Thornhill

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Während dem Unterricht hatte ich eine Nachricht bekomme. Jason hatte mir auf Insta geschrieben. Unauffällig schaute ich mir an, was er geschrieben hatte. Er hatte gefragt, ob ich nach der Schule draußen beim Sportlereingang auf ihn warten könnte. Ich antwortete natürlich mit ja. Das freute mich gerade richtig. Ich hoffte, dass mein strahlendes Gesicht nicht zu auffällig war. Shit. Gerade, als ich kurz in Cheryls Richtung blickte, sah sie mich auch an. Sie hob fragend eine Augenbraue. Daraufhin schaute ich schnell woanders hin. Das war unangenehm. Manchmal machte sie mir echt Angst. Aber es gefiel mir, dass sie nicht wusste, dass ich gleich ihren Bruder traf. Also strahlte ich weiter vor mich hin. 

Sehnsüchtig wartete ich auf das Klingeln. Als wir endlich gehen durften, verabschiedete ich mich von meinen Freunden und sagte Ander, dass ich später nach Hause kommen würde. Ich versuchte nicht zu schnell zu laufen, aber ich freute mich richtig auf Jason. Glücklicherweise war er sogar früher da als ich. "Hi, wie gehts dir?", fragte er mich lächelnd. "Mir gehts gut. Ich war nur überrascht wegen deiner Nachricht." Jason ging sich durch die Haare. "Ich wollte dich fragen, ob du mit mir ins Kino fahren möchtest." Ich merkte sofort, dass mir die Röte ins Gesicht schoss. Ich schaute ihn mit einem Lächeln an. "Ja, sehr gerne." Jason wirkte erleichtert. Zusammen liefen wir zu seinem Wagen. Wie auch beim ersten Mal hielt Jason mir die Tür auf und bat mich einzusteigen. Der Weg zum Kino war nicht lang. Leider. Ich mochte es mit Jason zu fahren. Jason half mir beim Aussteigen. Er war wirklich ein wahrer Gentleman. Aber war das jetzt ein Date oder ein freundschaftliches Treffen? Was, wenn er mich jetzt nur als gute Freundin sah? Naja, ich glaube, ich würde es heute erfahren. 

An der Kasse holten wir uns die Tickets, Popcorn und Cola. Jason bezahlte alles, denn er bestand darauf. Es hatte mich, aber auch nicht wirklich überrascht. Wir schauten einen Horrorfilm. Das war sicher nicht meine beste Wahl. Ich war sehr schreckhaft... manchmal. Also bei Horrorfilmen auf jeden Fall. 

Wenn ich ehrlich war, genoss ich es hier neben Jason zu sitzen. So viele wollten an meiner Stelle sein, aber Jason hatte sich für meine Wenigkeit entschieden. Der Film war schon gut gruselig und hin und wieder mal richtig eklig. Ich musste mich zusammen reißen, damit ich mich nicht an Jasons Arm rankuschelte. Doch einmal kam eine richtig fiese Stelle, die ich ungern sehen wollte. Um es mir nicht ansehen zu müssen, drehte ich mich weg und lehnte dabei meinen Kopf an Jasons Schulter an. Als ich bemerkte, was ich da gerade tat, schaute ich hoch zu ihm, um nachzuschauen, ob es ihn störte. Und genau in dem Augenblick schaute er mich auch an. In diesem kurzen, jedoch äußerst romantischen Moment blickten wir uns in die Augen. Es war schön, aber auch sehr kitschig. Ich setzte mich dann aber schnell wieder richtig hin. Wenn Jason mich nur als Freundin sehen würde, würde er mich nicht so angucken. Da war ich mir sicher. 

Nach dem Film gingen wir wieder zu seinem Auto. "Danke, das war wirklich schön", sagte ich. "Willst du schon nach Hause?" "Also wenn du noch was vor hast. Ich hätte nichts dagegen." "Wir könnten zu mir." Was!? Zu ihm? Da, wo Cheryl auch lebte. "Cheryl ist nicht da. Falls es daran liegt. Ich sehe, wie scheiße sie zu dir ist." "Ist schon okay. Wir können gerne zu dir." "Okay gut... meine Eltern sind auch nicht da. Sie sind bei einem Meeting." Alleine. In dem größten Haus von Riverdale. Mit dem süßesten Junge der Schule. Wie könnte ich dazu nein sagen?.

Thornhill war wirklich abgelegen, aber es war natürlich auch riesig und verbrauchte deshalb viel Platz. Sie hatten sogar ihr eigenes Tor mit der Aufschrift "Thornhill". Jason fuhr in den Hof und parkte das Auto. "Ich hoffe, dass das Haus dich nicht zu sehr abschreckt." "Nein. Im Gegenteil. Ich finde es wirklich beeindruckend." Als ich aus dem Auto stieg, streckte Jason mir seine Hand entgegen. Ich nahm sie an und so liefen wir dann zusammen zum Eingang des Hauses. Mir gefiel das Grundstück der Blossoms. Es war wirklich schön und hatte auch etwas Geheimnisvolles an sich. Nachdem Jason die Tür öffnete, offenbarte sich mir ein großer und glamouröser Raum mit einer riesigen Treppe, die sich nach oben hin in zwei Richtungen spaltet. Jason fragte: "Willst du was essen?" "Vielleicht ein bisschen." Jason führte mich in die Küche. Sie war in den gleichen Farben wie die ganzen anderen Zimmer. Jason ging an den Kühlschrank und holte Pancakes raus. Wie süß von ihm. "Möchtest du?", fragte er. Ich antwortete ihm mit einem breiten Lächeln: "Ja klar. Woher wusstest du nur, dass das mein Lieblingsessen ist?" Jason kniete sich vor mich hin und streckte den Teller vor, damit ich mir was nehmen konnte. Das tat ich auch, aber ich aß vorsichtig, damit ja nichts auf den sauberen Boden fiel. Er lachte: "Reine Intuition." Jason stellte sich wieder neben mich. "Ihr habt doch dieses Ahorn Business oder", fragte ich, nachdem ich fertig gekaut hatte. Jason wirkte daraufhin etwas angespannt. "Ja, aber... ich will damit nicht so viel zu tun haben." Ich merkte, dass ich ihn lieber nicht weiter danach fragen sollte. "Gut, jetzt hab ich gegessen. Was kann man in eurem Haus noch so machen?" Jason strahlte wieder: "Nun, im Haus eigentlich nichts mehr, aber dafür draußen." 

Jason und ich liefen nach draußen. Er hatte nicht gelogen. Der Garten war ein wahrer Traum. Ich sah sogar einen Pool. "Lust Tennis zu spielen?" Wow, jetzt hatte er mich aber wirklich überrascht. "Ihr besitzt einen Tennisplatz?" Jason nickte. Ich folgte ihm bis wir an dem Tennisplatz angekommen waren. Ich griff nach einem Schläger und stellte mich auf meine Position. Jason schlug auf und  ich schaffte es ihn abzuschlagen. So schlecht war ich gar nicht, aber Jason war auf jeden Fall besser als ich. Am Ende stand es 12:7 für Jason. Erschöpft setzte ich mich auf den Boden. Jason gesellte sich zu mir. "Ich glaube, ich muss dir noch Tennis Spielen beibringen", sagte ich ironisch gemeint. Jason lachte: "Find ich auch." Jetzt folgte wieder diese unangenehme Stille, in der wir uns nur anschauten und lächelten.Gespielt tat ich so, als wäre ich sauer: "Wie konntest du es eigentlich wagen ein Bild von mir hochzuladen?" Jason lachte: "Ich fand, dass du wirklich schön drauf aussiehst." Na toll, ich wurde wieder rot. Diese Antwort hatte mich umgehauen. Und sein Lächeln daraufhin auch. Auf einmal fiel mir etwas ein. Ich holte mein Handy raus und tippte ein paar Verse ein. Jason wurde neugierig. "Was machst du da?" "Das ist ein Geheimnis." Jason schaute mich ernst an. "Okay, nein... ich schreibe zusammen mit Archie an einem Song und mir ist gerade ein Vers eingefallen." Ich zeigte es ihm. "Ich hab zwar gesehen, dass du wirklich gut singen kannst, aber dass du auch Texte schreibst, hätte ich nicht gedacht", meinte er. "Selbst bin ich auch nicht auf die Idee gekommen, aber Veronica hat mich dazu überredet. Wir wollten zusammen singen, doch..." Jason schaute mich erwartungsvoll an: "Doch?...", hakte er nach. "Ich muss jetzt alleine singen. Veronica steigt aus." "Vielleicht ist es auch besser so." Ich bestätigte seine Antwort: "Vielleicht." 

Jason stand auf und gab mir seine Hände, um mich hochzuziehen. Dabei zog er mich mit Absicht so sehr, dass ich ihm direkt in die Arme fiel. Ich schaute überrascht, aber mit einem Lächeln zu ihm hoch. Ich wollte Jason gar nicht mehr loslassen. "Jay Jay. Rotschopf. Ich hoffe ich störe euch da gerade bei nichts." Es gab nur eine Person, die mich Rotschopf und Jason Jay Jay nannte. "Cheryl? Was machst du hier?", fragte Jason. Ich ließ ihn schnell wieder los. Cheryl stand am Eingang des Tennisplatzes. "Ich komme gerade von Midge und wollte schauen, warum hier Licht brennt. Dabei dachte ich nicht, dass ich dich und... sie hier sehe." Natürlich nicht. Warum musste Cheryl unbedingt jetzt kommen? Jason schien Cheryl, aber nicht zu stören. "Wie wars bei Midge?", fragte er. "Gut, wir haben angefangen die neue Choreo zu üben." Dabei lächelte sie mich dreckig an. Die hatte doch sicher wieder was ausgeheckt. "Viel Spaß euch beiden noch", sagte Cheryl. Diese Zicke konnte sich ruhig verpissen.

"Ich muss jetzt auch leider langsam nach Hause." "Soll ich dich nach Hause bringen?" "Wenn es dir keine Umstände macht." "Natürlich nicht." Als wir zum Auto liefen, sah ich ein Licht im ersten Stock des Hauses brennen. Wahrscheinlich war das Cheryls Zimmer. Und wahrscheinlich hatte sie uns auch von da beobachtet.

Zehn Minuten später waren wir auch schon am Pembrooke. "Danke für heute", sagte ich errötet. "Ich hoffe wir können das nochmal wiederholen." Jason las meine Gedanken. "Das hoffe ich auch." Danach stieg ich aus dem Auto und schaute Jason noch hinter her, wie er weg fuhr. Verträumt lief ich zu unserem Apartment. Ander und Mum schauten mich schon gespannt an, als ich durch die Tür kam. "Hallo", rief ich. Ander sprang auf mich zu. "Erzähl uns alles." Ich stellte mich extra dumm. "Was meinst du?" "Ich hab dich nach der Schule mit Jason Blossom wegfahren sehen." Shit, naja dann musste ich wohl alles erzählen. Ich setzte mich neben unsere Mutter und gab ihr einen Kuss auf die Wange. "Okay, ja... äh ich war mit Jason unterwegs. Er hat mich während der Schule gefragt, ob ich ihn treffen kann. Und ich hab natürlich zugesagt." Mum und Ander freuten sich voll für mich. "Und nach dem Kino sind wir zu ihm nach Hause." Ander sprang wieder auf: "Du warst auf Thornhill!?" "Ja war ich und es ist wunderschön dort. Ihr Garten ist ein Traum und sie haben einen Pool und einen Tennisplatz." Ander sagte: "Aber Dad hat doch auch eine Villa mit Pool und alles drum und dran." "Ja, aber das hab ich Jason nicht erzählt." Mum strich mir über meinen Rücken. "Eine Villa werden wir leider nicht haben, aber unser Haus wird auch nicht klein", sagte sie. Ich brauchte nicht unbedingt eine Villa, in der ich leben konnte. Ander fragte: "Und ist sonst noch was Besonderes passiert?" Ich antwortete ihm: "Eigentlich nicht. Wir werden uns aber in naher Zukunft wieder treffen." "Das freut mich für dich. Wie war das Singen?", wollte Mum wissen. Ich schaute frustriert zu Ander. "Nun, ich muss jetzt alleine singen, weil Veronica nicht mitmachen kann." "Arsch-Aktion. Sie hat dich zu allem gebracht und dann steigt sie einfach aus." Ander hatte eigentlich recht, aber ich verurteilte Veronica nicht. Wenn dann eher Cheryl. "Vielleicht ist es auch besser so. Wenn ich alleine singe, kann ich mich besser konzentrieren. Mum stimmte mir zu. "Das sehe ich auch so." "Archie und ich haben schon fast den Refrain fertig." Mum versicherte mir: "Klingt doch gut. Ich weiß, dass du das schaffst." Meine Familie unterstützte mich wirklich stark. Das gab mir den Mut alles zu schaffen. 

Lost in YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt