Im Geheimgang [3/3]

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Sorry das ich hier immer vergesse hochzuladen. Dabei war ich in letzter Zeit wieder recht häufig auf Wattpad aktiv ^^'


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Nach Dracos Empfinden mussten sie Stunden gegangen sein. Nach wie vor hielten sie sich bei Abzweigungen immer an den linken Weg.
Von Zeit zu Zeit stöhnte Hermine auf. »Ich glaube, wir kommen hier nicht wieder raus«, sagte sie zaghaft.
»Das will ich nicht noch einmal von dir hören, verstanden?« Draco nahm Hermines Kinn zwischen die Fingerspitzen und drehte ihren Kopf zu sich. »Ich bringe uns hier raus, Granger, und wenn es das Letzte ist, was ich tue.«
In ihren Augen stand Vertrauen. Er fühlte sich ihr plötzlich so nah, zu nah. Sofort beendete er den Blickkontakt und zog sie weiter. Etwa zehn Minuten später machte der Weg eine scharfe Biegung nach rechts. Dahinter befand sich erneut ein Abzweig. Links führten gehauene Stufen steil nach oben.
»Du bleibst hier und wartest. Ich gehe die Treppe hoch und schaue nach, was uns da oben erwartet.«
»Ich will nicht«, sagte Hermine trotzig.
Draco legt die Stirn in Falten. »Trotzdem wirst du genau das tun. Stell dir vor, das ist eine Sackgasse. Dann bist du mit deiner Verletzung ganz umsonst da rauf gehumpelt. Du musst mit deinen Kräften haushalten.« Er macht eine Pause. »Ich komme wieder«, setzte er hinzu.
Hermine sah ihn ernst an. »Ich weiß.«
Wortlos drehte sich Draco um und begann den Aufstieg. Er fragte sich, woher sie wissen wollte, dass er sie nicht doch im Stich ließ. Vielleicht weil er es nicht getan hatte, als die Gelegenheit dazu da gewesen war, während die Hydra sie angegriffen hatte. Es wäre ein idealer Moment gewesen, die Flucht anzutreten.
Doch auf die Idee war er in dem Augenblick nicht gekommen. Merkwürdig, wunderte er sich. Sankt Potter hatte er im ersten Schuljahr doch auch im Stich gelassen, als sie durch den verbotenen Wald marschieren mussten, um das Einhorn zu suchen.
Er prallte von etwas ab, das er nicht sehen konnte. Zwei Stufen über ihm befand sich ein Treppenabsatz und dahinter - eine Tür. Doch zu dieser konnte er nicht gelangen, eine durchsichtige Wand hielt ihn auf.
Draco vernahm das Verrücken von Stuhlbeinen. Er lauschte.
»... müssen sie suchen«, sagte eine Stimme, von der Draco geglaubt hatte, sie nie wieder zu hören.
»Sie können nicht zusammen sein«, schnarrte eine andere, die Draco einen Schauder über den Rücken jagte. Ihm trat der Schweiß aus und er wischte sich mit dem blutdurchtränkten Hemdärmel über die Stirn.
Er hatte genug gehört. Hastig eilte er die Stufen hinunter. Der kleine Lichtfleck aus dem Zauberstab der Gryffindor schien ihm den Weg zu leuchten.
»Was ist passiert? Deine Stirn ist ganz rot und du siehst aus, als hättest du eine Erscheinung gehabt«, fragte Hermine sichtlich besorgt.
Schwerfällig setzte er sich auf die unterste Stufe. »Granger«, begann er tonlos. »Da unten sind wir einem Geschöpf der griechischen Mythologie begegnet. Hältst du es für wahrscheinlich, dass wir oben etwas aus der nordischen finden?«
»Alles ist möglich«, antwortete sie. »Was glaubst du denn, was uns da oben erwartet?«
»Walhall.«
»Die himmlische Königshalle, wo Odin der Sage nach wohnt, und in welche die tapferen Krieger nach ihrem Tod hinkommen?«
»Zwei von denen habe ich gerade gehört«, sagte Draco zögernd.
»Wie bitte? Wen denn?«
»Dumbledore und Snape.«
Hermine schnappte nach Luft. Dann stieß sie einen Freudenschrei aus. »Draco, wir sind gerettet!«
»Red nicht so ein Blech, Granger. Denkst du etwa, die Hydra hätte uns doch umgebracht und wir dürften jetzt in den Götterhimmel?«
»Schnickschnack«, antwortete sie strahlend. »Die Treppe endet vor dem Schulleiterbüro. Was du gehört hast müssen die Porträts der beiden gewesen sein.«
Alle Anspannung fiel plötzlich von Draco ab. Sie hatte Recht. Jetzt mussten sie nur noch sehen, wie sie sich zu erkennen geben konnten. Er umfasste Hermine und half ihr die Stufen hoch zu humpeln. Vor der unsichtbaren Wand hielten sie an.
Eine kleine Spinne seilte sich aus Hermines Haaren ab.
»Die werden sich ganz schön erschrecken«, sagte Draco. »Wir sehen ziemlich mitgenommen aus.«
»Das haben wir gleich.« Hermine richtete ihren Zauberstab auf ihn. Instinktiv hielt Draco den Atem an, doch sie sagte nur »Tergeo.«
Das Blut wurde aus seiner Kleidung und von Arm und Stirn gesogen.
»Ratzeputz.«
Der Riss im Hemdsärmel schloss sich. Der Säbel blinkte wie neu. Die silber-grüne Krawatte, die Draco lose um den Hals baumelte, zog sich mit einem Ruck fest. Er warf den Kopf nach hinten. »Willst du mich erwürgen? Leg nicht so viel Energie hinein.«
»Entschuldige, aber jetzt bist du wieder vorzeigbar.« Nun wiederholte sie den Zauber an sich selbst.
»Ich glaube, wir haben sie bereits gefunden, oder besser sie uns«, sagte die Stimme von Albus Dumbledore laut und deutlich. »Öffnen Sie den Schrank, Minerva.«
Die Tür vor ihnen ging auf. Im Rahmen erschien der Umriss von Professor McGonagall. Sie zückte ihren Zauberstab. »Lumos.«
Instinktiv schob Draco Hermine hinter seinen Rücken.
Sie kicherte leise. »Das ist keine Seeschlange mit neun Köpfen«, flüsterte sie.
»Nein, so zornig wie die aussieht, gleicht sie eher einer Medusa. Wenn ich versteinert werde, schließ die Augen und versuche durchzubrechen«, zischte er ihr zu.
Professor McGonagall schwang mehrmals ihren Zauberstab und die Schutzzauber wurden aufgehoben. »Raufkommen Sie beide, sofort!«, befahl sie scharf.
Nacheinander traten sie aus dem Schrank heraus und standen wahrhaftig im Büro der Schulleiterin.
Professor McGonagall schien Rauch aus den Nasenlöchern zu steigen, so wütend war sie. »Was in Merlins Namen, haben Sie beide da unten gemacht? Wissen Sie, was für Ängste wir ausgestanden haben? Das gesamte Schulgebäude wurde mehrfach nach Ihnen abgesucht.«
Hermine gab ein Wimmern von sich und schwankte. Draco legte ihr sofort wieder den Arm und die Taille und knirschte mit den Zähnen. »Ich wäre Ihnen dankbar, Professor, wenn Sie Ihre Vorhaltungen auf später verschieben würden. Miss Granger ist verletzt und muss dringend auf die Krankenstation.«
Erst jetzt schien die Schulleiterin zu bemerken, dass Hermine das rechte Bein entlastete. »Was ist passiert?«
»Die Hydra hat mich in die Hüfte gebissen«, sagte Hermine mit einer Selbstverständlichkeit, die Draco unwillkürlich beeindruckte.
»Die Hy...?« Professor McGonagall prallte zurück.
»Was glauben Sie denn, hätten wir da unten gemacht? Einen Spaziergang?«, schnauzte Draco die Lehrerin an und an Hermine gewandt: »War eine blöde Idee, das mit dem Ratzeputzzauber.«
»Sie warten hier, Mr. Malfoy, während ich Miss Granger zu Madam Pomfrey bringe, oder sind Sie auch verletzt?«
»Nein«, brummte er.
»Professor Slughorn wird Sie abholen und in Ihr Haus bringen. Wir unterhalten uns später darüber.«
Widerwillig ließ Draco Hermines Taille los. Am Arm der Schulleiterin humpelte die Gryffindor zur Tür. Während Professor McGonagall sie öffnete, drehte Hermine den Kopf.
Dracos Mundwinkel kräuselten sich zu einem aufmunternden Lächeln. Hermine erwiderte es. Betrübt sah er ihr nach, als sich die Tür hinter den Frauen geschlossen hatte.
»Sie haben also die Hydra kennen gelernt?«, fragte Professor Dumbledores Porträt.
Augenblicklich erstarrten Dracos Gesichtzüge.
»Und?«, fragte Dumbledore weiter und konnte die Neugierde aus seiner Stimme nicht heraushalten.
»Ich habe nicht daran gedacht, ihr schöne Grüße von Ihnen zu bestellen, falls es das ist, worauf Sie hinauswollen, Professor«, schnappte der Slytherin.
Der ehemalige Schulleiter zeigte ein winziges Lächeln. »Ich sehe einen Säbel an Ihrem Gürtel, Draco. Woher haben sie ihn?«
»Er gehörte einem Zauberer, der Ihrer Seeschlange als Futter gedient hatte. Wissen Sie, wer es gewesen sein könnte?«
Dumbledore lehnte sich in seinem Stuhl ein wenig vor. »Ich habe da so eine Ahnung, aber danach sollten Sie lieber Ihren Vater fragen.«
Draco kniff die Augen zusammen. »Schlecht möglich, mein Vater sitzt in Askaban.«
»Bestimmt nicht mehr lange, Draco. Es wird ihm positiv ausgelegt, sich bei der letzten Schlacht um Hogwarts nicht beteiligt zu haben. Schließlich hat er Riddle schon vorher verraten. Es werden weitere Verhandlungen folgen und ich bin zuversichtlich, dass Ihr Vater binnen eines halben Jahres entlassen wird.« Dumbledores blaue Augen betrachteten ihn über den Rand der halbmondförmigen Brille hinweg.
Draco blieb stumm. Er wusste, dass seine Eltern nur daran interessiert gewesen waren, ihn zu finden. Deshalb hatte seine Mutter den Dunklen Lord wegen Potters angeblichem Tod angelogen. Lucius und Narzissa Malfoy wollten nur ins Schloss, um ihren Sohn zu suchen.
»Man wird sich fragen, was ein Slytherin mit einer Gryffindor zu schaffen hat«, meldete sich Snapes Porträt zu Wort. »Sie sollten darauf eine Antwort haben.«
Draco sah seinen ehemaligen Hauslehrer zornig an. »Sie müssen es ja wissen, ... Sir.«
Snape wollte zu einer Erwiderung ansetzen, als Professor Slughorn das Büro betrat. »Ah Malfoy, da sind Sie ja. Kommen Sie, kommen Sie, ich bringe Sie zurück. Die Halloweenparty haben Sie leider verpasst.«
Draco verzog spöttisch den Mund. »Geht schon in Ordnung, Professor. Ich hatte genug Halloween für ein ganzes Jahr.«


Brennendes EisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt