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Schon deutlich vor Spielbeginn und dem offiziellen Einlass in die Arena, waren wir bereits an der Halle. Serhij war ein alter Bekannter hier und so konnten Nikos Mutter, seine Schwester und ich ebenfalls schon hinein. Er war auch gleich in viele Konversationen integriert und war kurz darauf verschwunden. Unten auf dem Spielfeld sah ich die Schweden, die noch ziemlich unbeteiligt auf der Bank und dem Boden verteilt saßen und sich unterhielten. „Ich geh mal nach unten, vielleicht sehe ich ja auch Niko", meinte ich zu den beiden Frauen und joggte die Treppen hinunter. Lukas hatte mich sofort gesehen und mir zugewunken. „Hey, was machst du schon hier? Spiel beginnt erst in über einer Stunde", lachte er. „Naja, wenn Niko so einen berühmten Vater hat, dann wird man schon mal früher in die Halle gelassen", schmunzelte ich. Nun sah auch Niclas, dass ich hier war und stieß zu uns dazu. „Hat alles noch geklappt gestern?", fragte er nach. „Ja, Niko war nur etwas spät dran heute Morgen, ich durfte dann den Tag mit seiner überaus aufdringlichen Schwester verbringen", erzählte ich. „Ach stimmt ja, die kleine Bilyk gibt es ja auch noch. Ich finde sie eigentlich ganz nett", überlegte Niclas. „Das wundert mich nicht, da trifft Partykanone auf Partykanone".

Partykanone? Kannte ich Mariya daher? Aber auch das konnte eigentlich nicht sein, wir hatten nie zusammen gefeiert...

„Wo sind die Ösis?", wollte ich wissen. Niclas wackelte verführerisch mit seinen Augenbrauen: „Kann da jemand nicht abwarten, seinen Niko wiederzusehen?". „Er ist nicht mein Niko... es war nur eine allgemeine Frage", redete ich mich heraus, war mir aber sicher, dass die beiden Jungs mir kein Wort abgenommen hatten. „Die sind vorher mit uns hier angekommen, sind aber glaub noch in der Kabine", beantwortete Lukas meine eigentliche Frage. „Was macht ihr eigentlich schon so früh hier draußen?", wollte ich wissen. „Naja... unser Trainer dachte die ganze Zeit, das Spiel beginnt schon um halb, nach der Besprechung hat er dann gemerkt, dass er eine halbe Stunde zu früh dran ist", lachte Niclas. „Es sollte auch ursprünglich früher starten", erläuterte Lukas, „ging dann aber wohl wegen der Halle nicht". „Wow, viel Spaß dann noch beim Erfrieren!", wünschte ich. Es war wirklich schrecklich kalt in dieser Halle. Ich war echt froh über meine dicke Winterjacke.

Ich verabschiedete mich von den beiden und suchte wieder Nikos Familie auf, die ihre VIP-Plätze bereits eingenommen hatte. „Du kannst dich neben Mariya setzten", meinte Nikos Mutter zu mir. Nikos Schwester grinste mich schon wieder so hinterlistig an. „Was?", fragte ich mit hochgezogenen Augenbrauen. „Nichts, ich finde es einfach toll, dass wir hier zusammensitzen und meinen Bruder anfeuern".

Darauf sagte ich nichts mehr. Das Mädchen war mir schon sehr suspekt. Aber sie war nicht unsympathisch. Irgendeinen Schaden hatte sie trotzdem.

„Da ist dein Froschkönig", flüsterte mir Mariya ins Ohr und brach danach in schallendes Gelächter aus. Ich lief rot an und schaute entsetzt zu ihr. „Brudiiiii!", schrie sie in voller Lautstärke durch die Halle. Gefühlt drehte sich jeder Spieler um, doch Nikos Blick war wirklich unbezahlbar. Er schüttelte lachend den Kopf und presste seine Lippen schließlich zusammen, als er mich ebenfalls gesehen hatte.

Während des ganzen Spiels quasselte Nikos kleine Schwester ununterbrochen. Sie kommentierte alles und jeden.

Danach kam ich endlich von Mariya los. Kurz nach Schlusspfiff hatte sie eine Freundin entdeckt und war kurz darauf mit dieser verschwunden. Ich gab Nikos Eltern ebenfalls Bescheid, dass ich mal nach unten an den Spielfeldrand gehen würde, da ich später ja wieder mit ihnen nach Hause fahren sollte.

Ich sagte tatsächlich schon nach Hause. Aber ich hatte allen Grund dazu. Seine Eltern waren so freundlich zu mir und behandelten mich echt wie einen eigenen Sohn. Und auch von Mariya wusste ich ja, dass sie mich „akzeptiert" hatte. Ich fühlte mich wohl bei den Bilyks.

LIEBE auf den zweiten Blick - Steffen -Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt