▪︎Kapitel 26▪︎ Pride

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PoV Becc

Nein, in der Psychatrie können sie mir sicherlich auch nicht helfen. Bestimmt nicht. Trotzdem beharrte sie darauf, dass ich so bald wie möglich in Behandlung gehen sollte.
Ja, vielleicht hätte ich mich wirklich umgebracht, wenn mein kleiner Bruder nicht gewesen wäre. Aber ich hab ja Glück gehabt. Da ich mich so sehr für diese Aktion schämte, beantwortete ich keine Fragen mehr darüber und erzählte nichts ihr mehr detaillierter. Denn das würde sie sicherlich nicht verkraften.
"Gehen wir Essen?", unterbrach sie mich in meinen Gedanken. "Also du kannst mich ja schieben", lächelte sie und zeigte auf den Rollstuhl.
"Dachte du darfst nichts mehr Essen, wegen der Op?"

"Becc, was ist denn bei dir los? Es ist erst Mittag.", antwortete sie mir mit einem Grinsen. Was? Dann habe ich ernsthaft letzte Nacht kein Auge zugemacht? Ich wusste nicht einmal, dass es Nacht war.
Also stimmte ich ihr zu und wir gingen beziehungsweise fuhren in die Hauseigene Cafeteria.
Sie nahm meine Hand, da ich den Rollstuhl schob und sie ihre Hände frei hatte:"Unser erstes Date. Und nebenbei meine Henkersmalzeit. Schön.", und begann das Lachen.
Ich knuffte sie in die Seite und antwortete :"Irgendwie haben wir nicht viel Anspruch."

"Wenn wir hier draußen sind, dann lad ich dich mal auf ein richtiges Date ein.", fügte ich hinzu und sah ein Glitzern in ihren Augen.
Endlich stellten wir uns auch in die Schlange für die Essensausgabe. Ich betete einfach, dass sie irgendetwas ohne Fleisch hatten und am Ende hatte ich einen Salat und ein Stück Karottenkuchen in der Hand.
Isabella aß Schnitzel mit Pommes und als Dessert irgendeinen Wackelpudding.
Irgendwie war ich doch etwas neidisch auf ihr Essen, aber das war mal wieder das Los der vegetarischen Ernährung. Du bekommst entweder Pommes oder einen Salat zum Essen.
Während wir aßen sah ich immer wieder, dass sie kurz aufsah und mich anschaute. Diese Aktion fand ich extrem süß von ihr und ich lächelte sie an.

Als wir den Hauptgang verspeist hatten fragte sie mich ob sie meinen Kuchen probieren könnte. Das war der Moment an dem alles in meinem Leben aus dem Ruder lief. Wir gehörten jetzt ernsthaft zu den Personen die sich gegenseitig fütterten. Normal fand ich es so extrem kitschig. Aber irgendwie war es bei ihr süß.
Sie sah mir ganz lange in die Augen und ich nahm ihre Hand. Wie aus dem nichts fragte sie mich :"Becc? Willst du meine Freundin sein?"
Als Antwort küsste ich sie und Tränen stiegen in meine Augen.
Noch nie war ich ein emotionaler Mensch, aber sie veränderte alles. Sie verändert mich wirklich, zum Guten.
Nach einer kurzen Pause antwortete ich :"Ja will ich!" und noch nie war ich glücklicher als in diesem Moment.
Von Beginn an wusste ich, dass sie anders war, anders als die meisten Menschen denen ich vor ihr begegnete. Der erste Mensch bei dem ich wusste sie hatte ein gutes Herz. Der erste Mensch dem ich blind vertrauen würde.

Eine Zeit lang saßen wir einfach nur da und sahen uns in die Augen. "Es ist so schön dich wieder zu haben", erklärte ich ihr und ein weiteres Mal stiegen mir Tränen in die Augen. So langsam entwickelte ich mich wirklich zu einer Heulsuse.
Als wir langsam aufstanden und zum Zimmer zurückgingen beziehungsweise ich Bella mit ihrem Rollstuhl zurückfuhr hielt sie meine Hand. Noch nie fühlte ich mich so stark, wie wenn niemand mir etwas anhaben könnte.
Natürlich gab es Blicke von allen Seiten und sie flüsterten, wahrscheinlich weil sie uns gerade beim Essen sahen. Sie flüsterten, weil zwei glückliche Menschen die Gänge entlang gingen beziehungsweise gefahren wurden. Wie ein Haufen surrender Wepen, die nur darauf warteten zuzustechen.
Aus Protest beugte ich mich von oben über sie und unsere Lippen berührten sich.

Zwei miteinander glückliche Menschen, des gleichen Geschlechtes in einer Beziehung. Schon sehr verwerflich, oder? Dafür müssen wir später sicher in der Hölle schmoren, bloß weil wir glücklich sind.
Aus einem Eck hörte ich eine alte Dame rufen :"Jetzt gehen sie zu weit! Mit diesem Homozeugs bekomm ich noch nen Herzinfakt. Abscheulich!"
Das erste Mal hörte ich darüber weg. Mit ihr am anderen Ende meiner Hand fühlte ich mich unbesiegbar. Es war mir völlig egal was alle darüber dachten. Denn eines bin ich ihnen vorraus: Ich weiß wer ich bin und wo ich hingehöre.
Am Ende des Ganges vor Bellas Zimmer stand Jack, der applaudierte.
Irgendwie war mir dieser Typ doch durchaus sympathisch. Seine ironische Grundeinstellung mochte ich wirklich.
"Krasse Show Leute! Und Hammer Catwalk!", lachte er uns entgegen.
Wir alle drei lachten daraufhin lauthals los, bis uns unsere Bäuche schmerzten.

Isabellas Mutter schaute plötzlich aus ihrem Zimmer und fragte was denn so lustig wäre. Genauer gingen wir nicht auf diese Frage ein sondern lachten einfach weiter.
Als wir uns zumindest einigermaßen beruhigt hatten nahm Isabella meine Hand und trat einen Schritt nach vorne. "Mama ich glaube ich sollte dir jemanden vorstellen. Das ist Becc, meine feste Freundin." Zuerst war ich wirklich dezent verwundert was das für eine Aktion war, aber nachdem ich realisiert hatte was genau sie damit bezwecken wollte fand ich es mega süß von ihr.
"Ist ja auch Zeit geworden.", lachte sie und fügte hinzu :"Herzlich willkommen in unserer Familie Becc. Du bist ja jetzt irgendwie auch ein Teil davon."
Niemals hatte jemand so etwas liebes zu mir gesagt. Ich fand es absolut süß.
Und dann umarmte sie mich auch noch.

Mein Herz schlug Freudensprünge, denn in der Regel war ich es gewohnt, dass Eltern mich hassten. Alles war hier anders. Wie in einem Traum, in einem sehr schönen.
Jack kam nun auch zu mir und legte seinen Arm um meine Schulter, ebenso tat er es bei Isabella.
"Na Ladies? Mal Lust auf ein Doppeldate? Ich nehm Lars mit und ihr beiden kommt auch mit. Wie wäre das?", fragte er uns mit einer sehr aufgesetzten cool klingenden Stimme.
Gleichzeitig begannen wir zu lachen und stimmten sogleich zu.
Irgendwie mochte ich mein neues Umfeld sehr gerne. Nur war es extrem schade, dass Jack so weit weg wohnte und nicht mehr in unserem Dorf. Denn auf die Menschen aus meinem Dorf, vor allem die in meinem Alter außer Bella würde ich sehr gerne verzichten.

Da gab es Sophia, die mir meine Freundin fast nahm. Michelle, die Oberzicke, die auch dachte sie wäre die Allerbeste nur weil sie einigermaßen passable aussah.
Nora, die eigentlich sowieso nur tat was die anderen ihr sagten und Mia, die eigentlich so selten sprach, dass es ein Wunder war, das ich ihren Namen wusste. Und dieses Mädchen, die mit mir eine Ausbildung hier anfing und von der ich mir den Namen immernoch nicht merken konnte, obwohl sie mir irgendwoher bekannt vorkam. Ich kannte sie, aber ich könnte wirklich nicht sagen woher. 
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Endlich sind sie zusammen, so lange hab ich mich schon darauf gefreut diese Stelle zu schreiben :)
Vielen lieben Dank für 1k Reads, danke an jeden einzelnen von euch <3

It's kind of crazy [girlxgirl] || ABGESCHLOSSENWo Geschichten leben. Entdecke jetzt