Lifeboat

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*3 Wochen später*

Es war jetzt schon mehr als ein Monat vergangen, seitdem ich in LA war. In den letzten Wochen hatte Gustavo drei neue Lieder geschrieben und wir hatten sie auch schon aufgenommen. Die Lieder hießen "Maybe this Time", "Candy Girl" und "Daddys Lessons". Ich fand, dass sie sind wirklich gut geworden sind und sie passten alle zum gleichen Thema. Mit Gustavo zu arbeiten war nicht immer leicht, aber am Ende kamen doch jedes Mal gute Sachen bei raus. Die Jungs waren auch immer bei mir und hatten mich unterstützt. 

Heute musste ich wieder ins Studio. Wir hatten für ein paar Tage eine Pause von dem ganzen Stress gemacht und sammelten neue Energie. Ich war mit Kendall, James, Logan, Carlos, Camille und Jo fast jeden Tag am Strand. Man merkte es mir auch an, da ich in der Zeit wirklich braun geworden war. Gustavo hatte gemeint, dass der nächste Song schwierig werden würde. In welcher Art wusste ich nicht. Eigentlich war ich mir sicher, dass ich das hinbekommen würde, aber jetzt saß ich im Studio und kam nicht weiter.
"Wir wollen nur, dass dein nächster Song sehr emotional wird. Das ist doch nicht so schwer", erklärte Gustavo. "Aber das Problem ist, dass ich das nicht hin bekomme. Ich weiß auch nicht warum. Bei den anderen Lieder musste ich nicht fast anfangen zu weinen. Vielleicht musste ich sauer wirken, aber keineswegs traurig." "Aber wenn du den Song nicht mit Trauer in der Stimme singst, kauft dir doch niemand ab, dass das ein Trauer-Song werden soll." "Warum muss es den unbedingt ein Trauer-Song sein?", fragte ich verzweifelt. "Du brauchst Abwechslung in deinem Album", meinte Kelly. "Doch was ist, wenn ich das nicht hin bekomme?" "Tja, dann..." Kelly sprach nicht weiter. Sie sah nur nervös zu Gustavo, der mich ebenfalls ernst anblickte. "Daran wollen wir nicht erst gar nicht denken. Wir lassen dich mal alleine. Dann kannst du den Song nochmal durchgehen", sagte Gustavo. 

Kurz darauf wurde ich wirklich alleine gelassen. Also saß ich da an einem Tisch mit den Lyrics in der Hand und schon ganz am Verzweifeln. Warum musste es unbedingt ein Trauer-Song werden? Und was passierte, wenn ich es nicht hin bekam? Wars das dann? Kein Album? Das glaubte ich eigentlich nicht. Ich konnte jetzt nicht singen. Das war viel zu viel Druck, der auf mir lag. Ich war überfordert mit dem, was von mir verlangt wurde. 

Aber ging es in dem Lied nicht genau darüber? Ein verzweifeltes Mädchen, dass nicht mit der Situation klar kam. Das war ich. Ich sollte es wenigstens nochmal versuchen. Ich nahm die Lyrics in die Hand und fing an zu singen. Ich ließ alle Emotionen raus, die sich angestaut hatten. 

I float in a boat

In a raging black ocean

Low in the water

And nowhere to go

The tiniest lifeboat

With people I know

Das Lied ist glücklicherweise kürzer als die anderen. Als ich das Lied fertig gesungen hatte, hörte ich ein Klatschen. Ich blickte hoch und sah Gustavo, Kelly und... James? Was macht der denn hier? "Ich gratuliere. Das war gut, besser als ich erwartet hatte", sagte Gustavo begeistert. "Ich versteh nicht..." Gustavo erklärte: "Wir haben dir extra das Gefühl gegeben, wenn du es nicht schaffst, dass deine Karriere zu Ende sein würde. Das war ein Trick, um dich traurig zu machen und es hat geklappt." Ich wusste nicht, ob ich glücklich oder empört sein sollte. James kam zu mir. "Du hast es geschafft. Du kannst traurig singen." Er lächelte. "Auf ins Aufnahmezimmer", drängte Gustavo mich, "Sonst verlierst du deine Traurigkeit wieder."

Im Aufnahmezimmer stellte ich mich hinter die Glaswand und setzte die Kopfhörer auf. Jetzt musste ich noch einmal alle Emotionen rauslassen und dann wäre ich fertig mit diesem Song. Deswegen strengte ich mich noch einmal richtig hart an. Während ich sang, hatte ich fast angefangen zu weinen. Erstens, weil es ein Trauer-Song war und ich an traurige Dinge dachte und zweitens, weil ich stolz auf das war, was ich bisher alles erreicht hatte. 

"Super. Du bist wirklich gut, Anni. Ich bin stolz auf dich" Ich musste lächeln, als Gustavo das sagte. "Der nächste Song wir ein Liebeslied. Die nächste Hürde, die du überwinden musst. Wir müssen nur einen Partner für dich finden." Plötzlich leuchteten James Augen auf und er zeigte auf sich selbst. "Ich! Ich kann Annis Partner sein." "Ich finde noch immer, dass Kendall besser zu Anni passt, aber okay", meinte Gustavo. James umarmte mich glücklich. "Wir sehen uns dann Übermorgen", machte Gustavo klar. 

In dem Moment war mir leider noch nicht klar, dass diese Entscheidung etwas Entscheidendes in meinem Leben ändern würde.

James und ich fuhren zurück zum Palmwoods. "Ich hab dir doch gesagt, dass ich das hinbekommen würde", meinte James. Ich lachte: "Du hast aber ganz schön lang dafür gebraucht." "Es gab auch ein paar Komplikationen." Auf dem Weg zu meinem Apartment trafen wir auf Kendall und Carlos. "Na, wie lief es?", fragte Kendall. Ich antwortete: "Anfangs war ich am Verzweifeln, aber dann habe ich es doch geschafft das Lied traurig zu singen." "Das klingt doch gut." Carlos fragte: " Hast du Lust heute mit uns in den Park zugehen?" "Ich würde liebend gern mit euch gehen, aber ich hab noch massig Aufgaben zu erledigen", sagte ich erschöpft. "Dann helfen wir dir halt dabei", schlug Kendall vor. "Wenn ihr nichts Besseres zu tun habt", lachte ich. "Unglücklicherweise ist Logan gerade mit Camille unterwegs. Der hätte uns gut helfen können", sagte James. "Ach was, wir schaffen das auch ohne ihn", meinte Kendall selbstsicher. 

In meinem Apartment teilten wir die Aufgaben auf, sodass James und Carlos ein paar Aufgaben hatten und ich und Kendall. "Ich weiß nicht, ob das so gut war die beiden zusammen arbeiten zu lassen", witzelte Kendall. Ich lachte: "Die sehen doch ganz konzentriert aus." "Wir haben auch erst gerade angefangen." Ich schlug mein Buch auf und fing an die Aufgaben zu bearbeiten. Kendall half mir dabei. Nach gut zwei Stunden hatte wir das meiste von den Aufgaben geschafft. "Ich bin euch wirklich dankbar. Ich denke, dass wir jetzt spazieren gehen können." James und Carlos sprangen erfreut auf. "Na dann mal los", rief Carlos. 

Auf dem Weg zur Lobby fragte ich Kendall: "Willst du Jo mitnehmen?" "Äh... nein. Die kann heute nicht." "Okay", sagte ich und lief vor zu James und Carlos. Eigentlich hatte Jo mir gestern erzählt, dass sie heute frei hatte, aber vielleicht hatte sich ja doch noch was geändert. 

Das war auch eine Lüge, die mir noch nicht aufgefallen war und erst später von Bedeutung werden würde.

Lost in YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt