Dienstag, 3. April 1945
Seit Wochen schon vergeht fast kein Tag und keine Nacht mehr ohne Luftangriff. Man hat das Gefühl, kaum noch aus dem Keller rauszukommen. Auch wenn ich unterwegs bin, gibt es manchmal Alarm; dann renne ich schnell den Leuten hinterher, die mich zum nächsten öffentlichen Luftschutzbunker führen. Die Angst ist mir in Fleisch und Blut übergegangen. Ich weiß schon gar nicht mehr, wie es ist, sich sicher zu fühlen. Hoffentlich ist der Krieg bald vorbei!
Ostern war auch eine traurige Angelegenheit. Was gibt es schon zu feiern in diesen Zeiten? Und mit den neuen Lebensmittelzuteilungen kann man auch kein Festmahl zaubern. Es gab nicht einmal Eier. 1800 Gramm Brot pro Woche für jede Person, dazu 220 Gramm Fleisch und 100 Gramm Fett. Wer soll damit auskommen? Gut, dass ich Onkel Philip habe, der immer das Beste für mich aufhebt. Heute habe ich von ihm sogar ein Pfund Schinken bekommen, dass ich morgen bei Ilse vorbeibringen will.
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Luises Tagebuch - Meine Welt in Trümmern
Historical FictionLeipzig, 1944: Das letzte Jahr des Krieges ist angebrochen und auch an der „Heimatfront" werden die Nahrungsmittel knapper und die Luftangriffe häufiger. Luise Hofmann ist 15 und seit Jahren treues BDM-Mädel. Doch je weiter der Krieg voranschreitet...