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Am nächsten Morgen wachte ich mit starken Kopfschmerzen auf. Der Tag gestern hatte mich ziemlich mitgenommen. Marko war bereits wach und betrachtete im Bad sein Spiegelbild: „Bist wunderschön, Vujin", stellte ich klar und lachte ihn dann aus, wie er zusammenzuckte, weil er nicht mitbekommen hatte, dass ich wach war. „Seit wann schläfst du so lange?", fragte er erstaunt. Es war wirklich ein Wunder, dass er mal vor mir aufstand. Es war bereits neun. „Es gibt nur noch eine halbe Stunde Frühstück", stellte ich bedröppelt fest und schälte mich aus meinem Bett. „Ich war schon unten, bin gerade wiedergekommen. Ole und Niclas sind gerade gekommen als ich hoch bin, die sind bestimmt noch da".

Ich schämte mich wirklich für meine Langschlaferei. Aber da ich wirklich Hunger hatte zog ich mir schnell eine Jogginghose und ein THW-Shirt drüber und ging nach unten.

Nichtsahnend setzte ich mich zu den beiden Rechtaußen dazu und wunderte mich dann über die plötzlich eisige Stimmung. Wie lange wollte Niclas jetzt noch sauer, angepisst oder was weiß ich auf mich sein? Es schien, als ob Ole sich nicht mal traue, etwas zu sagen. Seit wann hatte unser Herr Ekberg denn die alleinige Herrschaft über unsere gesamte Mannschaft eingenommen? Jeglicher Versuch, ein anständiges Gespräch aufzubauen misslang mir. Die beiden gingen wieder in ihr Zimmer und ich saß nun alleine vor meiner trostlosen Schale Müsli mit Naturjoghurt und Obststücken.

„Marko, alle hassen mich, immer noch", stöhnte ich auf, als ich das Zimmer wieder betrat. Zu meinem Erstaunen saßen Miha und Dule bei uns herum. „Oh, hey ihr beiden", begrüßte ich unsere Gäste. „Wir hassen dich nicht, Steffen", betonte Dule sofort und auch Miha stimmte unserem Kapitän zu. „Die letzten drei Menschen, die zu mir stehen, ihr wisst gar nicht, wie viel mir das bedeutet", meinte ich halb ironisch, halb ernst. Ich überspielte meine Situation bisschen. Der Streit mit Niko gestern hatte mich nochmal völlig aus der Bahn geworfen und ich wollte jetzt einfach nicht mehr daran denken.

Später, als wir uns zu unserem routinemäßigen Spaziergang trafen, fehlte genau einer: Nikola Bilyk. Einerseits war ich froh, ihm jetzt nicht gegenübertreten zu müssen, andererseits machte ich mir doch etwas Sorgen und fühlte mich ein wenig schuldig. „Lukas?", sprach ich seinen Zimmerkollegen an, der mir vielleicht Auskunft geben konnte. „Was?", fuhr dieser mich energisch an. Oh Gott, der nächste, der mich verabscheute. „Wo ist Niko?", sprach ich meine Frage trotzdem aus. „Nicht da!", zickte er mich an.

Was hatte ich nur angerichtet?!

Ich entschied, nicht weiter nachzuhaken und suchte sofort wieder Marko auf, bei dem ich mich sicher fühlte. Mit Miha und Dule trödelten wir ein wenig und kamen erst fünf Minuten nach den anderen wieder am Hotel an. Sprengi warf uns kritische Blicke zu.

Die Zeit bis zum Spiel verbrachte ich mit Musik hören und Netflix schauen. Marko schlief nochmal eine Runde, was mich ganz und gar nicht wunderte. „Ich gehe schon mal vor, will noch kurz mit Sally telefonieren, bevor wir losfahren". „Ja, mach das". Ich schulterte also meine Tasche und lief die Treppen nach unten und verließ das Hotel. Bisher war noch niemand hier.

Sa: Hey du!

St: Hey, na wie geht's dir?

Sa: Ich vermisse dich und... ich vermisse dich

St: Ich vermisse dich auch, freue mich, dich morgen wiederzusehen, ich halte es echt keinen Tag länger mehr mit den Jungs aus

Sa: Was ist passiert? Ihr seid doch alle immer so best buddies

St: Die gönnen uns glaub alle einfach unser Glück nicht

Sa: Oder sie sind neidisch

St: Oder das. Ich liebe dich, Sally

Sa: Ich liebe dich auch, Steffen

St: Ich muss Schluss machen, Alfred ist auf dem Weg und wir fahren gleich los

LIEBE auf den zweiten Blick - Steffen -Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt