▪︎Kapitel 23▪︎ Hopeless?

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PoV Becc

In der Regel halte ich nicht sehr viel von Hoffnung. Normalerweise ist sie für Menschen, welche die bittere Realität nicht verkraften. Aber dieses Mal gehöre ich zu ihnen. Ich gehöre zum ersten Mal zu Menschen, die hoffen. Auch wenn ihre Chance minimal ist, könnte sie es schaffen.
Diesen Gedanken unterbrach mein Vater als er direkt vor mir mit seinem Auto stoppte. Ich stieg wortlos ein und wir fuhren nach Hause.
"Dad, es gibt doch Wunder, oder?", fragte ich ihn mit zitternder Stimme.
"Natürlich gibt es Wunder, Schatz.", antwortete er, wahrscheinlich weil er mich nicht in die Realität zurückwerfen wollte.
Wir beide schwiegen eine Weile bis er versuchte mit mir über Bella ein Gespräch zu beginnen.
"Ich kann dich wirklich verstehen, Becc. Die Person, die du am Meisten liebst vielleicht verlieren zu können, muss das Schlimmste Gefühl auf Erden sein.", antwortete er betroffen.
Naja, okay er verstand also meine Gefühle zumindest im Ansatz, aber trotzdem wusste ich nicht, ob er sich auch wirklich in meine Situation hineinversetzen konnte.
Leider bin ich ein Mensch, der sich anderen nicht gerne anvertraut und offen über Gefühle spricht. Deshalb ließ ich die Sache mit den wiederkehrenden Suizidgedanken einfach weg. Würde ihn wahrscheinlich sowieso nur beunruhigen.

Ich fühlte mich so schrecklich bei dem Ganzen, aber vielleicht sollte ich meinem Leben wirklich ein Ende setzen? Bisher war noch nichts schönes, jemals auf diesem Planeten geschehen. Also warum sollte sie überleben?
Oh gott. Ich darf diese Gedanken nicht zulassen. Bisher habe ich noch nie versucht, mich selbst zu töten. Aber langsam werden die Stimmen der Dämonen in meinem Kopf immer lauter. Früher oder später werden sie mich einholen und töten. Aber was hab ich denn noch zu verlieren?
Bella werde ich wahrscheinlich nie wieder sehen und alle anderen, die mich kennen sollten darüber hinwegkommen.
Eigentlich hätte ich den Zeitpunkt erreicht an dem mich nichts mehr hielt. Trotzdem nahm ich mir vor es nicht zu tun, da Bella vielleicht doch noch wieder aufwachen könnte.
Es ist trotzdem so unwahrscheinlich. Ich werde sie verlieren. Das ist einer der Gründe warum ich es hasse, mich an andere Menschen zu binden.
In meiner Vergangenheit wurde ich von Mitmenschen eigentlich nur verarscht, belogen und dann verlassen.

Das erste Mal wäre es anders gewesen. Anscheinend wollte sich mein Leben dennoch nicht zum Guten wenden. Sie hätte mich nie verlassen, aber dieses Universum hat sie mir einfach entrissen. Warum? Der erste Mensch bei dem ich wirklich dachte, dass sie mich nicht belügt, sobald sie ihren Mund öffnete. In der Regel vertraue ich fast keinem, aber irgendwie war es bei ihr anders. Von Anfang an habe ich ihr wie blind vertraut, ich hätte sie wahrscheinlich irgendwann noch näher an mich herangelassen. Meine Mauer für sie abgerissen. Anscheinend sollte es aber nicht so sein.
Soll das ein Zeichen sein? Dass ich endlich aufhören sollte gegen meine Depressionen zu kämpfen? Es endlich lassen könnte am Leben zu sein?
Langsam ging ich in Richtung Bad und drehte mich um, um nachzusehen ob mir jemand folgte. Aber da war niemand.
Ich betrat das Badezimmer mit seinen weißen Wänden und dem dazu passenden Boden aus kalten Fliesen. Irgendwie erinnnerte es mich an das Zimmer eines Krankenhauses.

Ich schloss die Tür ab, damit keiner einfach reinplatzte und ließ meine Klamotten von meinem Körper fallen. Das war relativ einfach, da ich schon wieder einige Tage nicht mehr wirklich viel Essen zu mir nahm und schätzte, dass ich schon wieder abgenommen hatte.
Ich schätzte aber mein Gewicht immer nur, da ich extreme Angst davor hatte, mich auf eine Waage zu stellen. Ich bin zwar nicht magersüchtig oder sonst etwas, ich hab von Kommentaren anderer her einen durchschnittlichen Körper. Leider kann ich es selbst nicht erkennen, da ich im Spiegel noch nie jemaden sah der dünn ist, der schön ist.

Ich zitterte als ich mich vor den Spiegel stellte. Allein meinen Bh und meine Unterhose trug ich noch, da es mir unmöglich war, mich komplett entblößt vor den Spiegel zu stellen.
Dennoch sah ich wieder die Person, die ich verabscheute. Ich sah mir selbst durch den Spiegel und mein Inneres schrie mich an ich sollte diese Person vernichten.
Als ich mich unter die Dusche stellte und die Wasserwärme bis zum Anschlag hochdrehte, fühlte ich mich wieder etwas besser. Endlich hatte ich wieder etwas Warmes an mir. Ich fühlte mich nicht mehr allzu einsam.
Als ich die Dusche verließ stand ich wieder vor dem Spiegel. Mit boshaften Augen sah ich die Person mir gegenüber an.

Mein Blick wanderte über die Fließen zu Badezimmerschrank. Denn in diesem Schrank wurden die Rasierklingen aufbewahrt. Ich könnte mir einfach eine nehmen, sie an meiner Pulsader ansetzen und schneiden. Dieser Gedanke verfolgte mich schon den ganzen Tag. Dem ganzen Mist endlich ein Ende setzen.
Vielleicht wartet Bella im Himmel schon auf mich? Wir würden uns nie wieder verlieren. Seite an Seite wären wir... tot.
Ein wirklich unschönes Wort, aber war es vielleicht nur, weil niemand wusste wie der Tod aussah? Meine Vorstellungen zum Beispiel gingen von der bloßen Nonexistenz bis zu der Vorstellung, dass es wirklich einen Himmel gäbe in dem man einfach glücklich ohne jegliche Sorgen weiterlebte.

Ich will zu ihr! Ich vermisse sie! Aber es ist gut möglich, dass sie inzwischen gar nicht mehr lebt. Dieser Gedanke machte mich verrückt. Ohne groß darüber nachzudenken ging ich in die Richtung des Badschrankes und öffnete die oberste Schublade.
Da lagen sie. Diese Metallteile haben mich schon mehrmals fast mein Leben gekostet. Obwohl es meist nur ein unabsichtlicher zu tiefer Schnitt war und kein direkter Suizidversuch, war ich schon das ein oder andere Mal wegen zu starker Blutung im Krankenhaus. Trotzdem lehnte ich jegliche Behandlung meiner Krankheit bisher strikt ab.
Diesmal war alles anders, ich wollte mich wirklich umbringen und es sollte nicht einmal wie ein Unfall aussehen.

Meine Hand begann zu zittern als ich meine Hand ausstreckte, um eine Klinge zu ergreifen. Ich schwitzte plötzlich am ganzen Körper, aber inzwischen war es fast schon zu spät. Ich wollte nicht mehr aufhören.
Ich nahm die Klinge also in die Hand und setzte mich vor die verschlossene Tür. Zitternd spielte ich mit ihr in der Hand.
Dieses kleine Ding, war mein Schlüssel zu Reich des Todes. Ich müsste nur richtig schneiden.
Ich setzte die Klinge an meiner Pulsader an und...
"Becc! Komm bitte mal raus!", ein Schrei ließ mich auffahren und die Klinge fiel aus meiner Hand. Ich habe nicht geschnitten. Ich habe versagt.
Es klopfte wie wild an der Tür. Reflexartig verstaute ich die Klinge und sperrte die Tür auf.

Noah kam herein und umarmte mich, mir tropften gleichzeitig Tränen über die Wangen. Ich hätte ihn nie wieder gesehen, ich hatte mich nicht einmal anständig von ihm verabschiedet.
Er flüsterte:"Es gibt super Neuigkeiten, du wirst dich wirklich freuen! Sie lebt und ist gerade aufgewacht!"
"Nein? Was? Oh mein Gott!", stieß ich vor Freude heraus. Ich rannte die Treppe runter und fiel fast über meine eigenen Füße. Sie lebt! Isabella ist am Leben!

It's kind of crazy [girlxgirl] || ABGESCHLOSSENWo Geschichten leben. Entdecke jetzt