▪︎Kapitel 8▪︎ Sport ist Mord

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PoV Becc

"Okay ich glaube ich habe ein klitzekleines Problem", berichtete ich am Mittagstisch. Als mich meine Eltern fragten was los sei, antwortete ich nur: "Ich habe kein Sportzeug für heute und ich würde gerne mit Isabella zum Handball gehen."
Mein Dad fühlte sich ganz lustig und sagte:"Ja also das ist wirklich ein Problem. Nein Scherz, du kannst etwas von mir leihen wenn du willst."
Yay, ich werde also zum Kartoffelsack umgestylt, denn da mein Vater sehr groß ist trägt er logischerweise Sachen, die mir nicht passen.
Letztendlich entschied ich mich für ein Outfit, zusammengestellt aus einer kurzen Hose und einem T-Shirt, was mir um mindestens drei Nummern zu groß war.

Ich steckte noch was zum Trinken und irgendein Paar Turnschuhe in den Beutel und verließ das Haus.
Als ich in die Umkleide der Halle eintrat waren da alle da, außer Isabella. Ich bekam leicht Panik, was wäre wenn sie heute gar nicht kommt?
"Und du bist?", fragte mich ein sehr großes, hübsches Mädchen.
"Becc, eine Freundin von Isabella, ich mach heut auch mal mit", antwortete ich etwas nervös.
"Bist du nicht ein Junge?", fragte ein anderes Mädchen frech, wahrscheinlich wegen meinen kurzen Haaren, naja okay nicht vorhandenen Haaren.
Dies beantwortete ich nicht und drehte mich wortlos um, um mich umzuziehen. Ich hasse Menschen, dieser Gedanke schoss gerade einmal wieder durch meinen Kopf. Sie alle.
Als ich nur noch in Unterhose und Sportbh dastand fühlte ich Augen meinen Körper mustern.

Ich hörte Aussagen wie:
"Alter, was hast den du gemacht?!"
"Warst du mal traurig?"
"Hat dir dein Vati kein neues Iphone gekauft?"
"Nur Looser ritzen sich!"
"Bist du eines dieser Egirls?"
Also zischte ich zurück:" Es geht euch definitiv gar nichts an!"
Dann kam auch schon meine Rettung, Isabella betrat den Raum.
"Hallo Leute, sorry ich bin etwas zu spät!" "Alles gut, wir haben deine Freundin schon begrüßt.", sagte dieses große Mädchen, sie hieß Michelle soweit ich das mitbekam.
Ich hatte nun definitiv gar keine Lust mehr, wollte eigentlich schon abhauen, aber Isabella zuliebe blieb ich dann doch noch ein bisschen.
Warum mussten die auch alle so fies zu mir sein? Ich verstand es wirklich nicht.
Als wir die Halle betraten erwartete uns eine etwas dickliche Frau mit blonden Haaren und einem sehr aufgesetztem Lächeln.

"Hallo Mädls", begrüßte sie uns.
Dann deutete sie auf mich: "Wer hat die denn mitgebracht?" Dies sagte sie in einem so abwertenden Ton, dass mir ganz anders wurde.
Isabella antwortete, dass ich eine Freundin wäre und heute einmal ein bisschen mitmachen wollte.
"Okay gut, stellt euch mal auf! Dann wärmen wir uns vorm Spiel ersteinmal auf!"
Also machten wir erstmal ein paar Übungen, teilweise trainierten wir auch Stellen, von denen ich dachte es gäbe keine Muskeln dort, aber Biologie war sowieso noch nie mein Lieblingsfach.
Nachdem wir uns aufgewärmt hatten und ich schon komplett aus der Puste war, sollten wir auch schon die Bälle holen um einige Würfe zu üben.
Ich trainierte logischerweise mit Isabella, weil alle anderen hätte ich zu diesem Zeitpunkt gerne erschossen.

Da ich nicht umbedingt super im Werfen war, versuchte sie jeden kleinsten Fortschritt meinerseits anzusprechen, damit ich mich nicht schlecht fühlte. Wie lieb sie einfach zu mir war, ich konnte es nicht fassen.
Plötzlich traf mich ein Ball an meinem Kopf und eine Person sagte:"Hey, Kampflesbe quatsch nicht so viel mit deinem Opfer, sondern wirf mal anständig!"
Ab diesem Zeitpunkt half auch kein "Das war nicht so gemeint!", von Isabella mehr und ich schleunderte ihr diesen Ball direkt ins Gesicht.
"Du bist verrückt! Geh einfach, verschwinde und such dir einen Arzt!", schrie mich ihre Freundin an und versuchte die andere zu trösten.
Leider war mir das ziemlich egal, ich ging zur Trainerin und fragte ob ich denn bitte heimgehen könne, weil ich krank sei.

Sie sah mich etwas komisch an, ließ mich letztendlich aber doch gehen.
Ich rief Isabella noch ein:"Tschüss, dieser Sport ist definitiv nichts für mich!" zu und verschwand in der Umkleide.
Ich konnte es nicht fassen. Warum sind alle Menschen so böse? Alle! Okay außer Isabella.
Wütend ging ich nach Hause und sperrte mich in meinem Zimmer ein. Warum können die niemanden akzeptieren? Warum gibt es solche Menschen?

               *20 Minuten später*

Es klopfte an meiner Tür, ich sperrte auf, da ich dachte es wäre mein Bruder Noah. Aber nein, Isabella trat in mein Zimmer und sah mich entgeistert an, ungefähr so, als ob ich gerade ihr Haus angezündet hätte.
"Was willst du...?", fragte ich sie niedergeschlagen.
"Dass du aufhörst traurig zu sein. Ich weiß die anderen sind teilweise sehr hart und gar nicht gut auf Neue zu sprechen, aber sie würden dich auch noch akzeptieren lernen."
"Ne du, also diese Menschen will ich niemals wieder sehen.", antwortete ich eiskalt und sah, dass ihr diese Seite von mir logischerweise so gar nicht gefiel. Tränen stiegen mir in die Augen, da es mir gerade wirklich alles zu viel wurde. Ich konnte nicht mehr. In der Regel weine ich immer für mich allein und hasse es vor anderen zu weinen, aber heute konnte ich es einfach nicht mehr unterdrücken.
Sie setzte sich auf mein Bett und nahm mich in den Arm, ich legte meinen Kopf auf ihre Schulter und sie versuchte mich zu trösten.
Es fühlte sich so warm und herzlich an, einfach nur toll.

Sie fragte mich ob noch etwas sei und ob ich darüber reden wolle und ich wollte eigentlich nicht, aber trotzdem erzählte ich ihr alles über meinen Rauswurf und einiges über meine psychischen Problemchen.
Nach einer kurzen Pause fragte sie mich was denn bei mir diagnostiziert wurde. Ich antwortete ich wäre noch nie bei einem Arzt deshalb gewesen und sie sah mich überrascht an.
"Warum nicht? Du hättest dringend Hilfe gebraucht?"
Ich antwortete ihr:"Vielleicht hätte ich das, aber ich wäre schonmal wegen meiner Mutter nie an eine Therapie rangekommen und ich hasse es sowieso auf andere angewiesen zu sein."
"Dann versuche ich dir etwas zu helfen, ist das okay für dich? Denn ich will für dich da sein... weil du mir wichtig bist."
Eigentlich wollte ich nein sagen, aber bei dieser Aussage... ich war ihr wichtig, kein Satz hätte mich mehr aufmuntern können wie dieser und ich stimmte ihr zu.
Also sagte sie:"Ab heute kannst du immer mit mir reden wenn du mich brauchst, ich bin immer für dich da."
Diese Worte waren die schönsten die ich seit langem gehört hatte, in diesem Moment war ich unglaublich froh eine solche Person gefunden zu haben.

It's kind of crazy [girlxgirl] || ABGESCHLOSSENWo Geschichten leben. Entdecke jetzt