▪︎Kapitel 38▪︎ Heartbroken

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PoV Isabella

Warum muss ich so etwas erleben? Sophia ist gestorben und meine Freundin musste mich obendrein auch noch betrügen. Als ob es mir in diesem Moment nicht schlecht genug ginge. Nein, sie musste umbedingt noch nachtreten. Mich noch mehr verletzen. Warum um alles in der Welt verhalten sich Menschen so?
Vor dir spielen sie eine heile Welt vor, das alles perfekt wäre und dann zücken sie ihr Messer und rammen es dir in den Rücken.
Wem genau habe ich etwas getan? Warum muss mich dieses Universum ständig bestrafen? Erst der Unfall, dann Sophia und nun Becc?

Bis vor kurzem hielt ich Becc noch für einen der besten Menschen, die mein Leben jemals betraten. Im Moment war ich einfach nur enttäuscht von ihr. Nein, ich war nicht sauer, einfach nur bitter enttäuscht.
Von ihr und von mir selbst. Unsere Beziehung hat jemanden mehr oder weniger in den Tod getrieben und sie schießt alles in den Wind. Anscheinend interessiert sie sich nicht einmal ansatzweise für meine Gefühle. Vielleicht habe ich mich wirklich in ihr getäuscht?
Wahrscheinlich ist sie wirklich so wie Jenny es mir erklärt hatte: eiskalt, unbarmherzig, untreu, egoistisch...
Nein! Ich will es nicht glauben! Sie kann doch nicht einen derartig miesen Charakter die gesammte Zeit vor mir versteckt haben.

Eigentlich hatte ich sie als eine Person eingeschätzt, die im Kern eine wunderbare Persönlichkeit versteckt hielt. Diese musste man nur entfesseln.
Immer konnte ich sie verstehen. Wir waren wie Ketchup und Majo, Susi und Strolch oder Ying und Yang. Von Anfang an. Was genau hatte sich in so kurzer Zeit geändert? Vom einen auf den anderen Moment. Ich verstand sie, ich wollte ihr stehts helfen, verdammt ich liebte sie wirklich.
Diesen Gedanken unterbrach Jack, als er zu mir ins Zimmer eintrat. Er setzte sich neben mich aufs Bett und reichte mir ein Taschentuch.

"Ich kann verstehen, dass gerade alles auf dich extrem einwirkt. Dich innerlich zerstört.", erklärte er mir mit sanfter Stimme. Etwas leiser fügte er hinzu :"Ist bei mir gerade ähnlich. Lars und ich...", er begann zu stocken und seine Augen füllten sich mit Tränen. "Wir haben uns getrennt.", vervollständigte er seinen Satz nach einem kurzen Schweigen.
"Oh gott! Es tut mir Leid! Ich wollte nicht vor dir über so etwas herumheulen!", stieß ich erschrocken aus und wischte mir meine Tränen aus dem Gesicht.

"Alles okay. Eigentlich wollte ich nicht darüber sprechen, aber ich denke ich werde jetzt ein Weilchen bei euch wohnen. Sonst sitze ich auf der Straße und handle mit Drogen oder so.", erklärte er und lächelte ein wenig. Trotzdem merkte ich wie es ihn innerlich zeriss. Noch nie war er ein Mensch der großen Gefühle, aber meistens leiden solche Menschen allein, in ihrem Kopf. So ist es bei ihm und ebenso bei Becc.

Aber ich erlaubte mir gerade nicht über sie nachzudenken. Denn ich musste jetzt für ihn da sein. Ihm zuhören. Meine Gefühle für eine kurze Zeit hinten anstellen.
"Darf ich fragen warum ihr euch getrennt habt?", fragte ich vorsichtig.
Schluchtzend erklärte er mir :"Naja, schon seit einigen Wochen hatten wir Stress. Letztendlich war ich ihm einfach mal wieder zu kompliziert."
"Selbst wenn du kompliziert bist, bist du trotzdem du und für das sollte er dich lieben. Für nichts anderes. In einer Beziehung sollte man die andere Person genauso akzeptieren, wie sie nunmal ist.", versuchte ich ihn aufzumuntern.

"Ja, du hast schon irgendwie Recht. Trotzdem fühle ich mich schrecklich. Warum kann ich nicht einfach gut genug für irgendjemanden sein? Was mache ich falsch?", fragte er mich und ich sah Tränen über seine Wangen laufen.
Diese Aussage hörte ich nicht das erste Mal. Sophia fragte mich etwas ähnliches. Sofort brach ich in Tränen aus und schlang meine Arme um ihn. Nicht noch einen Menschen! Niemals wieder wollte ich nochmals jemanden verlieren müssen. Einige Minuten schwiegen wir und versuchten uns gegenseitig durch eine innige Umarmung zu trösten.

Ihm ging es ähnlich mit Lars, wie es mir mit Becc ging. Ohne Frage würde ich sie niemals im Leben verlassen wollen, aber so langsam fühlte ich mich dazu gezwungen.
Sie ließ mir irgendwie keine andere Wahl. Vielleicht ist ein Kuss mit einer anderen Person für manche Beziehungen nicht derartig schädlich, aber leider konnte ich nicht einfach darüber hinwegsehen. Nichts gab es auf dieser Welt, das ich mehr hasste wie untreue Menschen.
Nie dachte ich daran, dass ich jemals auf eine solche Person stoßen würde.
"Willst du auch darüber sprechen?", fragte mich Jack. "Warum führt sie sich mir gegenüber so auf? Was habe ich ihr denn getan? Bin ich ihr etwa nicht gut genug?", weinte ich verzweifelt.

"Manche Menschen sind anders, als du es jemals erwartet hättest. Leider gibt es schlechte Menschen, auch wenn du es nie glauben...", versuchte er mir zu erklären.
Aber ich fiel ihm ins Wort und protestierte :"Nein, sie ist kein schlechter Mensch. Es muss an etwas anderem gelegen haben. Niemals dachte ich, sie würde mich betrügen! Nie im Leben!"
"Ja, ich weiß.", antwortete mir Jack, während ich meinen Kopf auf seine Schulter legte. "Vielleicht solltet ihr miteinander darüber reden? In der Regel bringt euch ein Gespräch um Welten weiter. Beide Seiten konnen sich aussprechen und ihre Ansicht schildern. Vielleicht bringt es etwas? Auf alle Fälle ist es um einiges besser als euch gegenseitig stetig anzuschweigen.", fügte er hinzu.

"Ich weiß nicht, ob ich das kann. Mit ihr sprechen. Ich weiß noch nicht einmal, ob ich ihr jemals wieder in die Augen blicken will. Oder kann.", erklärte ich ihm weinerlich.
Warum musste das auch gerade zu diesem Zeitpunkt geschehen? Sophia ist gestorben. Darauf sollte ich mich im Moment konzentrieren. Sie hätte es verdient, dass ich endlich um sie trauern könnte. Aber nein, ich musste mich gerade mit meiner verrückten Freundin herumschlagen.
Eigentlich war der Kuss nicht einmal das Ausschlaggebende. In normalen Zeiten wäre ich wahrscheinlich irgendwann darüber hinweggekommen.

Aber zur Zeit ging wirklich alles drunter und drüber und so langsam entwickelte ich mich zu einem Nervenbündel. Dazu kam jetzt auch noch Beccs Aktion. Ich hatte das Gefühl, dass mir gerade alles über den Kopf wuchs.
Jemand klopfte an der Tür und trat ein. "Becc war gerade hier und hat nach dir gefragt. Ich habe ihr gesagt, dass du nicht hier bist und nichts mehr mit ihr zu tun haben willst.", erklärte mir meine Mutter.
Nein, ich wollte noch etwas mit ihr zu tun haben, sie nicht einfach abservieren. Ich musste mit ihr sprechen. Also schnappte ich wortlos meine Jacke und verließ das Haus.

It's kind of crazy [girlxgirl] || ABGESCHLOSSENWo Geschichten leben. Entdecke jetzt