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Der einzige, der am Bus stand war Niko Bilyk. Und Alfred. Alle anderen waren noch nicht da. Uuups. Das sah unser Trainer eigentlich nicht sonderlich gerne. „Ach, die Linkshänder sind ja da", lachte Alfred, doch zum Lachen war es mir wirklich nicht zumute. Die Stimmung vor dem Spiel hätte nicht angespannter sein können. Ich schmiss meine Tasche unsanft in den Bus und verzog mich gleich nach hinten in die Ecke. „Sicher, dass alles gut ist?", fragte Marko nochmal vorsichtshalber, doch auch das quittierte ich lediglich mit einem Schulterzucken. Ich brach die Blicke zwischen Marko und mir allerdings ab, nachdem Disse, stolz wie Oskar, in den Bus gerannt kam. Ich setzte meine Kopfhörer auf und beobachtete, wie alle nach und nach eintrudelten und sich der Bus wenig später in Bewegung setzte. Die Stimmung war wirklich schrecklich und zog sich durch die komplette Mannschaft – und die, die mit dieser Sache vorher nichts zu tun hatten, die waren genauso komisch drauf.

„Können wir kurz reden, Steffen?". Marko. Wir stellten uns etwas abseits von den anderen an eine Mauer vor der Halle. „Was gibt's?". Er hielt mir sein Handy unter die Nase – so nah, dass ich nicht mal mehr was erkennen konnte. „Beruhig dich, du bist auf 180", machte ich ihm klar. So kannte ich meinen Zimmerkollegen gar nicht. Er war völlig aufgelöst.

Wechselt Kiels Superstar Domagoj Duvnjak zum Spanischen Rekordmeister?

„Er guckt mich an, wie immer, er redet wie immer – und dann das", wütete Marko vor mir. „Da ist doch noch nichts bestätigt, hast du mit ihm geredet?", wollte ich wissen und versuchte dabei noch immer, seine Aggressionen zu bündeln. Leichter gesagt als getan. „Ja, er lenkt ab – das ist Zeichen genug!", keifte er. Marko – raste jetzt nicht noch völlig aus!

...

„Jungs, was ist los?", fragte Alfred vor dem Spiel in der Kabine. Das Warmmachen ging so richtig in die Hose – angefangen bei den Torhütern, bis hin zum letzten Spieler. Nur Disse hatte einen Lauf. Als einziger! „Motiviert euch gegenseitig", wagte unser Coach einen neuen Versuch.

Pff. Gegenseitig motivieren... in diesem Zustand?

Eigentlich sollte man solche Worte einer Profimannschaft gar nicht mehr sagen müssen, doch bei uns bewirkte das wahrscheinlich nur das Gegenteil, nämlich, dass niemand dem anderen den Erfolg gönnen würde. Rune würde ich sicherlich nicht für ein Tor loben!

Alfred suchte nochmals nach den richtigen Worten, doch auch diese sollten nichts an unserer Einstellung ändern. Nun versuchte er es mit einer Drohung. Wirkungslos. Was sonst? Plötzlich stolperte Disse in die Kabine. Wo kam der jetzt wieder her? „War nur kurz auf dem Klo", rechtfertigte er sich selbstbewusst und nahm unbeirrt Platz. „Kurz?", prustete Zeitzi, das war aber auch der einzige Lacher, der in diesen Minuten fallen sollte. „Wieso ist es hier so still?", strahlte Disse weiterhin hochzufrieden. „Das kannst du deine Mannschaftskameraden fragen – ich gehe jetzt", ertönte Alfreds brodelnde Stimme und tatsächlich – er verließ mit kalter Miene den Raum.

Was war das??

Diese Frage stellte sich auch derjenige, der eh nie Ahnung hatte. Disse höchstpersönlich. Ich seufzte und meinte schließlich: „Er hat kein Bock... wir sollen das Spiel jetzt so spielen, wie wir wollen, er wird uns keine Anweisung geben". Disse eskalierte nach diesen Worten so richtig: „Seid ihr bescheuert?". Er war mittlerweile aufgestanden und schaute uns mit Killerblicken an. Das machte die Sache nur auch nicht gerade besser. „Dann bin ich eben für heute euer Trainer".

WHAT?!

Nein! Nein! Nicht Disse!

Er stellte mich nicht auf. Marko spielte. Hatte sich wahrscheinlich mit Rune verbündet. Aber es war mir egal. Mir war alles egal. Es fehlte nicht viel und ich würde meine Sachen packen und hier abhauen. Ich hielt es nicht mehr aus.

LIEBE auf den zweiten Blick - Steffen -Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt