleichnis nicht? Ich könnte einfach sterben, niemand würde es bemerken und es wären nicht viele traurig wegen mir und sie könnte leben und glücklich sein. 
Ich lehnte mich über das Waschbecken und weinte.
Diese Missgeburt im Spiegel war mir schon von Anfang an unsympathisch. Nie habe ich mich selbst gemocht, niemals.

Trotzdem regte ich mich darüber auf, dass ich ein Leben habe und nicht einmal darum kämpfen müsste, aber es trotzdem nicht annehmen kann.
"Warum bist du so?!", schrie ich in den Spiegel. Dann holte ich aus und schlug in diesen bescheuerten Spiegel.
Meine Hand begann sofort zu bluten und warscheinlich befanden sich auch einige Glassplitter in der Wunde aber ich setzte mich ins Eck neben der Tür und fühlte einfach nichts mehr. Lange war ich nicht mehr so leer. Naja zumindest habe ich bisher noch nie so wenig wie jetzt gespürt.
Neben mir lag ein Glassplitter auf dem Boden.
Ehrlich gesagt spürte ich einen Druck von der Stimme in meinem Kopf, ihn aufzuheben und über meine Haut gleiten zu lassen. Irgendwie fühlte ich mich unendlich elendig und wenn ich es jetzt machen würde, würde ich Isabella sicher auch nicht damit helfen.

Ich hörte es an der Tür klopfen, reagierte aber nicht darauf, da ich mich so extrem für mich selbst schämte. Jemand trat ein und setzte sich neben mich. Er kickte den Glassplitter weg und irgendwie fiel mir ein Stein vom Herzen. Das erste Mal seit langem konnte ich dem Druck einigermaßen standhalten.
Nach einiger Zeit erklärte er mir,"Becc, willkommen im Team. Ich kann dich echt verstehen. Seit einigen Jahren muss ich mich auch mit einer psychischen Krankheit und selbstverletzenden Verhalten rumschlagen."

Um zu bestätigen, was er gerade sagte zog er die Ärmel seines Pullis etwas weiter nach oben und ich konnte auf seine Narben blicken. Ehrlich gesagt war mir diese Unterhaltung wirklich äußerst unangenehm, da ich wirklich nicht gerne über mein Mental Health sprach. Schon gar nicht mit einer fremden Person. Allgemein fiel es mir sehr schwer Personen zu vertrauen, da ich das ein oder andere Mal schon schlechte Erfahrungen machen musste. Also erwiederte ich nichts und starrte einfach in die Leere.

"Becc, ich weiß, dass du wahrscheinlich nicht darüber reden willst, aber du musst wissen, dass ich immer für dich da wäre wenn du jemanden zum zuhören brauchst. Bitte, Becc mach nichts Unüberlegtes."
Natürlich! - Darauf spielte er an: ich solle mich nicht umbringen. Dem ganzen Mist ein Ende setzen. Wahrscheinlich denkt er es wäre unfair gegenüber Isabella, die gerade um ihr Leben kämpft.
Aber ehrlich gesagt war mir seine Meinung zu meinem Leben oder ob ich diesem ein Ende setzen wollte herzlich egal.
Dennoch musste ich ihm nei einer Sache rechtgeben: Unter anderem kämpft die Kleine wahrscheinlich gerade wegen mir und es wäre ein Desaster für sie aufzuwachen und zu erfahren ich hätte mich umgebracht.
"Ach ja?", antwortete ich ihm also missmutig.

"Ich war auch schon öfter an dieser Stelle in meinem Leben, es ging einfach nicht mehr. Ich wollte aufgeben. Aber als ich es nicht tat schenkte mir mein Leben die schönsten Augenblicke. Zum Beispiel die gemeinsame Zeit mit meinem Freund, die ich, wenn ich bei meinem Suizidversuch gestorben wäre, niemals bekommen hätte. Es geht immer weiter, egal wie schlimm es in diesem Moment steht."
Dann kam jemand zur Tür herein.
"Wir sind hier schon in der Frauentoilette, oder?", fragte diese Stimme genervt und sah auf Jack.
Das war die indirekte Aufforderung an uns wir sollten Leine ziehen.
"Was zum Teufel ist mit dem Spiegel geschehen?", schrie die selbe Stimme plötzlich auf. Aber wir huschten gerade aus der Tür und Jack knuffte mich lächelnd in die Seite. 

Wir gingen wieder zu Bellas Mutter zurück, welche inzwischen nicht mehr mit dem behandelnden Arzt stritt, sondern neben ihrer Tochter auf dem Bett saß. Sie sah auf ihre Tochter und dann wandte sich der Blick an uns. Langsam stand sie auf und kam zu uns.
"Es fällt mir wirklich schwer das zu sagen... aber ich denke wir müssen loslassen. Sie hat keine Chance mehr gesund zu werden."
"Nein, NEIN, niemand stellt die Geräte ab! Ihr müsst ihr Zeit zum Kämpfen lassen!", schrie ich ihre Mutter an und warf den Gegenstand neben mir, ein Wasserglas mit voller Wucht auf den Boden.
Diese konterte es mit einem seltsamen Bick und einem :"Mir fällt es genauso schwer wie euch, aber wir können ihr höchstens noch wenige Tage Zeit lassen. Danach hat sie überhaupt gar keine Chance mehr aufzuwachen."

Mit Tränen in den Augen starrte ich sie boshaft an und ballte meine Fäuste.
"Aber es gibt doch immer medizinische Wunder.", versuchte Jack die Stille zu unterbrechen und verhinderte so, dass ich etwas unüberlegtes tat.
Niemand erwiederte etwas, da wir alle sauer, enttäuscht oder sonst etwas waren.
Ich konnte nicht mehr. Ich warf einen letzten Blick zu ihr und rannte. Ich wollte nur noch weg von hier. Aus diesem verdammten Krankenhaus. Weg von diesem blöden Ort. Raus aus diesem grässlichen Universum.
Ich fühlte einfach nichts mehr, alles in mir war leer und gleichzeitig fühlte ich so viel: Trauer, Wut und Enttäuschung machten sich in mir breit.
Auf dem Parkplatz angekommen rief ich sofort meinen Vater an, der mir dann auch bestätigte mich abzuholen.
Dann kam dieses Mädchen von vorhin zu mir. Das, das ich wegen der Ausbildung kennengelernt hatte, nein hatte ich nicht, irgendwoher kannte ich sie bereits.

Wortlos stellte sie sich neben mich.
"Ich kann verstehen, dass das Alles wirklich schwer für dich ist.", versuchte sie ein Gespräch mit mir zu beginnen. Trotzdem wollte ich in diesem Moment einfach nicht reden, also blockte ich komplett ab und sagte nichts. Relativ schnell gab sie es dann auch auf und ging zu ihrem Auto.
"Also dann, bis Morgen!", rief sie mir schüchtern nach.

It's kind of crazy [girlxgirl] || ABGESCHLOSSENWo Geschichten leben. Entdecke jetzt