Freitag, 2. März 1945
Seit Tagen habe ich Anton nicht mehr gesehen. Wahrscheinlich hat er zu Hause Ärger gekriegt. Vielleicht hat seine Mutter ihm auch verboten, wieder mit mir in die Stadt zu fahren. Jedenfalls hat er sich nicht mehr gemeldet. Ich vermisse ihn, seine ruhige Gegenwart.
Morgen werde ich mich wieder einmal mit Martin treffen. Ich habe schon die goldene Brosche rausgesucht, die ich zum vierzehnten Geburtstag geschenkt bekommen habe. Sie ist wirklich hübsch, geformt wie die Blütenblätter einer Rose, mit einem glitzernden Edelstein in der Mitte. Ich habe sie gern zu meinem hellblauen Sommerkleid getragen. Aber es wird mir nicht wehtun, ein Schmuckstück weniger zu besitzen. Und ich hoffe - wenn Martin die Uhr noch hat - dass die Brosche wertvoll genug ist, um sie dagegen einzutauschen.
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Luises Tagebuch - Meine Welt in Trümmern
Historical FictionLeipzig, 1944: Das letzte Jahr des Krieges ist angebrochen und auch an der „Heimatfront" werden die Nahrungsmittel knapper und die Luftangriffe häufiger. Luise Hofmann ist 15 und seit Jahren treues BDM-Mädel. Doch je weiter der Krieg voranschreitet...