Die Party (2)

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Ich begab mich zum Badezimmer. Wohl eher schleifend, aber ich hatte es geschafft. Ich versuchte mein Gesicht anzufeuchten, ohne meine Schminke dabei groß zu ruinieren. Warum war mir nur so schlecht? Ich hörte, wie jemand den Raum betritt. Ich rief: "Hier ist besetzt." "Das sehe ich." Als ich diese Stimme hörte, schaute ich geschockt hinter mich.

"Was willst du hier?", fragte ich nervös. Chuck war die Person, die uneingeladen hier aufgekreuzt war und mir anscheinend ins Badezimmer gefolgt war. "Wenn sowieso die ganze Stufe hier ist, dachte ich, komme ich auch mal vorbei", antwortete er frech. Ich hielt mich am Waschbecken fast, damit ich nicht umkippte, denn langsam sah ich fast alles nur verschwommen. Ich sagte: "Du solltest gehen." "Dir ist doch selbst bewusst, dass ich dich in diesem Zustand nicht alleine lassen kann." Ich schüttelte meinen Kopf. "Mir gehts super. Geh jetzt einfach." Chuck kam näher zu mir. Ich lief mit zittrigen Beinen rückwärts von ihm weg, doch auf einmal verlor ich mein Gleichgewicht, fiel auf den Boden und knallte mit meinem Kopf auf. Das einzige, was ich noch hörte, war wie jemand auf mich zu gerannt kam. Danach wurde alles schwarz. 

Mit Kopfschmerzen wachte ich wieder auf. Komischerweise in meinem Bett. Doch ich war nicht allein. Veronica, Ander und... Jason waren bei mir. Er war also noch nicht weg. Ich sollte mir wahrscheinlich mehr Gedanken darüber machen, was gerade passiert war. "Sie ist aufgewacht!", rief Veronica und setzte sich zu mir. Ander kam von der anderen Seite dazu und fragte: "Wie geht es dir?" "Als hätte ich 100 Jahre geschlafen hat." "Naja, du hast wohl eher eine Stunde lang geschlafen." "Eine Stunde?", wiederholte ich. "Ja. An was kannst du dich noch erinnern?" Ich musste heftig in meinem Kopf rumwühlen, um Ander antworten zu können. "Ich saß mit Moose in der Küche und hab getrunken... Dann wurde mir schwindelig... Ich ging ins Bad, um mir mein Gesicht anzufeuchten..." Alle drei schauten mich gespannt an. Plötzlich fiel mir ein, dass mir doch jemand ins Bad gefolgt war. "Als ich im Bad war, äh... kam noch jemand rein. Es war Chuck." Jasons Augen blitzten auf. Ohne ein Wort stürmte er aus dem Zimmer. Ander fragte verwirrt: "Was hat er auf einmal?" "Vielleicht will er Chuck finden. Aber wie ist der hier überhaupt rein gekommen, ohne dass wir ihn gesehen haben?" Eigentlich überraschte es mich nicht, dass Chuck hier problemlos rein spaziert war. "Weiß ich nicht. Könnt ihr mir vielleicht sagen, was überhaupt passiert ist?", bat ich. Veronica erzählte: "Jason hat dich im Bad gefunden. Du lagst auf dem Boden und warst bewusstlos." Dann hatte Chuck mich einfach liegen gelassen? Wow, was wäre, wenn ich verblutet wäre? Das wäre hier in dem Fall wahrscheinlich nicht passiert, aber egal. Ander fragte mich besorgt: "Brauchst du noch etwas Ruhe?" "Ja bitte. Ich ruh mich etwas aus und komm dann später wieder dazu." Also verließen Ander und Veronica den Raum. 

Ich hatte die Hoffnung, dass Jason noch hierher zurückkommt. Wenn ja, dann könnten wir hier vielleicht endlich Mal in Ruhe reden. Während ich mich sammelte, um darauf klar zu kommen, was passiert war, klopfte jemand an meine Tür. "Ja?" Und tatsächlich betrat Jason mein Zimmer. "Ist es okay, wenn ich reinkomme?" Ich nickte entschlossen. Jason setzte sich auf meinen Schminkstuhl und sah mich an. Vorsichtig fragte er mich: "Hat Chuck dir weh getan?" "Nein, mir ging es ja schon davor nicht gut. Ich bin umgefallen und er hat mich halt liegen lassen." "Ich hab zufällig gesehen, wie Chuck an mir vorbei gelaufen ist. Ich hab mir nichts dabei gedacht, aber dann fand ich dich." "Ist Chuck weg?" "Ja. Als ich aus deinem Zimmer raus gerannt bin, habe ich ihn noch gefunden und höchstpersönlich raus geschmissen." "Danke." "Ich hoffe, dass es das letzte Mal war. Diesmal hab ich ihn nicht verschont", sagte Jason. Ich schaute auf seine Hand-knöchel. Sie waren mit Wunden versehen. Ich zeigte auf seine Hände. "Ist das von Chuck?" Jason nickte. "Ich hab da eine Frage", sagte ich nach einer kurzen Stille. "Ja?" "Warum durfte Cheryl nicht hier hin?" Jason schien überrascht zu sein, weil ich davon bescheid wusste. Er setzte sich neben mich. "Unsere Mutter ist sehr streng zu Cheryl. Ich merke selbst, wie bevorzugt ich von meinen Eltern werde. Um Cheryl gegenüber fair zu sein, wollte ich auch zu Hause bleiben, aber meine Eltern haben mich so gesagt aus dem Haus geworfen. Nur damit Cheryl bestraft wird." Dass Jason bevorzugt wurde, überraschte mich nicht. Ich fragte lieber nicht nach, wofür Cheryl bestraft werden sollte. "Verstehe." "Dann habe ich auch eine Frage." "Frag mich, was du willst." "Warum seit ihr nach Riverdale gezogen?" "Meine Eltern haben sich getrennt. Mein Vater blieb in Madrid und wir sind bei unserer Mutter geblieben." "Das tut mir Leid." "Schon okay. Du kannst es wieder gut machen, wenn du mir noch eine Frage beantwortest." "Gerne doch." "Warum haben du und Polly Schluss gemacht?" "Wir haben uns in letzter Zeit nur noch gestritten. Wenn ich ehrlich bin, war es schwierig eine Beziehung mit ihr zu führen." Was sollte ich jetzt antworten? Du hast dich richtig entschieden, jetzt kannst du mich nach einer Beziehung fragen... als würde ich sowas sagen. "Sorry, aber ich muss langsam los", sagte Jason. Wow, das hatte ich jetzt echt nicht erwartet. "Alles klar. Ich begleite dich noch zur Tür." 

Jason half mir aus dem Bett aufzustehen. Die Party war noch voll im Gange, als wir mein Schlafzimmer verließen. Die meisten waren am Tanzen oder unterhielten sich miteinander. "Komm gut nach Hause." "Danke." Einen Moment schauten wir uns noch an. Sollte ich ihn umarmen oder war das doch zu aufdringlich? Ja, wahrscheinlich sollte ich es lieber lassen. Aber Jason sah so aus, als würde er sich das Gleiche fragen. Doch es passierte nichts. Jason ging und ich schloss die Tür. Vielleicht hätte ich ihn doch umarmen sollen. Unter den tanzenden Leute sah ich Betty und Veronica. Ich gesellte mich zu ihnen und tanzte ebenfalls zur Musik. Veronica fragte neugierig: "Ist er weg?" Ich antwortete: "Ja, er musste nach Hause." "Dafür können wir jetzt zusammen den Abend noch genießen", lachte Betty. Damit hatte sie auf jeden Fall recht. Heute ist zu viel Abgedrehtes passiert. "Kommt wir trinken was", schlug Veronica vor. Ich hatte nichts dagegen. Wir liefen zur Theke und probierten verschiedene Cocktails aus. Ich zeigte ihnen den, den ich für Jason gemacht hatte. Wir suchten nach Rezepten im Internet, um neue Cocktails zu machen. Natürlich probierten wir auch alle. 

Wenn ich jetzt so darüber nachdachte, war das wahrscheinlich keine gute Idee.

Lost in YouWo Geschichten leben. Entdecke jetzt