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Am nächsten Morgen war ich relativ früh wach. Ich stand auf - natürlich war ich der erste, der wach war - und fing an, das Wohnzimmer und die Küche aufzuräumen. Auf dem Tisch standen noch leere Gläser, diese stellte ich zu dem noch dreckigen Geschirr in die Spülmaschine und schaltete diese an. Danach wischte ich einmal feucht über den Esstisch und den kleinen Glastisch im Wohnzimmer und kehrte einmal den Raum durch. So sah es schon wieder besser aus hier. Es war gerade einmal halb neun. Ich holte Teller, Gläser und Besteck aus den Schränken und deckte schon mal den Tisch. Aus dem Kühlschrank holte ich die Butter und die Marmelade und stellte diese ebenfalls dazu. Danach durchsuchte ich die Schubladen nach Pfannen und bereitete alles für Rührei zum Frühstück vor.

„Morgen, Steffen!". Rune lief die Treppen nach unten und blickte auf den bereits gedeckten Tisch. Ich nickte ihm lediglich zu. Ehrlich gesagt wusste ich nicht so recht, was ich hätte sagen sollen. Im Nachhinein betrachtet wäre ein einfaches „Guten Morgen" wohl die schlauste Variante gewesen. Aus Verzweiflung lief ich Richtung Bad, wurde davor aber von Rune abgefangen: „Willst du jetzt gar nicht mehr mit uns reden? Die Aktion gestern war scheiße... ja... mir tut es trotzdem leid, dass ich dich angeschrien habe, das hätte ich nicht tun sollen", entschuldigte er sich. „Mir tut es leid, ich war einfach schlecht drauf", erklärte ich wahrheitsgemäß. „Ja, das haben wir alle gemerkt", lächelte Rune herzhaft. Er konnte nie lange auf mich böse sein – und ich nicht auf ihn. „Was denken Niko und Disse von mir? Ich kann denen echt nicht gegenübertreten", sprach ich meine Bedenken aus. Genauer gesagt bezog sich dieses Argument nur auf Niko, aber es machte in dem Moment Sinn, Disse mitreinzuziehen. „Die werden sich schon wieder beruhigen", versicherte mir Rune, „versprich mir einfach, dass du mit uns zusammen am Tisch sitzt und das ist dann schon mal ein Anfang. Wir haben jetzt eine ganze Woche Zeit, das wieder geradezubiegen". „Danke, Rune", meinte ich.

„Disse und Niko müssten auch schon wach sein, habe gerade was gehört oben", sagte Rune, als ich wieder in die Küche zurückkam. „Dann können wir die Eier machen oder?". Rune nickte und schaltete den Herd ein. Die Brötchen hatte er bereits in den Backofen, sodass diese auch rechtzeitig fertig wurden.

„Guten Morgen, die Herren... oh, ein ganz neues Gesicht!". Disse kam, gut gelaunt wie immer, zu uns und setzte sich an den Tisch. Ich ging auf seine Aussage gar nicht weiter ein. „Kommt Niko auch gleich?", wollte Rune wissen. „Der sitzt noch auf dem Klo. Kann dir nicht versprechen, wie lange das dauert". „Danke, das will ich gar nicht weiter ausgeführt haben", lachte Rune. Wir fingen schon mal an zu essen, da wir alle Hunger hatten. Nach kurzer Zeit stieß Niko wie erwartet dazu. Sofort hatte ich einen Kloß im Hals und bekam keinen Bissen mehr runter. Und irgendwie schien es allen anderen auch die Sprache verschlagen zu haben. Es herrschte eine ganz unangenehme Stimmung und ich hatte das Gefühl, dass ich der Schuldige war.

Als ich fertig war, stand ich ohne ein weiteres Wort auf, stellte meinen Teller in die Spüle und ging hinaus in den Garten. Meine Oma hatte mich angerufen und da musste ich zurückrufen. Es stellte sich heraus, dass ihr Internet weg war. Daraufhin erklärte ich ihr ausführlich, dass das Internet nicht weg sein konnte und wies sie Schritt für Schritt an, was sie tun sollte. „Steffen, du bist ein Schatz! Was würde ich nur ohne dich tun!", freute sie sich. „Gerne. Du weißt, du kannst immer anrufen, wenn irgendwas ist", meinte ich. „Das weiß ich. Dann lass ich dich jetzt deinen Urlaub genießen und komme heil wieder zurück!". „Mach ich, Oma. Dir auch noch einen schönen Tag!".

Ich musste immer wieder schmunzeln, wenn meine Oma mit den diversesten technischen Problemen zu mir rannte. Es war ja wirklich niedlich und sie war mir immer sehr dankbar. Außerdem ersparte ich mir mit diesem Telefonat weitere unangenehme Fragen seitens meiner werten Mitspieler.

Als ich wieder nach innen ging, waren nur noch Disse und Rune in der Küche. „Wir gehen nachher an den Strand... kommst du mit?", fragte Rune vorsichtig. „Bin dabei", erwiderte ich. „Super, räumen noch alles auf, dann gehen wir los", strahlte Rune.

LIEBE auf den zweiten Blick - Steffen -Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt