Chapter No. 28 |TAKEOFF|

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Ich stockte und meine Augen weiteten sich. Was machte er jetzt schon hier? Es war viel zu früh - nicht mal 22 Uhr. Er kam mir näher.

„Antworte mir, wenn ich zu dir spreche! Wo warst du?"

Sein Kiefer war angespannt – was dachte ich, sein ganzer Körper war angespannt. Es musste etwas ungeplantes geschehen sein.

„Es-", ich schluckte den Kloß hinunter, der sich inzwischen in meinem Hals gebildet hatte, „es tut mir leid, ich hatte mich mit einer Kollegin getroffen. Ich dachte, du würdest erst später kommen."

„Das habe ich gemerkt. Was fällt dir ein, meine Nachrichten zu ignorieren? Ich glaube, du verstehst gar nicht das Ausmaß. Jede Stunde meines Lebens ist mehr wert als dein Monatsgehalt, du kannst mich nicht einfach so warten lassen! Bei allem Respekt, Chloe, du bist auch immer noch meine Assistentin! Ich habe gewisse Ansprüche an dich, unter anderem, dass du rund um die Uhr für mich erreichbar bist."

Schnell blinzelte ich, jetzt bloß nicht weinen, Chloe. Er war enttäuscht von mir, aber das würde es nicht besser machen. Ich konnte seinem Blick nicht standhalten und senkte meinen Kopf. Wie konnte das nur geschehen?

„Das Datapad muss irgendwie auf Lautlos gegangen sein. Es wird nie wieder vorkommen, Armitage, Entschuldigung."

Sobald es eine freie Minute gab, musste ich unbedingt überprüfen, was mit meinem Datapad falsch war.

„Das will ich meinen, junge Dame. Jetzt komm mit, diese Strapaze hat schon genügend meiner kostbaren Zeit vergeudet."

Er ging voraus in mein Wohnzimmer und ich folgte ihm mit gesenktem Kopf – Ich wollte ihn doch nicht sauer machen, oder ihn gar enttäuschen. Erst als wir saßen, traute ich mich wieder aufzusehen. Armitage griff nach einem Stapel Papier, welchen er schon auf dem Tisch sortiert hatte und reichte ihn mir.

„Es gab zeitliche Planänderungen. Morgen Abend ist das Treffen mit dem ersten Informanten, und da wir so weit wie nur möglich von den Kernwelten entfernt sind, müssen wir heute noch losfliegen. Packe schnell deine wichtigsten Sachen zusammen. Nehme nichts mit, was deine Zugehörigkeit preisgeben könnte. Wir sollten, um unser Leben willen, lieber unerkannt bleiben. Diese Unterlagen werden wir während des Fluges durchgehen. Und jetzt beeil dich, wir sind schon in Verzug."

„Ich werde mich beeilen."

Er machte nur eine winkende, leicht wegscheuchende Handbewegung und wandte sich seinem Datapad zu. Hinsichtlich wie gemütlich er es sich schon in meinem Wohnzimmer gemacht hatte, machte er keine Anstände, dieses wieder mir zu überlassen. Während ich das Wohnzimmer verließ, fiel mir noch auf, wie er zu einem Weinglas griff, welches neben einer schon halb geleerten Flasche stand. Ich wusste nicht, wo der Wein herkam, da ich keinen Alkohol in meinem Quartier lagerte, aber langsam begann ich mir über seinen Konsum Sorgen zu machen.

Um nicht noch weiter seine Nerven zu strapazieren, beeilte ich mich wirklich. Die Waschtasche war schnell gepackt, nur bei der Kleidung war ich mir unsicher, was angemessen sein würde. Irgendwie von allem etwas eingepackt – und hoffentlich nichts vergessen – stellte ich die Tasche in den Flur und ging wieder zu Armitage. Jener hatte seine Arbeitssachen scheinbar zusammengepackt und alle Anzeichen dafür, dass er sich hier eingenistet hatte, verschwinden lassen.

„Alles gepackt?"

Zu meinem Glück wirkte er wieder einigermaßen entspannt. Ich fühlte mich wohl immer noch schlecht, ihn enttäuscht zu haben, aber er schien es mir schon wieder verziehen zu haben.

„Ich glaube, ja."

Er führte mich zu einem kleinen Hangar, keiner der offiziell verzeichneten, und wir gingen in eine zivile Raumjacht. Erst jetzt wurde mir so wirklich bewusst, wie inoffiziell dieser Außeneinsatz eigentlich war. Armitage besprach noch etwas mit den Piloten – irgendetwas über die Autorisierungscodes, welche erneuert wurden – bevor er mit mir in seine Kabine ging. Die Kabine selbst war recht groß und vor allem edel, wie eigentlich annähernd alles, was Armitage umgab. Wir setzten uns auf die Couch und er packte seine Arbeitssachen auf den Tisch. Ich holte wiederum die Missionsdetails, die er mir gegeben hatte, heraus. Darauf wartend, dass er fertig wurde, pfriemelte ich etwas an den Ecken der ausgedruckten Bögen herum – eine schlechte Angewohnheit die ich immer tat, wenn ich in unangenehmen Situationen war.

„Na komm her, Chloe, sieh nicht so bedrückt drein."

Ich sah zu ihm hoch und er hob einladend seinen Arm. Schnell flüchtete ich mich an seine Seite und entspannte mich etwas, als sein Arm sich um mich legte. Manchmal leuchtete es mir nicht ein, wie dieser Mann mir so viel Komfort schenken konnte, mich aber auch gleichzeitig aus meiner Komfortzone trieb.

„Es tut mir leid, Armitage. Ich wollte dich nicht enttäuschen oder sauer machen, wirklich. Ich dachte bloß-"

Kaum hatte ich wirklich angesetzt, mich in einem bedrückten Tonfall zu entschuldigen, fiel er mir ins Wort.

„Schon okay, Chloe, es war nicht deine Absicht. Ich hatte dir heute Morgen ja auch noch gesagt, dass du nicht auf mich warten sollst. Es wird einfach nicht wieder vorkommen. Hattest du zumindest eine schöne Zeit mit deiner Kollegin?"

Er sah zu mir runter und lächelte leicht. Seine eine Hand hob sich und strich mir vereinzelte Haare aus dem Gesicht. Wenn er so liebevoll war, konnte ich mir fast nicht vorstellen, dass er gleichzeitig der General der ersten Ordnung war.

„Ja, sie hat mir einen Platz gezeigt, bei dem man in die Sterne schauen kann. Außerdem haben wir uns viel unterhalten, unter anderem über unsere Zeit auf der Akademie und unsere generelle Teenagerzeit. Ich hatte wirklich spaß und ich denke, sie auch."

„Das klingt schön. Ich freu mich für dich, dass du so schnell schon neue Bekanntschaften machen konntest."

Er drückte mir einen Kuss auf die Stirn und ich musste unverzüglich Lächeln. Jede kleine Geste seinerseits machte mich glücklich.

„Weshalb wurde der Termin eigentlich so plötzlich auf morgen Abend gelegt?"

„Es gibt scheinbar neben uns noch andere Interessenten, also bekommt der die Information, der zuerst kommt und mehr zahlt. Aber lass uns da jetzt nicht drüber reden, der Flug dauert noch lange genug."

Das kam mir nur entgegen, da der Tag schon lang war und ich dementsprechend müde. Ich rückte näher an ihn, um mehr von seiner Körperwärme genießen zu können. Armitage schmunzelte leicht und zog mich mit einer schnellen Bewegung auf seinen Schoß. Leicht überrascht, aber auch heimlich begeistert, kuschelte ich mich an ihn. Seine starken Arme legten sich um meine Taille, während er federleichte Küsse auf meinem freien Hals verteilte. Ich entspannte mich unter seinen liebevollen Gesten und wollte am liebsten nie wieder etwas anderes erleben, als im Halbschlaf, auf der Kippe zwischen Schlaf und Wachsein, mit Armitage zu kuscheln – Ich wollte nichts mehr.

Wir kosteten die Situation noch etwas aus, bis Armitage zu sprechen begann. Seine Stimme war schon etwas belegt.

„Bist du auch so müde, wie ich?", flüsterte er schon fast gegen meinen Hals.

Ich brachte nur ein nicken, mit einem bestätigenden, leichten brummen zustande. Armitage stand daraufhin mit mir im Arm auf und brachte mich im anschließenden Schlafzimmer zu Bett. Jener verschwand nochmal aus der Tür, wahrscheinlich um sich Schlafkleidung anzuziehen.

Ich war jedoch zu müde, um es ihm gleichzutun, aber auch zu wach, um in Uniform einschlafen. Unbeholfen strampelte ich mir im Liegen die Uniformhose samt Schuhen ab und befreite mich vom Gürtel wie dem restlichen Oberteil. Das schlichte Shirt unter der sichtbaren Uniform sollte zum Schlafen reichen. Unachtsam schob ich die Kleidungsstücke auf den Boden und legte mich unter die Decke. Noch im Halbschlaf spürte ich, wie die Matratze neben mir sank und sich ein Arm um mich legte.

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➥ Hallo Leser da draußen!
Episode IX gibt es seit heute auf DVD und die Countdown Ideen bis zu dem Release von irgendetwas gehen mir langsam aus. Wie dem auch sei, ich hoffe, euch hat das reine Hux Kapitel gefallen!

Habt einen tollen Tag und bleibt gesund!

-Tiara✨

SUNSHINE GIRL | armitage hux | fanfiction |Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt