▪︎Kapitel 11▪︎ What's wrong with me?

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PoV Isabella

Ich weiß wirklich nicht was ich für ein Problem habe. Allgemein finde ich es doch gar nicht schlimm lesbisch zu sein, aber es ist nichts für mich.
Definitiv nicht. Gar nicht. Überhaupt nicht!
Trotzdem liebe ich es wenn sie sich in meiner Nähe befindet, meine Hand nimmt oder allgemein präsent in meinem Leben ist. Eigentlich gibt es da doch nicht einmal ein Problem, oder etwa doch?
Da ich jetzt endlich aus dem Krankenhaus entlassen wurde ging ich mit meinen Eltern wieder in die Kirche. Zum ersten Mal seit Jahren traf ich mich danach nicht mehr mit Jack. Er fehlte mir so sehr. Vor ein paar Tagen zog er entgültig von mir weg, seinen Abschluss konnte er ja an einer anderen Schule machen. Aber er versprach mir mich einmal besuchen zu kommen und darauf freute ich mich schon riesig.

Da ich Ministrantin bin und heute mit dem Weihrauch schwenken dran war, musste ich mich mal wieder darauf konzentrieren und konnte nicht nochmal in Gedanken versinken.
Mein mich behandender Arzt fragte heute, ob bei mir seelisch gesehen alles okay wäre, aber so langsam kann ich das nicht mehr feststellen.
Ich weiß es einfach nicht. Irgendwie fühle ich mich zur Zeit so leer, ich fühle eigentlich nichts mehr und gleichzeitig empfinde ich so viel für dieses Mädchen, dass es mir fast unheimlich wird.
Ein Stoß von der Seite ließ mich aufschrecken. Mia zischte mir ein:"Schwing den Kessel weiter" zu.
Ich habe es schon wieder getan, ich kann einfach nie bei der Sache bleiben, es geht einfach nicht.
Ständig musste ich an sie denken, warum konnte sie nicht einfach ein Junge sein? Dann würden mich alle noch für halbwegs normal halten.
Kann ich nicht einfach wieder "normal" sein?

Aber auf der anderen Seite mochte ich es sehr gerne, dass sie nicht war wie die Menschen, die mir bisher nah standen. "Okay ich nehms", motzte mich Mia an, als ich wahrscheinlich schon wieder aufhörte den Kessel mit Weihrauch zu schwingen.

                  *Nächster Tag*

Unfreundlich weckte mich mein Handyklindelton am nächsten Morgen auf. Es war ein Lied, welches ich hasste, damit ich sofort aufstand um es auszumachen und nicht weiterschlief. Heute muss ich wieder in die Schule und dazu kam, dass wir Matheklausur schrieben. Das allerletzte Mal in meinem Leben, naja zumindest neben dem Abitur. Ehrlich gesagt war ich überhaupt nicht nervös davor, da ich bisher in Mathe immer über zehn Punkte hatte und eigentlich fast eine Art Talent für dieses Fach habe.
Als ich mit meinen Cornflakes fertig war, machte ich mich auch schon auf den Weg. In der Schule angekommen wurde ich sofort von allen Seiten mit etlichen Fragen durchlöchert, da ich in meinem Freundeskreis die einzig Gute in Mathe war. Plötzlich wollen alle mit dir befreundet sein, nur weil du etwas kannst. Eigentlich schon eine etwas seltsam diese Welt.
Mich wunderte es, dass Sophia mich extrem mied, sie war eigentlich die, die am dringendsten Hilfe in Mathe brauchte. Wahrscheinlich ignoriert sie mich wegen der Sache mit dem Kuss. Ehrlich gesagt wollte ich sie vor der Klausur nicht darauf ansprechen, da diese extrem wichtig für sie war und sie sich besser konzentrieren sollte.

In der zweiten Stunde schrieben wir sie dann auch schon. Heute war irgendwie etwas anders, ich konnte mich nicht anständig konzentrieren und machte wahrscheinlich deshalb einige Leichtsinnsfehler.
Ich ging auch das erste Mal mit dem seltsamen Gefühl aus der Klausur, ich hätte nicht alles gegeben. Also war meine Laune auch etwas im Keller.
Trotzdem wollte ich nochmals mit Sophia sprechen. Gesagt, getan ich fragte sie ob wir einmal kurz ein Gespräch unter vier Augen führen konnten.
"Sophia, ich weiß wie wichtig dir diese Sache ist aber wir, nein ich brauche noch Zeit. Ich muss alles erst einmal verarbeiten, okay?"
"Ja, du musst mir das mit dem Kuss auch verzeihen, es war nicht geplant oder so und es tut mir wirklich mega Leid.", antwortete sie gedrückt.
"Treffen wir uns heute Nachmittag in der Eisdiele? Vielleicht können wir da nochmal besser reden, weil auf dem Schulflur so viele Leute sind", antwortete ich schnell bevor ich das nächste Klassenzimmer betrat.
In der Eisdiele? Bin ich eigentlich komplett dämlich? Ich wollte sie doch nicht... wenn sie jetzt denkt ich stünde auch auf sie?

"Tu ich das nicht schon?", fragte ich mich schon wieder. Nein, also wenn dann würde Becc für mich infrage kommen, oder etwa nicht? Irgendwie hatten beide etwas an sich, was ich als extrem anziehend empfand.
Aber ich will doch niemanden verletzen!
Das erste Mal fragte ich mich nun nicht mehr, ob ich Frauen anziehend finde, sondern welche von den beiden für mich eher Infrage kam. Schon etwas seltsam dieses Gefühl aber so langsam denke ich, ich kann damit leben. Ich denke ich habe jetzt endlich erkannt wer ich bin und irgendwie fühlt es sich nicht einmal so schlecht an.
Nach der Schule kam Sophia zu mir und wir gingen rüber zur Eisdiele. Da Sommer war, konnten wir uns nach draußen setzen. Wir bestellten unser Eis und sie fragte mich nachdenklich: "Du bist dir ganz sicher, dass du definitiv nicht auf Mädchen stehst?"
"Ehrlich gesagt habe ich gerade keine Ahnung, irgendwie empfinde ich etwas für Mädchen, aber bisher war ich doch immer nur in Jungs verknallt.", antwortete ich langsam.
Sie antwortete, dass sie es okay fände und falls ich es einmal mit einem Mädchen probieren wollte, sie durchaus Lust darauf hätte. Vielleicht würde ja sogar eine Beziehung entstehen?

Je länger ich Zeit mit Sophia verbrachte desto wahrscheinlicher wurde es für mich, es doch mal in einer Beziehung mit einem anderen Mädchen zu versuchen. Nachdenklich sah ich auf die Straße, natürlich war hier mal wieder niemand, wie immer.
Also beugte ich mich zu Sophia und küsste sie, sie erwiederte es, legte ihre Hand auf meine und strich zärtlich durch meine Haare.
Plötzlich sah ich jemanden auf der Straße und unterbrach den Kuss sofort, da ich nicht wollte, dass es jemand sah, der mich kannte.
Als ich erkannte wer es war blieb mein Herz kurz stehen... es war Becc, sie hatte uns gesehen.
Schnellen Schrittes ging sie davon und ich lief ihr nachdem ich Sophia zu rief: "Ich komm gleich wieder!" nach. Zum Glück bin ich nicht umbedingt sehr langsam wenn ich lief, also holte sich sie relativ schnell ein. "Bleib stehen, bitte!", rief ich ihr aus kurzer Distanz zu aber sie tat so als ob sie mich nicht hören würde.
Als ich ich weiter hinterher rief, bekam ich irgendwann ein:"Verzieh dich, ich will dich nie mehr sehen!" zurück.

It's kind of crazy [girlxgirl] || ABGESCHLOSSENWo Geschichten leben. Entdecke jetzt