Samstag, 23. September 1944
Alle zusammen brachten wir Vati heute zum Bahnhof. Es fühlte sich so unwirklich an. Unsere Fahrt im Taxi, die Güterzüge mit der Aufschrift Wehrmacht, die vielen uniformierten Männer, die am Bahnsteig standen und sich von ihren Familien verabschiedeten. Kaum ein lachendes Gesicht war mehr darunter, ganz anders als in den ersten Kriegsjahren.
Und schließlich die aus den Zugfenstern winkenden Hände.
Gerda ließ ihr blaues Taschentuch flattern, während wir dem ausfahrenden Zug hinterherschauten. Vatis Arm wurde immer kleiner und ich blinzelte den Tränenschleier fort. Ich wollte stark sein, wie er es sich von mir gewünscht hatte, und ihm den Abschied nicht noch schwerer machen. Deshalb hielt ich die Tränen zurück. Beinahe wäre ich daran erstickt.
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Luises Tagebuch - Meine Welt in Trümmern
Historical FictionLeipzig, 1944: Das letzte Jahr des Krieges ist angebrochen und auch an der „Heimatfront" werden die Nahrungsmittel knapper und die Luftangriffe häufiger. Luise Hofmann ist 15 und seit Jahren treues BDM-Mädel. Doch je weiter der Krieg voranschreitet...