alternatives Ende
(Taschentücher wären sehr wahrscheinlich von Nöten)Hermine starrte auf das Foto im Tagespropheten, den Ginny ihr wortlos gereicht hatte. Ohne dass sie es verhindern konnte, schossen ihr die Tränen in die Augen.
Ginny umarmte sie gerade, als das Baby im Nebenzimmer erwachte und sofort lauthals seine Milch einforderte.
»Entschuldige mich«, sagte Ginny und erhob sich mit einer fließenden Bewegung. »Wenn James Sirius Potter nicht sofort seinen Willen bekommt, werden wir gleich unser eigenes Wort nicht mehr verstehen können. Kommst du einen Augenblick alleine klar?«, fragte sie mit einem besorgten Blick auf ihre Freundin.
Hermine nickte stumm. Bebend strichen ihre Hände über die mittlere Person des Titelbildes. Es war eine ältere Aufnahme und zeigte Draco Malfoy zwischen seinen Eltern.
»Oh Draco, ob wir beide heute auch schon ein Kind hätten, so wie Ginny und Harry?«, schluchzte sie leise.
Sie überflog den Artikel, erfuhr von Lucius Malfoys Selbstmord. Der Vernichter ihres Glückes hatte sich im Gefängnis selbst gerichtet, erhängt am Fenstergitter seiner Zelle. Hermine schloss für einen langen Moment die Augen. Sie wusste, was nun zu tun war. Sie legte die Zeitung auf den Tisch und ging ins Nebenzimmer. Ginny sah erstaunt hoch.
»Sei mir nicht böse, aber ich möchte nach Hause. Ich brauche jetzt einfach ein bisschen Ruhe«, sagte Hermine.
»Bist du wirklich o.k.?«
Hermine schaffte ein ehrliches Lächeln. »Mir geht's so gut wie schon lange nicht mehr.«
In Ginnys Augen stand mal wieder Misstrauen. Hermines Lächeln wurde ein wenig breiter. Wie damals, als sie mit Draco zusammen kam. Da hatte sie Ginny zuerst auch nicht die Wahrheit gesagt und ihre Freundschaft war auf eine sehr harte Probe gestellt worden.
»Es ist wirklich alles bestens«, versicherte Hermine nochmals. »Komm morgen früh doch einfach vorbei und überzeuge dich selbst.«
Ginny nickte und nahm James Sirius hoch, der gerade mit der ersten Brustseite fertig war. »Das werde ich«, versprach sie.
»Gut, dann also bis morgen und grüße Harry von mir.« Hermine umarmte ihre Freundin kurz und drückte dem Baby einen Kuss auf das mit dunklem Flaum bedeckte Köpfchen.
Sie ging in den Flur und zog sich ihren Mantel über. Hermine öffnete die Haustür und wandte ein letztes Mal den Blick auf das Zimmer, in dem Ginny und James waren. Ein leises Glucksen war aus dem Mund des Babys zu hören, gefolgt von einem Schnauben seiner Mutter. Offenbar pustete Ginny während des Wickelns James auf den Bauch.
Hermine zog die Tür hinter sich ins Schloss und trat auf die Straße. Es war nicht sehr weit bis zu ihrer kleinen Wohnung. Bereits fünfzehn Minuten später hatte Hermine sie erreicht. Sie hängte ihren Mantel an die Garderobe in dem engen Flur und betrat das Wohnzimmer.
Es war karg und lieblos eingerichtet, zweckmäßig wie alles hier, wie Hermines Leben. Einzig ihr Diplom mit den erzielten Noten in den UTZ-Prüfungen hing an der bilderlosen Wand. Ein »Ohnegleichen« in allen Fächern, bis auf Verteidigung gegen die dunklen Künste. Darin hatte sie nur ein »Erwartungen übertroffen« erzielt.
Hermines Mundwinkel hoben sich leicht. Nicht schlecht für eine, die nie auch nur eine dieser Prüfungen abgelegt hatte. Die Lehrer hatten die Noten vergeben aufgrund ihrer bisherigen Leistungen in den Fächern, etwas nie Dagewesenes in der gesamten Geschichte Hogwarts.
Doch es bedeutete Hermine nichts, genauso wenig wie alles andere. An jenem Nachmittag in der Heulenden Hütte war nicht nur Draco Malfoy gestorben. Draco! Hermine zuckte zusammen. Sie hatte noch etwas zu erledigen, bevor sie den Schritt in die Freiheit wagen konnte, jetzt, wo auch Lucius endlich tot war.
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Brennendes Eis
FanficDas goldene Trio kehrt nach dem Tod Voldemorts nach Hogwarts zurück. Hermine freut sich auf ein letztes ruhiges Schuljahr mit ihrem geliebten Ron, doch das Schicksal hat andere Pläne. Ständig kreuzt Draco Malfoy ihren Weg. Zuerst sacht, dann immer s...