▪︎Kapitel 33▪︎ Opposite

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PoV Isabella

*Kurzer Zeitsprung*: bevor Becc das Haus betritt (ca. 19:30 Uhr)

Ich war schon extrem gespannt auf nachher, da es mein erstes Date war und ich davor noch nicht einmal nach einem gefragt wurde. Natürlich wusste ich, dass gepant war wir würden ins Dorfrestaurant gehen, aber obwohl ich dort schon so oft war, würde es diesmal anders sein.
Das erste Mal auf einem Date. Mit einer anderen Frau. Irgendwie war ich komplett aus dem Häuschen.
Natürlich zog ich mal wieder mein rotes Lieblingskeid an und dann klingelte es auch schon an der Tür.
Ich wusste, dass meine Mam Becc diese öffnen würde, also schminkte ich mich noch zu Ende.

Langsam und vor allem vorsichtig, da ich nicht über mein Kleid stolpern wollte, schritt ich die Treppe herunter. Unten erwartete mich Becc, welche vor staunen ihren Mund fast nicht mehr schließen konnte.
Sie kam auf mich zu und raunte mir ein "Du bist wunderschön.", zu.
Ehrlich gesagt musste ich bei dieser Aussage wieder schmunzeln. Klar, ich hatte schon immer Mädchen um mich herum, die mir so etwas nahezu ständig sagten, aber es von ihr zu hören war nochmal um einiges besser. Außerdem war es sicher kein Kompliment, dass man so daherplappert und ich wusste, dass sie es ernst meinte.

Händchen haltend gingen wir aus der Tür auf die Straße. Immer musterten uns seltsame Blicke von den Dorfbewohnern und irgendwie sind wir wahrscheinlich für die Meisten extrem sonderbar, aber das war mir egal. Inzwischen waren wir schon an diesem Punkt, dass wir uns bei homophoben Sprüchen einfach vor der jeweiligen Person küssten. Natürlich gab es immernoch Menschen, die uns wirklich mit ihren abwertenden Blicken beängstigten, aber diese liefen uns zum Glück nur noch selten über den Weg.
Im Restaurant angekommen, ließen wir uns einen Platz für zwei Personen zuweisen. Ehrlich gesagt strahlte ich bis über beide Ohren, als wir endlich am Tisch saßen. Es war einfach zauberhaft: Die leise Musik aus dem Radio im Hintergrund, die Dekoration, das leise klirren des Bestecks in der Küche und die kleine Kerze, die vor uns auf dem Tisch loderte.

Als wir das Menü bekamen, erinnerte mich Becc daran, dass sie zahlen würde und ich mir aussuchen könnte was ich wollte. Trotzdem achtete ich etwas auf den Preis, da ich wusste wie knapp es eigentlich um Beccs Geldvorrat stand.
Als wir das Essen nach einer halben Ewigkeit serviert bekamen, stellte ich einmal wieder fest, dass die Teller einfach viel zu groß für mich waren.
Wir wünschten uns einen guten Appetit und begannen zu Essen.
Plötzlich wurde die friedliche Musik von einem Radiosprecher unterbrochen. Aufgrund einer Eilmeldung. Erst hörte ich gar nicht richtig hin, aber als unser Heimatort genannt wurde wurde ich aufmerksamer.

Alles was ich hörte war:
"Eine Person von ungefähr 17 Jahren hat sich vor einen Zug geworfen. Sie ist bereits am Unfallort verstorben."
Becc sah mich an und ich checkte schockiert erst einmal mein Handy.
Meine Mutter hatte mich einige Male versucht anzurufen. Da ich wissen wollte ob es Jack gut ging, rief ich sie zurück. Denn ich hatte Angst, dass es ihn betraf. Er war dieses Wochenende nämlich noch in der Stadt, bei seiner alten Pflegefamilie, um noch etwas erledigen zu können.
Mit extrem zittrigen Fingern und einem bebenden Herzen drückte ich auf mein Handy, um sie zurück zu rufen. Nach einem langen Piepen nahm jemand ab. Mit gebrochener Stimme fragte ich meine Mutter, ob sie angerufen hätte.

"Ja, ich habe dich angerufen. Du und Becc kommt besser zu uns nach Hause.", Tränen liefen mir über die Wangen und tropften auf das Tischtuch. Als Becc merkte, dass ich weinte setzte auch sie einen traurigen Gesichtsausdruck auf.
Nervös und völlig am Ende, legte ich das Geld auf den Tisch und wir verließen das Restaurant. Zügig gingen wir zu mir nach Hause, denn meine Mutter wusste offensichtlich wer es war, sie wollte es mir trotzdem nicht am Telefon erzählen. Wahrscheinlich hat sie eine Benachrichtigung erhalten.
Als sie uns die Tür öffnete sah ich ihr bedrücktes Gesicht und ich wusste was los war. An dieser Stelle konnte ich vermuten ich wer sich vor den Zug geworfen hatte. Ich hatte die Befürchtung, dass es Jack war. Er war mein bester Freund. Seit so vielen Jahren! Warum tut er das? Er war doch vor einigen Tagen noch so glücklich.

Wir gingen ins Haus und setzten uns an einen Tisch. Langsam begann meine Mutter zu stammeln: "Sophias Eltern haben mich gerade angerufen, sie hat sich vor einen Zug geworfen."
Ich konnte es nicht fassen: "Nein! NEIN! Nicht sie, nicht eine meiner besten Freundin. Ich will sie nicht verloren haben! Ich habe sie verletzt... ich habe sie letztendlich irgendwie auch getötet.
Sie sollte bei meiner Hochzeit dabei sein, sollte für immer an meiner Seite bleiben... ich wollte selbst im Altenheim ein Zimmer neben seinem bekommen.
Und jetzt habe ich ihn für immer... verloren.

Noch nie war ich so traurig, verspürte solch einen großen Schmerz. In unserer Kindheit haben wir so viel gemeinsam erlebt: Sandkuchen gebachen und versucht zu essen, mit Schaufeln gefechtet, alle im Kindergarten wahnsinnig gemacht, Disneyfilme gemeinsam angesehen, mit ihr und Jack habe ich Schwimmen gelernt, Radfahren gelernt, sie lebte teilweise fast bei uns, sie war wie eine Schwester für mich. Klar hatten wir uns etwas auseinander gelebt, aber wir hätten wieder zueinander gefunden. Und jetzt ist sie einfach weg! Von heute auf morgen... ich dachte es ginge ihr besser. Denn seitdem ich ihr erkärte, dass ich nicht mehr als Freundschaft für sie empfand war sie immer irgendwie traurig. Ich schluchtste laut auf und meine Mutter nahm mich in den Arm.
Nach kurzer Zeit sagte sie mit weinenerlicher Stimme: "Isabella, ich weiß wie wichtig sie dir war. Es tut mir so unglaublich Leid für dich."

Wir können höchstens noch ihr Grab besuchen. Bei diesen Worten lief mir ein eiskalter Schauder den Rücken runter. Nur noch ein Grab besuchen. Die Bilder mit ihr nur noch ansehen. Keine neuen mehr schießen.
Bei diesem Gedankengang kamen mir noch mehr Tränen. Sie war doch glücklich. Was zum Teufel ist geschehen? Warum hat sie sich vom einen auf den anderen Moment entschieden sich das Leben zu nehmen?
Ich konnte es immernoch nicht fassen: eine so gute Freundin für mich, eine der wichtigsten Personen in meinem Leben nahm sich ihres.
Warum? Warum muss dieses Universum so grausam sein? Warum ist sie tot? Warum sie? Ich will sie wieder zurück, ich will ihn in meinen Armen halten.

Sie kann nicht einfach weg sein. Einfach von der Bildfläche verschwunden. Heulend hockte ich mit gesenktem Kopf am Küchentisch. Es war wirklich so surreal, es konnte nicht stimmen.
Warum ist eine meiner besten Freundinnen tot? Warum?! Was denkt sich das Universum dabei? Warum musste sie sich umbringen? Sie hätte doch noch eine Person, die mit ihr das restliche Leben verbringen wollte gefunden.
Nochmals brach ich in Tränen aus, ich konnte und wollte den Fakt, dass Sophia tot ist nicht akzeptieren.
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@Linaa_000, ja jetzt ist wirklich noch jemand gestorben.

It's kind of crazy [girlxgirl] || ABGESCHLOSSENWo Geschichten leben. Entdecke jetzt