1. Die rote Strähne

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Heiß.

Heiß ist das Wasser das gerade auf meinem Körper wie ein Wasserfall prallt. Die rote Farbe, die von meinen, vor einer Stunde gefärbten Haaren, kommt, rinnt meinen Körper runter und landet lautlos auf dem Boden meiner Dusche und hinerlässt eine leichte rote Farbe, wie Blut.

Ich weiß jetzt schon, das meine Eltern die rote Strähne, die ich meinen schwarzen Haaren hinzugefügt habe, hassen werden, aber ich tue das für Simon, meinem toten Bruder. Meine Eltern hassen veränderungen, um so schlimmer war es bei dem Tod meines Bruders. Ab dem Tod meines älteren Bruders hat sich alles geändert, besonders ich hab mich geändert. Mein Bruder meinte das eine rote Haarsträhne, meinen schwarzen Haaren, passen würde deshalb tat ich das was er sagte und färbte eine Haarsträhne rot. Vor seinem Tod konnte ich es nicht tun, den wie gesagt, meine Eltern hassen veränderungen.

Jedenfalls, nach seinem Tod hat sich alles verändert. In unserem Haus ist es die ganze Zeit über leise den keiner sagt auch nur ein Wort, wenn aber der Fall auftritt das einer von uns spricht dann ist das im ganzen Haus zu hören. Meine Eltern hatten es Anfangs versucht ein Gespräch mit mir aufzubauen doch ich lehnte ab, den ich wollte mit niemanden sprechen.

Anfangs hat es mich gewundert das meine Eltern mit mir sprechen wollten, obwohl ich Schuld an seinem Tod trage. Ich weiß, das es typisch ist sich die Schuld an dem Tod eines Geliebten Menschen zu geben, aber so ist es nunmal. Ich hätte an seiner Stelle sterben sollen, den es ist meine Schuld gewesen das er überhaupt starb.

Vor dem Tod meines Bruders war ich oft mit ihm und seinen Jungs unterwegs. Ich verstehe mich nämlich besser mit Jungs als mit Mädchen, was dazu führte das ich fast keine weiblichen Freundinnen hatte und somit auch noch nie eine beste Freundin hatte.

Nach Simons Tod haben meine Freunde versucht mich aufzumuntern doch ich habe sie alle von mir gestoßen, aus dem einfachen Grund, das ich sie nicht verletzen möchte, sowie meinen Bruder. Überraschenderweise gaben meine Freunde sehr schnell auf und entwickelten einen Hass auf mich der fasst so groß ist wie mein Selbsthass.

Das schlimmste an der ganzen Sache ist das ich nicht mehr weiß wie der Mörder meines Bruders aussieht. Ich kann mich nur noch erinnern was passiert ist und an einem Satz, den er zu mir gesagt hatte, aber an sein Aussehen kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich hab es mir zur Aufgabe gemacht, mich an dem Mörder zu erinnern und damit hilft mir nur dieser eine bestimmte Satz, der soviel an Bedeutung hat, als ich Anfangs dachte.

Der Dampf der von dem heißen Wasser kam stieg empor und bildete im ganzen Badezimmer eine Rauchwolke. Nachdem ich mich fertig geduscht habe, schaltete ich das Wasser aus, griff nach meinem Handtuch und trocknete mich am. Ich wickelte dann das Tuch um meine Haare und zog meine schwarze gelöcherte Jeans und ein Oversize schwarzes Shirt an.

Ich nehme das Tuch, das auf meinem Kopf liegt, herunter und sehe mich, mit meinen nassen Haaren, im Spiegel an. Sofort blicken mich zwei eiskalte und leere Augen an. Diese Augen hatten mal so viel Leben und Freude in sich und jetzt? Jetzt sind sie einfach nur leer.

Mit einem seufzten greife ich nach meinem Föhn und stelle ihn an. Nachdem meine Haare getrocknet sind betrachte ich sie näher, besser gesagt, ich betrachte die rote Strähne, die ich vor einer Stunde gefärbt habe. Sie ist nicht zu auffällig aber wenn man genauer hinsieht merkt man sie. Sie ist nicht vom Ansatz oben gefärbt sondern, wenn man einen Scheitel teil, ab da beginnt es und geht bis in die Spitzen runter. Simon hatte recht, diese rote Strähne passt perfekt zu meinen schwarzen Haaren.

Ein kleines kaum merkliches Lächeln bildet sich auf meinen Lippen als mich die Erinnerung traf wie Simon mich angebettelt hatte, mir diese rote Strähne zu färben.

„Bitte.",fleht er mich an und schiebt seine Unterlippe nach vorne.

„Du weißt das Mom und Dad Veränderungen hassen.",sage ich lachend.

„Na und? Eine rote Strähne. Was ist den schon dabei?" Er zuckt mit den Schultern.

„Warum eigentlich rot?",frage ich ihn.

„Weil rot meine Lieblingsfarbe ist und weil rot und schwarz einfach perfekt zusammen passen. Du würdest so unfassbar gut umsehen.",erklärt er lächelnd.

Ich schüttle meinen Kopf um meine Gedanken frei zu kriegen. Seufzend stemme ich meine Hände an dem Waschbecken hab und sehe mich erneut in dem Spiegel.

Eiskalte blaue Augen sehen mich an. Fast so blau wie seine, nur leer.

Ich senke meinen Blick und stelle mich wieder gerade auf. Ich räume alles im Badezimmer auf und begebe mich dann in die Küche, da ich plötzlich Hunger bekommen hatte. Ich hab seit Tagen nichts mehr gegessen, einfach weil ich keinen Appetit hatte.

Früher war ich ziemlich dick und trotzdem haben mich alle gemocht weil mein Bruder eben mein Bruder war. Mein Bruder war schon immer beliebt gewesen und deshalb war ich es auch. Er wollte immer das ich bei ihm bleibe. Wir hatten die wunderschönste Bruder-Schwester Bindung die es jemals gab.

Jedenfalls, als Simon starb fing ich an weniger zu essen weil alles was ich gegessen hatte mich an Simon erinnerte. Jedesmal wenn ich gegessen hatte wusste ich das ich am Leben war und das ist der Punkt. Ich sollte nicht hier sein sondern er. Wahrscheinlich wäre er jetzt sauer auf mich, das ich sowas sage aber was soll ich machen?

Mich mit irgendwelchen Menschen treffen und stundenlang lachen während er unter der Erde liegt und das nur wegen mir?

Versteht mich jetzt nicht falsch. Ich bin nicht so ein depri Girl das nur noch rumheult und alles scheiße findet. Nein, ganz und gar nicht. Ich rede nur wenn jemand mit mir spricht und wenn ich es möchte. Andere sagen das ich schüchtern bin aber das bin ich nicht. Ich rede einfach nicht unnötiges Zeug wie Smalltalk.

Ich lese und singe gerne. Schon früher hab ich oft gesungen und habe Geige spielen gelernt. Mein Bruder hätte gewollt das ich niemals mit dem Singen aufhöre also tue ich ihm diesen Gefallen. Früher habe ich nicht oft gelesen, da ich nie Zeit dazu fand aber seit dem ich mich von allen weggestoßen hatte, hatte ich viel Zeit zum lesen und ich liebe es.

Zum Punkt zurück. Ja, ich hasse mich aber das braucht keiner zu wissen. Dieser Hass findet wie ein Kampf in meinem inneren statt und keiner sieht es, den ich will auch nicht das es jemand sieht. Ich will nicht noch gebrochener wirken, als ich es sowieso schon bin. Früher hätte ich gesagt das ich hübsch bin, da ich dünner geworden bin, somit auch mein Zielgewicht und meinen Traumkörper erreicht habe, längeres Haar und volle Lippen habe und obwohl ich das alles habe, sehe ich aus wie eine wandelnde Leiche.

Meine Haut ist blaß und meine Augen leer. Mein Körper tut einfach nur noch weh. Ich hab mich zwar noch nie geritzt aber dennoch fühlt es sich so an als ob jede Sekunde Messerstiche und Kratzer auf meiner Haut gezeichnet werden.

Alles in einem, ich sehe schrecklich aus.

In der Küche angekommen gehe ich zum Kühlschrank und öffne ihn um einen schon halb gegessen Salat mir Mozzarella raus zu holen.

»Serina?«,höre ich eine weibliche Stimme rufen.

»Kommst du mal ins Wohnzimmer? Wir müssen mit dir über etwas wichtiges sprechen.«,ruft mich meine Mutter erneut.

Ich schließen den Kühlschrank, nehme den Salat in die Hand und husche ins Wohnzimmer hin, auf dem ich sofort meine Eltern erblicke, die nervös auf der Couch sitzen.

Fortsetzung folgt...




Weyooo, das ist das erste Kapitel!

Wie gefällt es euch?
Wie findet ihr Serina?
Und über was glaubt ihr, wollen ihre Eltern, mit ihr, sprechen?

Mich würde mich freuen wenn ihr ein vote da lässt:)

Na dann, bis bald ihr Lieben und ich hoffe das euch das erste Kapitel gefällt und ihr weiter lesen wollt.❤️

Querida StonesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt