Hermine saß in der Bibliothek, doch sie konnte sich nicht auf das Buch vor ihr konzentrieren. Ron wollte mit ihr nach Hogsmeade und sie hatte überhaupt keine Lust dazu. Sie dachte an ihren letzten Besuch dort.
Unweigerlich schweiften ihre Gedanken zu Draco. Vielleicht sollte sie sich selbst mit einem Vergessenszauber belegen. Dann würde sie nicht immerzu an ihn denken müssen. Seit wann war sie denn so feige geworden? Sie war doch eine Gryffindor. Sie musste das Gespräch mit Draco suchen, und zwar bald. So konnte es jedenfalls nicht weitergehen.
Hermine schüttelte energisch den Kopf, um den Slytherin fürs erste daraus zu vertreiben. Sie rollte ein Pergament aus und begann, eine Passage aus dem Buch »Verwandlungskunst in Vollendung« abzuschreiben.
Doch bereits nach wenigen Zeilen tauchte erneut Dracos Gesicht vor ihr auf, genauer gesagt dieses breite Lächeln, mit dem er Lavender bedacht hatte. Er wusste wahrscheinlich gar nicht, wie gut er damit aussah. Ob er sich ernsthaft für ihre Hausnachbarin interessierte? Eigentlich konnte Hermine sich das nicht vorstellen, und doch hatte der Stachel eine Wunde zurück gelassen, die sich zu entzünden drohte.
Die Spitze ihrer Feder brach ab. Wütend starrte Hermine ihr Schreibinstrument an und einen Augenblick später ging es in Flammen auf. Hastig lösche sie es und sah sich um. Zum Glück hatte Madam Pins, die Bibliothekarin, nichts bemerkt. Die Gryffindor steckte die verkohlten Überreste der Feder in ihre Schultasche.
»Aber ... Hermine, was spukt dir den im Kopf herum, oder sollte ich besser fragen wer?«
Hermine schrak zusammen. Ron kam näher und setzte sich ihr gegenüber an den Tisch. Er stützte den Kopf in die Hände und sah sie an.
»Niemand - ich meine natürlich nichts«, antwortete Hermine gereizt. »Ist es schon halb drei oder bist du früh dran?«
»Ich bin pünktlich«, antwortete er.
»Eigentlich bin ich noch nicht fertig.«
»Du siehst nicht aus, als würdest du intensiv lernen. Lass uns gehen, etwas Ablenkung wird dir gut tun.«
Hermine biss sich auf die Lippen, stand aber auf und räumte das Buch zurück in das Regal. Ron erhob sich und wartete am Ausgang auf sie. Hermine schulterte ihre Tasche und ging auf ihn zu. Sie lächelte ihn ein wenig gezwungen an und trat hinaus in den Gang. Sie wusste, vom Fenster aus konnte man in den Hof sehen, wo die Schülerinnen und Schüler in Gruppen nach Hogsmeade aufbrechen würden. Sie ging hinüber. Vielleicht gelang es ihr, Draco zu sehen, dessen blonde Haare stets aus den anderen herausleuchteten. Sie musste einfach wissen, ob er mit Lavender ins Dorf gehen würde.
Doch noch ehe sie Gelegenheit hatte, auch nur einen Blick zu riskieren, zog Ron sie vom Fenster weg. Er drückte sie sanft mit dem Rücken an die Wand daneben und sah selbst hinaus.
»Ron?«, fragte sie zaghaft und strich ihm eine rote Haarsträhne aus der Stirn.
Sie glaubte, ihn erschaudern zu sehen. Sein Atem kam plötzlich stoßweise.»Alles in Ordnung mit dir?«, fragte sie ein klein wenig besorgt.
»Ja, schon.«
»Ron, ich wollte dich fragen, ob du vielleicht allein nach Hogsmeade gehen möchtest?«, stieß Hermine plötzlich hervor.
»Nein.«
»Ich weiß, die anderen warten auf uns, aber ...«
»Sie gehen gerade«, sagte Ron und blickte erneut aus dem Fenster. »Ich meine ... Harry und Ginny«, schloss er etwas stockend.
»Kannst du Lavender sehen? Ist sie auch bei ihnen?«, wollte Hermine wissen.
»Ja.«
»Und ... Malfoy?«
Sofort hatte sie wieder Rons ganze Aufmerksamkeit. »Den sehe ich nicht«, sagte er langsam. »Weshalb fragst du nach ihm?«
»Ich dachte nur, es wäre eine gute Gelegenheit für die beiden, ihr Verhältnis öffentlich zu machen«, antwortete Hermine lahm.
»Vielleicht will er gar nichts von ihr wissen«, meinte Ron und ein spöttisches Grinsen blitzte kurz um seine Mundwinkel auf.
Hermine reckte sich. »Auf einmal? Du warst es doch, der mir die ganze letzte Zeit in den Ohren gelegen hat, die beiden hätten etwas miteinander und Lavender hat immer nur blöd gegrinst, wenn du sie darauf angesprochen hast.«
»Ich glaube ich habe mich geirrt, und jetzt vergiss Malfoy mal für einen Augenblick. Also, wenn ich dich eben richtig verstanden habe, möchtest du gar nicht nach Hogsmeade.«
Hermine begann sich zu winden. »Ich weiß, du hast dich so darauf gefreut. Doch ehrlich, ich habe gar keine Lust.«
»Gut, dann machen wir etwas anderes.« Merkwürdigerweise sah ihr Freund für einen Moment erleichtert aus.
»Wirklich? Oh Ron, danke.« Sie fiel ihm um den Hals und drückte ihn an sich. Irgendwie schien er sich zu versteifen. Er erwiderte die Umarmung entgegen seiner sonstigen Gewohnheit nicht.
»Was ist los? Du wirkst irgendwie so, so nervös«, stellte Hermine fest.
»Ich bin aufgeregt« antwortete er mit der entwaffnenden Ehrlichkeit, die sie an ihm so schätzte. »Hermine, ich habe etwas vorbereitet und ich weiß nicht, ob es dir gefallen wird.«
Er sah ein wenig verlegen aus und fuhr sich mit gespreizten Fingern durchs Haar.
»Dann führ mich doch einfach hin und ich sage dir meine Meinung dazu.« Hermine nahm ihn bei der Hand. Rons Finger bebten regelrecht, als sie sich um ihren Handrücken schlossen. Das musste ja eine große Überraschung sein, wenn er so aus dem Häuschen war. Hermines Verwunderung stieg, als Ron sie in den siebten Stock führte. Auf dem ganzen Weg dorthin hatte er kein einziges Wort mehr gesprochen.
Als sie vor der Wand zum Raum der Wünsche standen, hatte er ihre Hand so fest umklammert, als befürchtete er, Hermine könnte sich gleich in Luft auflösen.
»Glaubst du, der Raum existiert noch?«, flüsterte sie.
Ron nickte. »Ich habe es ausprobiert.« Er schloss die Augen und einen Augenblick später erschien die Tür vor ihnen.
Ron sah sie an. »Mach die Augen zu.«
Hermine folgte seiner Bitte. Sie spürte, wie er sie in den Raum zog und die Türe hinter ihnen schloss.
»Jetzt kannst du sie wieder öffnen.«
Hermine blinzelte, nur um die Augen sogleich weit aufzureißen. Ihr Blick fiel auf ein riesiges Bett mit rot- goldenem Baldachin und einem verspiegelten Kopfende. Die rote Bettwäsche schien aus Seide zu bestehen. Gegenüber an der Wand hing ein riesiges Banner, auf dem zwei Gryffindorlöwen einträchtig nebeneinander lagen. Im Kamin brannte ein Feuer und leise Musik ertönte. Kerzen tauchten den Raum in ein warmes Licht.
Hermine war sprachlos. Sie erkannte natürlich Rons Absicht, die dahinter steckte und die passte ihr nicht, doch andererseits bewunderte sie seinen Einfallsreichtum. Soviel Romantik hätte sie ihm gar nicht zugetraut. »Es ist wunderschön«, sagte sie deshalb. Ron löste seine Hand aus ihrer und stellte sich hinter sie. Sanft strich er mit den Fingerspitzen über ihren Rücken. Hermine erschauderte ein wenig, blieb jedoch stehen. Sie wusste, sie musste ihm jetzt Einhalt gebieten, sollte es nicht zum Äußersten kommen. Sie drehte sich zu ihm um und hatte nun das Bett hinter sich. Unwillkürlich begann sie zu zittern. Ron sah sie mit einer Mischung aus Begehren und Leidenschaft an, wie sie es noch nie zuvor bei ihm erlebt hatte.
»Ron, ich ...«, setzte sie an, doch da hatte er sie schon in seine Arme gerissen. Sein Mund suchte den ihren. Sein Kuss hatte etwas Wildes, Verzehrendes an sich. Es erinnerte sie dunkel an einen anderen Kuss, den sie vor Weihnachten erhalten hatte.
Schwer atmend Hermine drehte den Kopf weg. Sogleich wanderten seine Lippen über ihren Hals. Eine seiner Hände umspannte ihr Gesäß. Er drückte sie an sich, sodass sie seine Erregung spüren konnte. Seine andere Hand begann damit, ihre Bluse aus der Hose zu ziehen. Hermine fühlte Hitze in sich aufsteigen. Da war etwas an ihm, dass sie drängte, ihm nahe zu sein. Etwas, das beim letzten Mal nicht da war. Ron ließ sie kurz los und zerrte sich den Pullover über den Kopf. Verwundert starrte Hermine auf das T-Shirt, das in seine Oberarme schnitt.
»Hast du dir eins von Harry geborgt?«, fragte sie.
Sie erhielt keine Antwort. Stattdessen kämpfte er damit, es abzustreifen. Dann griff Ron erneut nach ihr. Obwohl seine Hände bebten, gelang es ihm, die Knöpfe ihrer Bluse zu öffnen. Er küsste jede Stelle ihrer empfindlichen Haut, die sich zeigte, vom Hals bis zum Bauchnabel. Ron richtete sich auf und schob ihr die Bluse über die Schulten. Seine Augen glühten vor Verlangen, als er sie betrachtete. Seine Fingernägel fuhren sanft über ihren Rücken. Hermine stöhnte leise. Das veranlasste Ron erneut, ihren Mund zu erobern. Geschickt öffnete er ihre Lippen. Seine Zunge fuhr über ihre Zähne, ehe sie begann, die Höhle zu erforschen. Hermines Knie fühlten sich wackelig an. Wie konnte es sein, dass Ron plötzlich so sicher schien? Er öffnete den Knopf ihrer Hose und zog den Reißverschluss hinunter. Seine Lippen kneteten derweil ihr Ohrläppchen. »Wir wollten doch nicht ...«, setzte Hermine an.
»Ich brauche dich - jetzt«, erwiderte Ron. »Es macht mich wahnsinnig, dich täglich zu sehen und nicht berühren zu dürfen. Du brauchst keine Angst zu haben, ich werde vorsichtig sein.« Als wollte er seinen Worten Nachdruck verleihen, küsste er sie so zärtlich auf die Lippen, dass es Hermine die Tränen in die Augen trieb.
Was war bloß los mit ihr? Ron war toll und es gefiel ihr sehr, was er mit ihr machte. Warum ließ sie ihn nicht einfach fortfahren? Einen Lidschlag später beantwortete sie sich die Fragen selbst: Weil sie dann das Gefühl haben würde, sich noch weiter von Draco zu entfernen und das wollte sie nicht.
Hermine stemmte ihre Hände gegen Rons Schultern und drückte ihn ein Stück von sich weg.
»Nein, Ron, hör auf. Ich will nicht. Dass ich Weihnachten in dein Zimmer gekommen bin, war ein Fehler ...«, sie brach ab.
Ron sah einen Moment lang so tief verletzt aus, dass es ihr das Herz zerschnitt. Doch dann veränderten sich seine Augen. Sie erschienen Hermine heller zu werden und die kalte Wut darin erschreckte sie. Sie bekam Angst.
»Dann brauche ich ja nicht mehr vorsichtig zu sein«, presste er zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor.
Im nächsten Moment deute er Hermine grob nach hinten. Die Kante des Bettes drückte in ihre Kniekehlen und sie verlor das Gleichgewicht. Sofort war er über ihr. Seine Hände waren Schraubstöcke, die ihre Gelenke umklammerten. Da war keine Zärtlichkeit mehr, da waren nur noch sein Zorn und etwas anderes, das Hermine nicht klar erkennen konnte, sie jedoch merkwürdigerweise an Trauer denken ließ.
Mit einer Hand hielt Ron nun ihre beiden Handgelenke fest, während die andere ihre Jeans samt Slip über ihren Hintern streifte. Hermine bäumte sich auf, versuchte sein Gewicht abzuschütteln, doch das schien ihn nur noch mehr in Rage zu bringen. Sie erkannte Ron nicht wieder. Seine freie Hand schob sich unter ihren BH und drückte ihre Brust so fest, dass Hermine aufschrie: »Hör auf, bitte. Du tust mir weh!«
Augenblicklich ließ er sie los und zog sich zurück. Ron drehte sich von ihr weg. Er saß nun mit dem Rücken zu ihr auf dem Bett, hatte die Knie angezogen und die Ellenbogen darauf abgestützt. Seine Hände hatte er zu beiden Seiten seines Kopfes in den Haaren vergraben. Seine nackten Schultern bebten.
Hermine richtete sich auf. Vorsichtig tasteten ihre Fingerspitzen nach seinem Nacken. Bei der Berührung zuckte Ron kurz. Er drehte den Kopf und Hermine sah tatsächlich Tränen in seinen Augen schimmern. Ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen.
»Es tut mir so unendlich leid. Ich wollte dir niemals wehtun. Ehrlich, das musst du mir glauben«, brach es aus ihm hervor. »Ich weiß nicht, was plötzlich in mich gefahren ist. Ich begehre dich so sehr, dass es mich zerreißt. Mein Verlangen, dich zu besitzen ist so groß, dass ich alles falsch gemacht habe. Am besten, du ziehst dich an und gehst jetzt.«
Doch Hermine konnte nicht. Ihre Hände fuhren über seine Schultern und diesmal sah sie genau, wie er erzitterte. Er liebte sie so sehr, das sah Hermine ihm an. Ron war ihr Freund, sie musste Draco endlich aus ihrem Kopf verbannen. Vielleicht gelang es ihr nach diesem Nachmittag. Außerdem fühlte sie sich unerklärlicherweise gerade jetzt besonders zu Ron hingezogen. Hermine brachte ihren Mund nahe an sein Ohr heran: »Schlaf mit mir.«
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Brennendes Eis
FanfictionDas goldene Trio kehrt nach dem Tod Voldemorts nach Hogwarts zurück. Hermine freut sich auf ein letztes ruhiges Schuljahr mit ihrem geliebten Ron, doch das Schicksal hat andere Pläne. Ständig kreuzt Draco Malfoy ihren Weg. Zuerst sacht, dann immer s...