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„Guten Morgen", flüsterte ich. Schon eine Weile war ich wach und beobachtete Sally, wie sie friedlich in meinen Armen schlief. Ich bereute nichts von der gestrigen Nacht und ich hoffte wirklich, dass es ihr dabei genauso erging. Langsam regte sie sich und schaute mich ziemlich verkatert an. Dann folgte ein Moment des Nachdenkens. Was war letzte Nacht nochmal alles passiert? Und schließlich machte es Klick und ein schüchternes Lächeln setzte sich auf ihr Gesicht. „Morgen, Süßer". Naja, diese Stimme war alles andere als schüchtern, aber es gefiel mir. Sie gefiel mir.

„Hast du deine Meinung geändert?", fragte sie irgendwann, jedoch wusste ich nicht so recht, worauf sie hinauswollte. „Du hast gesagt, du bist kein Mann für One Night Stands". Sie wirkte auf einmal schon wieder so wach und gut gelaunt. Auf mein Gesicht legte sich ein dreckiges Grinsen. Ich argumentierte: „Na, wenn das so ist, muss ich dir ja vorschlagen, mit mir auf ein Date zu gehen. Heute Mittagessen im besten Laden der Stadt, wo du Nuggets mit Pommes essen kannst". Gespannt wartete ich auf ihre Antwort. „Nur, wenn ich auch Ketchup kriege", lachte sie. „Notfalls kaufen wir davor eins im Supermarkt und schleußen es heimlich ein", entgegnete ich zufrieden. „Dann ja". „Da bin ich aber froh". Ich schaute ihr tief in die Augen und näherte mich dann ihren Lippen. Vorsichtig setzte ich zu einem Kuss an, den sie sofort erwiderte. Dennoch brach sie diesen relativ schnell ab und schaute mich skeptisch an. „Was ist?", fragte ich. „Warum heute Mittag? Hat man Dates nicht immer abends? Kannst du es nicht abwarten?". „Naja, wir fahren heute Abend schon nach Magdeburg, haben morgen ein Spiel. Alfred hat soweit ich weiß kein Training mehr davor angesetzt. Bis Sonntag oder wahrscheinlich sogar Montag warten will ich nicht, also bleibt uns nur noch heute Mittag übrig". Sie lachte: „Hast Angst, dass du mich am Montag nicht mehr willst?". Ich antwortete ihr gar nicht erst auf diese Frage, sondern küsste sie sofort wieder.

Und da wir beide immer noch nichts anhatten, ging es direkt in die zweite Runde. Wie sagt man so schön: Sex am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen! Und den Kater der letzten Nacht ebenso.

„Aber Steffen, wenn wir in zwei Stunden ein Date haben, dann sollte ich jetzt langsam mal nach Hause, mich duschen und mich ordentlich herrichten. Und du auch!". „Ja, klar, sinnvolle Idee. Soll ich dich heimfahren oder wie bist du hergekommen?", bat ich ihr an. „Ja, gerne. Nathi hat mich gestern geholt. Außerdem weißt du dann gleich, wo ich wohne, dass du mich nachher gleich wieder abholen kannst", meinte sie augenzwinkernd. „Jaja, Madame". Ich folgte ihr hinunter ins Erdgeschoss, nahm aber sofort ihre Hand, damit auch jeder sehen konnte, dass ich bald wieder vergeben war.

Von unten vernahm ich lautes Gerede. Irgendjemand zoffte sich. Das merkte auch Sally schnell: „Ouhh, Beef, lass mal nachschauen". Wir liefen etwas schneller und dann sah ich die Bescherung, die sich ein weiteres Mal Christian Dissinger nannte. Er schrie Niko an, der mit irgendeinem Mädchen dalag. Ich glaube, sie war auch eine von Nathis Freundinnen. Er warf mir Killerblicke zu, genauso wie Niko. Okay?! Musste ich das jetzt verstehen.

Ich zog Sally an mich heran und küsste sie leidenschaftlich, dann würde man mir schon keine Fragen stellen und ich musste diese stechenden Blicke der beiden nicht ertragen. „Warum hast du nichts an, Weinhold?", ertönte schon wieder diese schrecklich nervige Stimme neben mir. Kurz erschrak ich dennoch. Es stellte sich dann aber heraus, dass ich nur kein T-Shirt anhatte und das hatte auch einen guten Grund: „Voll mit Alkohol", sagte ich knapp. Eigentlich hätte ich im Nachhinein gar nichts sagen sollen.

„Sicher, dass es sich um Alkohol handelt? Ich denke da an andere Flüssigkeiten...". „Disse, halte einfach deine scheiß Fresse", giftete ich meinen Mannschaftskollegen an. „Habe ich etwa recht?", sagte er breitgrinsend, als ich mit zwei Tassen Kaffee für Sally und mich wieder zurückkam, und wackelte mit seinen Augenbrauen herum. „Sally, wir fahren!", ordnete ich an und schnappte ihre Hand und meine Jacke und zog sie mit zu meinem Auto.

LIEBE auf den zweiten Blick - Steffen -Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt