▪︎Kapitel 32▪︎ Best day of my life

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PoV Becc

Irgendwie fand ich es immernoch wirklich verwundernd, dass sie mir Geheimnisse, wie zum Beispiel diesen Ort anvertraut. Der wirklich sehr idyllisch ist. Im Gegenzug aber nichts von mir verlangt, zum Beispiel hat sie es gestern einfach akzeptiert, als ich ihr sagte ich wolle nicht über die Sache mit Jenny sprechen.
Noch nie war ein Mensch so zu mir, dieses Unvoreingenommene und selbstverständliche Vertrauen mir gegenüber, war mir ziemlich neu.
In der Mitte der Lichtung setzte sich Bella ins Gras und ließ ihren Hund frei laufen. "Komm her!", forderte sie mich auf und ich setzte mich neben sie. Mit einem zufriedenen Säufzer legte sie ihren Kopf auf meine Schulter und schlang ihre Arme um meinen Körper.

"Alles ist so perfekt, findest du nicht?", fragte sie mich wie aus dem Nichts. Ich nickte langsam und drehte den Kopf zu ihr. Sie reagierte indem sie ihre Lippen gegen meine presste.
Plötzlich lief mir irgendetwas nasses über mein Hosenbein. Als ich aufsah sah ich, einen großen Hund mit einem Stockchen im Maul. Aus seinem Mundwinkel hang ein nasser Faden. Ich sprang auf und wischte mir den Hundesabber angeekelt von der Hose, während der Hund auffordernd mit dem Schwanz wedelte. "Was ist?", fragte ich den Hund lachend :"Freust du dich darüber, dass du meine Hose versaut hast?"

"Ne, er will spielen.", erklärte mir Isabella mit einem Grinsen. Also versuchte ich ihm das Stöckchen aus dem Maul zu nehmen, um es zu werfen. Schnell gesagt, aber schwierig umzusetzen. Denn als ich den ersten Schritt auf ihn zu machte sprang er zurück und als ich versuchte mir das Stöckchen zu schnappen, rannte er los. Ich hinterher. Eine Zeit lang jagte ich ihn ziemlich sinnlos in der Lichtung herum, bis er sich schließlich auf den Rücken warf und einen verrückten Blick aufsetzte. Ich kraulte ihn am Bauch und konnte ihm endlich das Stöckchen aus dem Maul nehmen.

Isabella konnte sich hinter mir vor Lachen fast nicht mehr beruhigen. Anscheinend sah es wirklich sehr komisch aus, wenn ich einen Hund versuchte zu fangen.
Nach ein paar Stunden Hund jagen und entspannen beschlossen wir wieder zurückzugehen. Vor meinem Haus angekommen verabschiedete ich mich von Bella und erklärte ihr, dass wir schon heute Abendessen gingen. Im dorfeigenen Restaurant, um genau zu sein. Ich hoffe da werfen sie zwei Lesben nicht einfach raus.
Leider ist in den meisten kleineren Dörfern immer noch verpönt mit einem gleichgeschlechtlichen Partner auszugehen. Was ich sehr schade finde. Warum genau will mir diese Gesellschaft vorschreiben wen ich denn zu lieben habe?
Was haben andere Menschen davon mein Leben einzuschränken? Ich verstehs nicht.

"Aber erstmal brauch ich etwas zum Anziehen!", dachte ich etwas zu laut und Klecks, unser Hund sah mich genervt an, da ich ihn schon wieder weckte. Ich wühlte tief in meinem Kleiderschrank und war völlig überfordert, was ich anziehen sollte. Wahrscheinlich ist das der einzige Punkt in dem ich dem Klischee "Mädchen" entspreche und das ist auch gut so. Ehrlich gesagt gibt es für mich nichts schlimmeres als Klischees. Warum dieses Schubladendenken? Kann man nicht einfach ein Individuum akzeptieren? Jeder ist eben anders.
Ein Blick auf die Uhr brachte mich in einen nahezu panischen Zustand. In einer Stunde sollte ich Bella schon an ihrem Haus abholen. Endlich fand ich etwas was sich auch eignete bei einem Date zu tragen.

Ich zog ein schwarzes Hemd oder eine Bluse heraus, ehrlich gesagt kannte ich keinen Unterschied dazwischen und kombinierte eine schwarze Jeans dazu. Um mein Outfit, wenn man es so nennen konnte, abzurunden nahm ich einen grau- weißen Blaser und schwarze Sneaker.
Einigermaßen stolz auf mein Werk stellte ich mich vor den Spiegel.
Das erste Mal seit einiger Zeit konnte ich mich länger darin betrachten, ohne, dass ich sofort einen Kotzreiz verspürte. Besserung, würde ich sagen.

Nervös auf meine Armbanduhr schauend ging ich im Flur auf und ab. Irgendwie freute ich mich auf nachher, aber irgendwie war ich auch extrem nervös. Nik, Dads Mann betrat den Raum.
"Uh, wo geht's denn heute so aufgebrezelt hin?", fragte er mich, anscheinend hatte ihm Dad noch nicht davon erzählt.
Stolz antwortete ich ihm :"Auf ein Date." "Mit deiner Freundin? Wie süß. Du musst sie uns umbedingt einmal vorstellen. Also ich meine, wir kennen sie ja schon, aber wir könnten z.B. Mal gemeinsam bei uns Essen?", entgegnete er mir freudig.

Noah schlüpfte unter seinem Arm durch und stellte sich ebenfalls zu uns.
"Ja, umbedingt musst du sie mitbringen!", stieß auch er aus.
Ich lächelte und schnappte mir die Schlüssel mit den Worten :"Darf sie heute bei mir übernachten?"
"Joa, also ich denke schon.", antwortete mir Nik überfordert und fügte flüsternd hinzu :"Bitte sperrt aber die Tür ab, okay?" Und zeigte demonstrativ auf Noah.
Dieser blickte fragend auf und wir beide begannen zu lachen. "Das musst du noch nicht verstehen.", lächelte ich, als ich die Haustür hinter mir schloss.

Immer noch mit einem leichten Lächeln auf den Lippen spazierte ich die Straße entlang. Neben mir flog ein Vogel vorbei und landete neben einem anderen, der zwitschernd auf einem Baum saß. Sofort schmiegte sich der eine an den anderen und mir wurde ganz warm ums Herz.
Niemals dachte ich, dass mich jemand so verzaubern konne, sodass ich sogar verliebte Vögel süß fände.
Sie hat mich wirklich verändert. Dieser Fakt macht mich immer noch stutzig, denn eigentlich hatte ich mir vorgenommen niemals wieder eine andere Person an mich heranzulassen.

Nachdem was mit Jenny geschah. Eigentlich hatte ich mit ihr komplett oder zumindest mehr oder weniger abgeschlossen und dann stolziert sie einfach so wieder in mein Leben. Was denkt sie sich dabei? Selbst wenn es nach außen nicht so aussieht, habe ich Gefühle, die man auch durchaus verletzen kann. Und sie hat mich verletzt und ich wollte sie niemals wieder sehen. Eigentlich habe ich mir geschworen Beziehungen oder innigen Freundschaften aus dem Weg zu gehen, aber jetzt. Was soll das? Irgendwie hat das Universum eine charmante Art mir zu vermitteln, ich sollte nicht aufgeben. Wegen Isabella, ich denke ich habe endlich die Person, die ich wirklich liebe gefunden. Aber Jenny?
Warum versucht sie auf einmal wieder an mich heranzukommen?
Was erwartet sie von mir?
Vor Bellas Haus angekommen stellte ich mich vor die Tür und klingelte.
Ihre Mutter öffnete mir die Tür und begrüßte mich freundlich.
"Hallo, Becc. Gut siehst du aus. Komm noch ein bisschen herein. Sie braucht etwas länger heute. Willst du einen Kaffee?"

"Hallo, danke und ja ich möchte sehr gerne einen Kaffee.", gab ich zurück und freute mich, dass ich endlich einen Kaffee trinken konnte, da ich extremst müde war.
Während ich an meiner Tasse sippte und ein Standardgespräch mit Karin, ihrer Mutter führte, kam sie die Treppen herunter. Ich musste wirklich aufpassen, dass meine Kinnlade nicht herunterfiel. Sie war wunderschön. In einem hellroten Kleid mit passenden Schuhen. Einfach traumhaft. Noch nie habe ich so einen schönen, nein nahezu perfekten Menschen gesehen.

It's kind of crazy [girlxgirl] || ABGESCHLOSSENWo Geschichten leben. Entdecke jetzt