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Ich ging mit Niko ins Zelt, damit er sich frische Sachen anziehen konnte und ich mit ihm alleine sein konnte. Die anderen schöpften absolut keinen Verdacht: Die dachten nur, ich würde auf Niko aufpassen, weil er schon so betrunken war. Vielleicht war er das auch, aber ich war mir sicher, dass das nicht der Grund dafür war, dass er ohne nach links und rechts zu schauen in den See gerannt war. Ich beobachtete ihn ganz genau und das merkte er. Er wurde nervös. Irgendwie fand ich das aber süß. Ich fand ihn süß. „Gehen wir wieder raus zu den anderen?", fragte er dann schließlich, die Unsicherheit war ihm aber noch immer anzumerken. „Ja, wir wollen ja sowieso Alfred kotzen sehen", grinste ich und machte das Zelt schon mal auf. „Spielt ihr mit?", rief Niclas uns sofort zu und ich beantwortete das mal mit „Ja" für uns beide. Niko hatte nichts mehr einzuwenden.

„Was spielt ihr überhaupt?", wollte ich wissen, da ich das ganze Geschehen ja immer nur von abseits beobachtet hatte. „Wenn ich du wäre", beantwortete Ole meine Frage. „Klingt gut", mischte ich mich ein und Niko und ich setzten uns zu den Jungs dazu. Niclas, Raul, Ole, Patrick, Niko, ich und natürlich Alfred spielten mit. „Du bist dran, Pat", meinte Niclas. „Pat? Das habe ich noch nie gehört", meinte dieser lachend, fuhr dann aber fort: „Also, Ole, wenn ich du wäre, würde ich jetzt aufstehen und mit voller Leidenschaft unsere THW-Hymne singen". Ich fing sofort an zu lachen, weil ich wusste, dass Ole absolut kein Gesangstalent war. Um ehrlich zu sein war das hier niemand mehr, seit Mini nicht mehr da war. Ole nickte allerdings sofort einverstanden, stand auf, legte seine Hand auf die linke Brust und grölte in voller Laustärke:

Olé, hier kommt der THW,

Olé, hier kommt –

„Ey, hast du des mit Absicht gemacht?", unterbrach er im nächsten Moment und schaute Bammbamm skeptisch an. Dieser grinste nur: „Vielleicht". „Na toll, jetzt darf ich auch noch meinen eigenen Namen singen", lachte Ole weiter und stimmte dann wieder an:

Hier kommt der THW,

Olé, hier kommt der THW,

Olé, hier kommt der THW!

Er bekam einen kleinen Sonderapplaus von seinem Auftraggeber und es ging in die nächste Runde. Ole war dran. „Steffen, wenn ich du wäre, würde ich mich jetzt zwanzig Mal im Kreis drehen und dann den Rest meiner Flasche auf Ex trinken". Fuck! Eigentlich wäre das die geniale Aufgabe für Alfred gewesen, aber dagegen konnte ich jetzt nichts tun. Also stand ich widerwillig auf, drehte mich entsprechend oft und brauchte dann Rauls Hilfe, weil ich meine Flasche vom Boden nicht mehr aufheben konnte und danach landeten sowieso 90% auf meinem Shirt. Also zog ich dies im Anschluss einfach aus und sah sofort wieder Nikos Blicke auf mir liegen. Ich war an der Reihe. Jetzt war Kreativität gefragt: „Alfred, wenn ich du wäre, würde ich zu den Langweilern da hinten gehen", damit meinte ich Dule, Zeitzi, Lukas, Niklas und Rene, „und sie anstiften, mit mir zu trinken". Alfred stand gleich mit seinem Bier auf und machte sich auf den Weg. Derweil blickte ich ziemlich skeptisch in die Runde. „Hättest sagen müssen, denen ihr Zeug wegtrinken", überlegte Raul und ja, wäre für unseren Plan mit Alfred vielleicht schlauer gewesen.

Wir spielten noch paar Runden weiter, bis wir alle irgendwann am Arsch waren. Wir liefen schon mal zu unserem Nachtlager herüber, auch, um uns am Feuer etwas aufzuwärmen. „Marshmallows, geil", freute sich Raul neben mir wie ein kleines Kind. „Pssst, paar schlafen schon", flüsterte Lukas und zu und tatsächlich: Die ersten waren wirklich schon im Land der Träume. „Was ist mit Alfred los?", raunte uns Lukas schmunzelnd zu. Ich drehte mich um und er wurde gerade von Patrick und Ole ins Zelt begleitet. „KO", kommentierte Niclas neben mir knapp und stach ein Marshmallow in den Ast und hob diesen dann ebenfalls übers Feuer. „Willst du auch, Steffen?", fragte Lukas. „Ja, einen". Niko hatte davon irgendwie gar nichts mitbekommen, er legte sich bereits auf seine Isomatte und zog sich seinen Schlafsack über den Kopf.

LIEBE auf den zweiten Blick - Steffen -Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt