▪︎Kapitel 30▪︎ Freedom

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PoV Becc

Noch nie war ich so extrem verwirrt. Warum war sie hier? Naja wohl eher, warum wollte sie noch mit mir sprechen? Bei dem Allem was ich angestellt habe? Irgendwie war ich teilweise wirklich dermaßen unfair zu Jenny, dass ich es bis vor Kurzem immer noch bereute. Zumindest bis kurz vor meinem Umzug. Danach habe ich versucht alles Vorgefallene zu vergessen. Denn nicht nur ich habe in dieser Beziehung Fehler gemacht. Sie ebenfalls. Teilweise extreme Fehler.
Als ich wieder von meinem Rundgang durchs Krankenhaus zurückkam sah ich sie am Tresen der Rezeption stehen und machte einen großen Umweg um nicht wieder mit ihr konfrontiert zu werden. Doch es kam wie es kommen musste:

"Becc! Warte!", ein eiskalter Schauder durchführ meine Knochen. Nein! Sprich nicht mit mir, das wird alles noch schlimmer machen!
Ich drehte mich um und sah ihr direkt in die Augen und stand sogar näher an ihr als es mir lieb war. Also ging ich erst einmal einen Schritt zurück.
"Ich wollte das vorher nicht sagen. Ich denke nicht, dass du so bist wie früher. Es ist mir nur so rausgerutscht. Tut mir echt Leid.", versuchte sie stammelnd ihren Ausrutscher von Vorhin zu erklären.

"Schön.", gab ich ihr zurück und drehte mich weg. Als ich versuchen wollte abzuhauen, griff sie meine Schulter. "Becc, du kannst jetzt nicht weggehen, ich will mit dir sprechen.", genervt rollte ich mit den Augen und drehte mich zu ihr um.
"Okay, jetzt noch einmal klar und deutlich: Ich hab mit meinem alten Leben abgeschlossen und will nichts mehr mit dir zu tun haben.", versuchte ich ihr klar zu machen.
Klar, das war jetzt schon etwas direkt, aber so bin ich nun mal. Wenn mir etwas nicht passt sage ich es dieser Person ins Gesicht.

Genervt konnte ich endlich weggehen. Bei Bellas Zimmer angekommen versuchte ich meinen Groll gegenüber Jenny runter zu schlucken, da ich nicht wollte, dass sie sich um mich sorgte. Als erstes sollte Bella sich nämlich um ihre Gesundheit kümmern.
Ich öffnete die Tür und wurde fast vom Schlag getroffen. Sie ging auf mich zu? Irgendwie kam es mir wie ein Traum vor aber es war real.
Langsam und auf wackeligen Beinen näherte sie sich mir ohne Krücken und fiel mir um den Hals. Ich konnte es immernoch nicht fassen.
"Ich kann laufen!", raunte sie mir voller Begeisterung ins Ohr und ohne zu beachten wer mit im Raum war zog ich ihr Gesicht an meines und küsste sie. Meine Hände führen durch ihre samtweichen langen blonden Haare und ihre lagen auf meinen Hüften.

"Ich bin so stolz auf dich!", gab ich ihr nach einiger Zeit zurück. Sie sah auf und lächelte. "Leute, jetzt ists aber mal gut!", hörte ich aus der Ecke rufen. Ich schreckte sofort zurück und sah in diese Richtung. Es war zum Glück nur Jack und keine Person, die ich nicht ausstehen konnte.
Komisch apropos: Isabellas Girlclique war noch gar nicht zu Besuch.
Verwundert fragte ich sie wo die denn seien. Sie antwortete:"Naja, meine Mutter wollte nicht, dass sie schon zu mir kommen. Ich sollte mich ja wegen der Op stillhalten und so, aber wenn du es schon sagst. Ich konnte sie anrufen und fragen ob sie zu uns kommen wollen."
Hätte ich doch bloß nichts gesagt. Nicht noch mehr Menschen. Und schon gar nicht diese Menschen, nein auf die habe ich jetzt wirklich so gar keine Lust.

Wie von der Tarantel gestochen suchte Bella nach ihrem Handy und rief eine nach der anderen an, ob sie Lust hätten vorbeizukommen. Zu meiner und Jacks Begeisterung sagten alle zu. War natürlich ironisch gemeint, ich wollte diese Menschen nicht umbedingt sehen. Schon gar nicht Sophia. Die Person, die mir fast meine jetzige Partnerin weggenommen hätte.
Nach einigen Stunden herumalbern mit Jack und kuscheln mit Isabella, klopfte es an der Tür. Ohne das irgenwer den Klopfenden dazu aufforderte wurde die Tür schon von außen aufgerissen. Michelle rief ein lautes "Hello!" in die Runde und trat ein. Hinter ihr folgten Nele und Mia, die ein schüchternes "Hey." von sich gaben und zuletzt kam Sophia, die uns auch ebenso schüchtern begrüßte.

Jack und ich sahen uns an und verdrehten beide wie abgemacht die Augen. Sowohl er als auch ich konnten Michelle und Sophia nicht ausstehen und irgendwie hatte ich keine Meinung zu den anderen Beiden.
Alle reihten sich sofort um Bellas Bett auf und fragten wie es ihr ginge und wie unendlich Leid es ihnen für sie tat. Langsam rutschte ich vom Bett und stellte mich zu Jack der auf der anderen Seite des Raums stand und grinste. "Wie gackernde Hühner.", flüsterte er mir zu und gestikulierte die Bewegung eines Huhns.
Ich musste mich wirklich zurückhalten, um nicht zu Lachen, was mir sehr schwer fiel. Denn genauso sah es aus.

Nach einer Stunde voller unwichtiger Gespräche, stellte mich Isabella ihren Freundinnen endlich als ihre feste Freundin vor.
Irgendwie empfand ich sehr viel Schadenfreude, als ich Sophias entsetzten Blick sah, ja teilweise bin ich wirklich ein schlechter Mensch.
Michelle war sofort ganz aus dem Häuschen und fragte Bella unangemessene Dinge wie: "Und? Wie geht das bei Lesben? Also du weißt schon was ich meine." Und gestikulierte wild mit ihren Fingern herum. Ich fand das eigentlich nur komisch und bescheuert, deshalb sagte ich sarkastisch: "Ist zu schwierig zu erklären, müsste ich dir zeigen."
Das provozierte einen spitzen Aufschrei von Michelle, einen Lachanfall bei Jack, einen entgeisterten Blick von meiner Freundin und ein angeekeltes "Ihhhh" von den anderen beiden. Aber das war es mir wirklich wert.

"Wir gehen dann mal.", erklärte Michelle, als aufgrund meines Witzes kein anständiges Gespräch mehr zusammenkam. Jack und ich kringelten uns immer noch vor Lachen und Isabella schüttelte nur noch den Kopf.
Dann schaute ihre Mutter, Karin zur Tür herein und verkündete uns freudig :"Ihr könnt auch gehen!" Wir alle drei sahen sie entgeistert an :"Bella darf nach Hause?", durchbrach Jack plötzlich die Stille. Sie nickte und wir drei jauchzten vor Freude. Endlich Freiheit! Dieses blöde Krankenhaus hinter mir lassen.
Wir standen auf, packten Isabellas Koffer und gingen noch ein letztes Mal durch die Eingangshalle.

Kurz vor der Tür sah ich Tränen über Bellas Wangen laufen und sie nahm meine Hand. Wir traten zur Tür hinaus und spazierten ganz gemütlich in unsere gemeinsame Zukunft.

It's kind of crazy [girlxgirl] || ABGESCHLOSSENWo Geschichten leben. Entdecke jetzt