Querida Stones

24. Schokolade

Seufzend lasse ich mich auf mein Bett fallen. Ich liege auf dem Rücken, meine Füße hängen herunter und mein Gesicht war auf die Deckenlampe gerichtet, die aus ist. Heute war ein ziemlich anstrengender und verwirrender Tag. Alleine weil ich wirklich zugesagt habe, auf eine Party zu gehen.

Ich weiß noch, wie ich nach Simon's Tod, mir geschworen habe nicht auf eine Party zu gehen, bis der Mörder gefunden worden ist. Wie man sehen kann habe ich zu gesagt und der Mörder wurde immer noch nicht gefunden.

Wie denn auch? Ich war die einzige Zeugin. Das Problem dabei ist das ich mich nicht mehr an das Gesicht erinnern kann, weil ich, erstens, in dieser Nacht etwas getrunken habe, aber nicht zu viel, was bedeutet das ich klar denken konnte. Zweitens, war ich so traumatisiert danach, sowie jetzt auch noch, das ich mich einfach nicht mehr an das Gesicht erinnern kann.

Die Polizei, die Ärzte und meine Psychologin, die mich für eine kurze Zeit betreut hatte, meinten das es normal wäre, wenn etwas schlimmes passiert ist, das sie sich an kleine Details oder, in meinem Fall, größere Details nicht mehr erinnern können. Aber wenn es passieren sollte das ich mit dem Mörder irgendwie Kontakte habe, ohne es zu merken und der Mörder sagt etwas, das er am gleichen Abend gesagt hat, könnte es passieren das ich mich wieder erinnern werde.

Wie Dominosteine, die nacheinander fallen, so kommen auch die Erinnerungen.

Früher waren Parties mein Ding. Ich war bei jeder Party dabei, was daran lag das mein Bruder sich mit jedem verstand. Die meisten sahen mich auch als die kleine Schwester von dem beliebten Junge, der Schule. Klar wäre es mir lieber gewesen das mich die anderen wegen etwas anderem kennen aber so war es okay für mich. Es ist besser gewesen als heute.

Heute bin ich das arme, kleine, zerbrechliche Mädchen, das ihren Bruder verloren hat und keine Freunde mehr hat.

Ich hab ihre Blicke gespürt. Voller Ekel, Leid, Hass und am meisten Mitleid. Überall wo ich war oder hinging wurde über mich gesprochen, aber ich war zu weg, in meinen Gedanken versunken, das ich nicht oft mitbekommen hatte was sie gesagt haben. Ich bin mir irgendwie dankbar dafür aber auch nicht, da ich so in Gedanken versunken gewesen bin, das ich nichts mitbekommen habe. Was wirklich besser ist, sonst hätte es mich weiter runtergezogen.

Tiefer, als ich es jetzt bin aber ich kämpfe. Ich werde mich da raus boxen. Langsam und mit schweren und vielen Rücktritten aber ich werde es schaffen. Simon wäre sauer auf mich gewesen, wenn er noch hier wäre.

Aber er ist nicht hier und ich bin daran schuld.

Alle können sagen was sie wollen, aber ich bin nunmal daran Schuld. Ich hab vorgeschlagen zu diesem Club zu gehen, zu feiern und dann anschließend, wie ein beleidigtes Kind, den Club zu verlassen und draußen wie eine gerade eben verlassene Frau zu stehen. Und das nur, wegen dem Alkohol. Weil er mich dazu gezwungen hatte zickig und stur zu sein.

Gott, bin ich dämlich.

Ich spüre wie meine Augen anfangen zu brennen, also reibe ich mir schnell meine Augen und setzte mich aufrecht hin. Mit schlechter Laune stehe ich auf, schnappe mir mein Rucksack und setzte mich vor meinem Tisch, um Hausaufgaben zu machen. Seufzend hole ich meine Aufgaben heraus, lasse sie unbeabsichtigt auf dem Tisch knallen, woraufhin ich zucke und hole mir gleich darauf Stifte heraus.

Ich zücke mein Handy aus der hintern Hosentasche heraus, schalte es an und lasse meine Playlist laufen. Sofort spielt mein Handy die ersten Töne von Amnesia von 5 Seconds of Summer. Mit dem Takt zur Musik tippe ich mit meinem Finger auf meinem Heft rum und summe die Melodie mit. Ich kann mich beim lernen besser mit Musik konzentrieren. Ich weiß nicht wie und wann das angefangen hat aber so ist es nunmal. Viele sagen das Musik sie dabei ablenkt, mich zum Glück nicht.