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„Also, was willst du machen?", fragte ich meine Freundin, nachdem das mit Alfred geklärt war. „Ich will in die Therme, bei dem Wetter kann man eh nichts machen", meinte sie mit einem süßen Lächeln. „Dann fahren wir in die Therme", stimmte ich zu. „Brauche aber noch Badesachen, die sind bei mir daheim", überlegte sie. „Ja, dann würde ich schnell packen, dann fahren wir zu dir und dann direkt weiter", schlug ich meinen Plan vor. „Au ja". Ihr Strahlen brachte mich ebenfalls zum Lächeln und der Gedanke, dass ich im warmen Wasser entspannen konnte, anstatt verschwitzt auf dem Feld herumzulaufen gefiel mir sehr gut. Was die Jungs wohl gerade im Bus machten?! Tauschen wollte ich jetzt wirklich nicht.

Da es Mittag war, bekamen wir beide langsam Hunger und holten uns schnell im Supermarkt einen Salat, den wir dann schnell auf dem Parkplatz essen konnten. Die Fahrt nach Bad Schwartau lief gut und in den Holstein Thermen war weniger los, als ich erwartet hatte. Hoffentlich würde mich niemand erkennen. War ja offiziell krankgemeldet.

Auf dem Weg zu den Duschen trennten sich unsere Wege, ich nahm mir die Gelegenheit allerdings nicht heraus, sie davor nochmals leidenschaftlich zu küssen. Das gefiel ihr natürlich und sie ließ sich voll auf mich ein. „Bis gleich", hauchte ich verführerisch an ihren Hals, da sie mit diesem Bikini unglaublich heiß aussah. Innen im Bad trafen wir uns dann wieder und legten unsere Handtücher auf zwei Liegen ab, von denen aus wir direkten Blick nach draußen hatten. Es regnete noch immer in Strömen. „Lass ins Wasser, das kannst dir ja nicht mit anschauen", meinte ich und zog Sally an der Hand hinter mir her. Vor dem Becken blieb ich stehen und warf sie einfach aus dem Nichts heraus ins Wasser. Damit hatte sie nicht gerechnet. Und dementsprechend reagierte sie auch. So laut hatte ich sie noch nie fluchen hören. Als ich dann aber auch neben ihr ins Wasser sprang, sie an mich zog und küsste war ihre schlechte Laune wie weggeblasen.

„Ich sollte dich eigentlich hassen", stöhnte sie auf und wir schwammen in den Außenbereich. Diese Zweisamkeit tat uns mal gut. Ich konnte mich den ganzen Tag voll und ganz auf sie konzentrieren und das Gefühl beruhigte mich. Der Gedanke Niko war zumindest für den Rest des Tages abgehakt und ich wusste, dass ich ihn erst wieder in zwei Tagen sehen würde. „Ich liebe dich, Sally", raunte ich von hinten an ihren Nacken. Die drehte ihren Kopf zu mir und flüsterte: „Und ich liebe dich, Steffen Weinhold".

„Lass mal in eine Kabine gehen zum Umziehen", hauchte sie verführerisch an meine Lippen, als ich gerade zu einem Kuss ansetzen wollte. „Natürlich, Babe", antwortete ich und schloss den letzten Spalt zwischen unseren Lippen. Mit ihrer Zunge fuhr sie an meinen Zähnen entlang. „Ich liebe dich so sehr", presste ich hervor. Mit einem Mal löste sie sich von mir und meinte mit einem hinterlistigen Grinsen: „Sehen uns in fünf Minuten in der Kabine". Dann schwamm sie von mir weg und ich konnte nicht anders, als lachend den Kopf zu schütteln. Ich drehte noch eine Runde in dem Becken, dann machte auch ich mich auf den Weg zu den Duschräumen. Ich lief in die gleiche Richtung, aus der wir vorhin hergekommen waren und da wartete auch schon meine Freundin und zerrte mich grob in die kleine Kabine. „Dachte schon, du kommst gar nicht mehr", flüsterte sie und legte sofort ihre Lippen auf meine. Sie ließ ihr Handtuch fallen, sodass sie mit einem Mal völlig nackt vor mir stand und das erregte auch mich. „Was hast du vor?", fragte ich atemlos. „Was wohl". Sie grinste mich an und griff sofort mit ihrer Hand in meine Badehose. Währenddessen verteilte sie Küsse auf meinem Hals und ich musste mich wirklich zusammenreißen, nicht laut loszustöhnen. Hier waren genug Leute, die das hören konnten, aber gerade das machte die ganze Sache so attraktiv.

„Ich will dich, hier und jetzt", sagte ich voller Überzeugung und fuhr mit meinen Händen an ihrem Körper entlang, während ich sie leidenschaftlich küsste. Meine Badehose war mittlerweile auch auf dem Boden gelandet, wir hatten nur ein einziges Problem: „Ich habe keine Kondome dabei", sagte ich. „Egal". Sally wirkte ziemlich unbeeindruckt, ich stieß sie jedoch ein Stück nach hinten. „Hast du die Pille genommen?", fragte ich sie. „Kann sein". Sie machte noch immer keine Anstalten, irgendwas an der Situation zu ändern, ich wurde langsam ungeduldiger: „Wie kann sein? Hast du sie genommen oder nicht?". Irritiert blickte sie mich an und dachte angestrengt nach und kam schließlich zu dem Schluss: „Ich glaube, ich hab sie genommen". „Du glaubst nur?! Dein Ernst jetzt?". „Ja, ich werde sie schon genommen haben und selbst wenn, wir können ja aufpassen", sagte sie mir und meinte es wirklich so. Ich war mir nicht sicher, ob ich mich wirklich zurückhalten konnte. Was, wenn sie die Pille wirklich nicht genommen hatte? Ein Kind war jetzt wirklich das letzte, was ich brauchen konnte. „Denk doch mal nach, wir sind beide nüchtern, haben also alles im Griff und wenn ich schon mal die Gelegenheit habe, Sex in der Umkleidekabine zu haben, dann will ich die auch nutzen. Und Abtreibung gibt es ja auch noch". Einfach nur unglaublich! Doch langsam war es mir echt zu blöd, mit ihr zu diskutieren, ich gab widerwillig nach: „Ist doch jetzt auch egal, keine Lust zu diskutieren, wir kriegen das schon hin", sagte ich, auch wenn ich ziemlich beunruhigt an die Sache heranging.

Ich versuchte mich echt zusammenzureißen, nicht zu kommen, aber es ging irgendwann nicht mehr. Das merkte auch Sally und stieß laut die Luft aus. „Ich hab die Pille genommen, bin mir ziemlich sicher", beruhigte sie mich und fügte an, dass das eben geil war. In dem Punkt musste ich ihr wirklich zustimmen und dennoch plagte mich das schlechte Gewissen auf der Rückfahrt.

Am Abend gingen wir noch Essen, dann fuhren wir nach Hause und verbrachten den Rest des Tages auf der Couch bei mir zuhause. Sally hatte sich für einen Film entschieden, den ich einschaltete und sie schlief gegen Ende in meinen Armen ein. Zeit zum Nachdenken für mich.

Als ich unser Mannschaftsbild auf meinem Handy sah, das ich als Hintergrundbild eingespeichert hatte, fiel mir sofort wieder Niko in den Blick. Ich konnte nicht aufhören, an ihn zu denken, nicht aufhören mir vorzustellen, wie ich ihn küsste. Was bedeutete das alles? Was bedeutete es für ihn? Noch immer konnten wir nicht über die Sache sprechen und das machte mich wahnsinnig nervös. Jetzt konnte ich ihm schlecht schreiben, er war in Gummersbach und die ganze Mannschaft war wahrscheinlich um ihn herum versammelt. Ich dachte jede freie Sekunde an ihn. Er machte mich verrückt. Ich wollte ihn. Nur ihn. Das wurde mir immer mehr bewusst. Dann sah ich wieder Sally selig schlummernd in meinen Armen liegen. Was sollte ich denn nur machen? Sie liebte ich doch, aber Niko doch in gewisser Weise auch...

Mit diesen Gedanken schlief ich ein und wurde durch zarte Küsse an meinem Hals am nächsten Morgen wieder wach. „Hey du", grinste mir meine Freundin entgegen und ich roch schon den Duft nach frischem Kaffee und Eiern. „Du hast Frühstück gemacht?", fragte ich überrascht und musste automatisch grinsen. „Muss dir was beichten". Zögerlich suchte sie den Blickkontakt, den ich schnell erwiderte. Ich zog meine Augenbrauen nach oben und wartete auf ihre Worte: „Ich glaube, ich muss nachher zur Apotheke fahren... habe die Pille doch nicht genommen".

Boom! Schlag ins Gesicht! BITTE WAS?!

Es dauerte einige Minuten, bis ich meine Sprache zurückerlang. War das gerade ernst gemeint? Ihrem Blick zufolge ja... ich war geliefert! Warum hatte ich mich nur auf die ganze Scheiße eingelassen?! Sauer stand ich auf, zog meine Joggingschuhe und Sportklamotten an und ging nach draußen, um meinen Kopf freizubekommen. Die Wut herauslaufen. Das klang nach einem guten Plan.

Als ich zurückkam, saß sie trübselig am Esstisch und starrte aus dem Fenster. „Tut mir leid", nuschelte sie, ich ignorierte sie jedoch weiter. „Kannst du mich zu Mara fahren?", sagte Sally nach einer Weile und klang ziemlich genervt. „Ich fahr dich zur Apotheke und du holst dir verdammt nochmal die Pille danach!", fuhr ich sie an. „Fahr mich zu Mara und ich mach das mit ihr zusammen. Ich hab keine Lust, dich da dabeizuhaben", zischte sie. „Wehe du gehst nicht, ich rufe Mara an und frage nach", drohte ich. „Was bist du eigentlich für ein Psycho?! Ich habe gestern gesagt, du sollst aufpassen und natürlich hast du es nicht getan und ich bin die Dumme, die jetzt nichts im Griff hatte oder was", schrie sie. „Ich fahr dich nirgendwo hin, du undankbares Weib, schau selbst, wie du zu deiner Freundin kommst, echt kein Bock mehr auf die ganze Scheiße", machte ich ihr klar und verschwand ins Badezimmer. Davor gab ich ihr allerdings noch eines zu verstehen: „Wenn du bis nachher nicht weg bist, stelle ich dich persönlich vor der Haustüre ab".

Entrüstet starrte sie mich an. Sie hatte mich genau verstanden. Wütend drehte ich mich um und knallte die Tür hinter mir zu. Meine Musik drehte ich auf volle Laustärke, sodass ich nachher wahrscheinlich Beschwerdebriefe von meinen Nachbarn erhalten würde. Aber das war mir sowas von egal! Sally machte mich einfach wütend und diese Nachlässigkeit konnte ich ihr einfach nicht verzeihen. 

LIEBE auf den zweiten Blick - Steffen -Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt