Ich wache mit Rückenschmerzen auf und stelle fest, dass ich die ganze Nacht auf dem harten Holzboden verbracht habe. Meine Haare binde ich zu einem schlapprigen Dutt und betrachte mich in meinem Ganzkörperspiegel. Meine Augen angeschwollen und rot, meine Handgelenke sind mit kleinen blauen Flecken verziert und ich sehe ein schwaches sechzehn Jähriges Mädchen, welche sich nicht wehren konnte.
„Alexandra!" brüllt Mum von unten. „Komm sofort runter!" Was habe ich jetzt schon wieder verbrochen?
„Was gibt's?" Wütend zeigt sie auf die Veranda wo der zerbrochene Blumentopf liegt. Fuck.
„Wie zum Teufel ist das passiert?", sie fuchtelt wild mit ihren Händen herum und schaut mich zornig an.
„Ehm..., also...-", „Warst du gestern trinken? Bist du wirklich schon soweit das du dich mit sechzehn besäufst?" Tatsächlich war ich alles andere als besoffen gewesen, ich hatte nicht einmal ein Becher Bier ausgetrunken.
„Was? Nein, ich war nüchtern."
„Wie ist es dann passiert?" Ach komm Mum, es ist nur ein Blumentopf! Nichts Teures, nichts Dramatisches.
„Alex, sag mir sofort was passiert ist! Und wieso sind deine Augen so geschwollen?"
Rafe hat sich betrunken, ist in unser Haus gekommen, hat mich belästigt und mir weh getan. Zu meinem Schutz musste ich nun mal diesen verdammten Topf opfern. Das ist was ich ihr sagen möchte, aber es möchte nicht aus meinem Mund heraus.
„Keine Ahnung, Mum! Vielleicht stand es auf der Kante und ist runter gefallen oder ein Vogel ist dagegen geflogen. Woher soll ich das wissen?!" Ein Vogel? Was zum Teufel Alex.
„Ich bin deine Mutter und ich weiß wann du lügst. Du warst gestern bei dieser Party, nicht wahr?"
„Ja aber-", „Nichts aber! Getrunken hast du und mich angelogen!" unterbricht meine Mutter mich.
„Das stimmt doch gar nicht!", schreie ich sie an.
Mum wird leiser und sagt: „ Zwei Wochen Hausarrest, für das Leugnen und für das Trinken. Räum die Sauerei hier auf. Ich muss zur Arbeit." Erstaunt schaue ich meine Mutter an. Hausarrest? Wegen so etwas? „Das ist nicht fair Mum!"
Genau in diesem Moment steigt sie in ihr Auto und fährt davon, ich seufze laut und hole die Kehrschaufel aus der Abstellkammer.
„Hausarrest für zwei Wochen? Wow ist deine Mutter streng.", stellt Sarah im Telefonat fest. „Ja keine Ahnung. Sie hat einfach ein schlechten Start in den Tag gehabt." Wie erwartet fragt auch meine Freundin was der Grund dafür war, aber ich möchte ihr nicht sagen was ihr Bruder gestern gemacht hat. Deswegen bleibe ich bei der Blumentopf-auf-der-Kante-Geschichte.
„Meinst du, du darfst zum Mittsommer fest?" Die Sache, an welche ich gerade am wenigsten denke. „Du kennst doch meine Mum, ihr ist so etwas ziemlich wichtig und vor allem das unsere Familie anwesend ist. Also ja, mit hoher Wahrscheinlichkeit."
Gelangweilt liege ich auf meinem Bett, der Kopf hängt herunter und meine Füße laufen die Wand auf und ab. Sarah hat aufgelegt, weil sich die Kooks am Strand zum Surfen treffen, andere Freunde habe ich momentan nicht. Topper und Rafe können mir gerade gestohlen bleiben.
Ich weiß nicht wie, aber meine Gedanken schweifen zu den Pogues. So eine feste Freundschaft, welche die vier verbindet, existiert nur in meinen Träumen. Ich habe zwar Sarah, und sie bedeutet mir ziemlich viel, aber die Blondine stoßt einen von sich ab, wenn es ihr zu viel wird.
Ich schlüpfe in meinen Bikini und nehme mein Board. Bei Mum heißt Hausarrest hauptsächlich nichts mit anderen zu machen. Aber wenn ich frische Luft schnappen möchte hat sie nichts dagegen, solange ich alleine bin.
Die angenehme Kälte des Meeres durchströmt meinen Körper und das freie Gefühl auf den Wellen zu reiten lässt mich beruhigend durchatmen. Beim Surfen kann ich einfach abschalten und all meine Sorgen und Probleme vergessen, genau das liebe ich so daran.
Gegen Abend lege ich mich auf das Brett und schaue in den Sternenhimmel. All die kleinen Lichter schmücken den Himmel so wundervoll.
Ich höre den Motor eines Bootes und ich Schaukel in den kleinen Wellen.
„Hey, kann man dir vielleicht helfen?" ertönt eine freundliche jungen Stimme. Erst kann ich nur die Umrisse der Personen in der Dunkelheit erkennen, doch dann wurde das Licht auf dem Boot angeschaltet. Nicht nur mir wird bewusst wen ich vor mir habe, sondern ihnen scheinbar auch.
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𝐖𝐄 𝐇𝐀𝐕𝐄 𝐔𝐒-𝗢𝘂𝘁𝗲𝗿 𝗕𝗮𝗻𝗸𝘀
AdventureAlexandra Cabek, ein sechszehn jähriges Mädchen aus Outer Banks, eine kleine Insel bei North Carolina. Es gibt zwei arten von Menschen: Die, die sich zwei Häuser leisten können und die, die zwei Jobs zum Überleben brauchen. Erstere werden auch Kook...