Ich lag da. Leise wimmernd. Steif wie ein Brett, nicht in der Lage mich zu bewegen. Einige Tränen fanden den Weg und rollten einsam über meine Wangen, um dann geräuschlos auf mein Kopfkissen zu fallen.
Mein Peiniger lag über mir und stöhnte immer wieder genüsslich auf, während seine Augen lustvoll glitzerten. Aber in mir sorgten seine Augen nur für ekel und Angst. Und das nennt sich Vater…
Nach Ewigkeiten im Moment der Angst, des Ekels, der Abscheu und der Schmerzen ließ er endlich von mir ab. Mein Peiniger warf mir Taschentücher zu und verschwand schweigend. Mit einem knall ließ er die Tür zufallen und ich machte alles sauber. Zum Weinen war ich nicht mehr wirklich im Stande.
Ich kauerte mich in die Ecke auf dem Bett. Seit Jahren geht es so aber niemand nimmt mich wahr. Wie oft war ich schon bei irgendjemandem und fragte um Hilfe, ein Ohr, welches mir zu hörte. Ich suche ja nur Aufmerksamkeit heißt es. Mir geht es doch so gut und all so ein Müll. Aber am Arsch! Nun ja... Ich habe es mittlerweile echt aufgegeben.
Ich schaute auf den Wecker neben dem Bett.
23:48
Ich muss schlafen gehen. Morgen geht es auf eine neue Schule. Meine alte habe ich verlassen, weil ich dort nicht klarkam. Das Klima stimmte überhaupt nicht. Der Person, die ich Dad nennen sollte, war es immer schon egal welche Schule ich besuche, solange ich gute Noten habe und es mindestens für den Realschulabschluss reicht. Meine Freunde werde ich schon vermissen aber eine tiefe Freundschaft habe ich zu keinem. Niemand kam bisher in dieses Haus. Nicht, seit dem Vorfall. Nicht seit Sechs Jahren.
Mein 'Dad' hat mich einmal mit einen Jungen küssen gesehen, das war damals in meinem Kinderzimmer, und hat sofort den Jungen rausgeschmissen und aus meinem Zimmer alles rausgepfeffert außer mein Bett und den kleinen Wecker. Seitdem vergewaltigt er mich regelmäßig, will es so schaffen mich 'hetero' zu bekommen. Aber mal im Ernst. Wie zurückgeblieben kann man sein?!
Ich stand zittrig auf und rannte so leise wie möglich in mein Zimmer. Dort zog ich mich aus und ging in mein kleines Bad. Das Zimmer gehörte damals Mom. Aber sie verstarb an Krebs als ich zehn war, kurz bevor ich mit Max von Dad erwischt wurde und zwei einhalb Monate vor meiner kleinen Schwester, sie verstarb bei einem Autounfall, sie war im Auto einer guten Freundin. Niemand überlebte. Ein LKW achtete nicht auf den Verkehr und fuhr mit 70km/h in deren Auto. Sie kamen nie im Zuhause an...
Jetzt mit meinen sechzehn Jahren, fällt mir erst auf, dass Mama wohl schon immer wusste, dass ich nie komplett hetero war. Immer wenn ich einen Freund aus der Schule mit brachte fragte sie mich ob ich ihn sehr möge, damals war ich verwirrt, heute lächele ich traurig. Mom kannte mich immer zu gut.
Nach meiner Abendroutine legte ich mich ins Bett und starrte ins nichts entgegen meiner Decke. Ich mummelte mich in meine Decken und betete, dass morgen ein guter Tag wird.
Stöhnend und ohne Bock stellte ich den Wecker aus und ging in mein kleines Bad. Dort arbeitete ich in Rekordzeit meine Morgenroutine ab und ging wieder ins Zimmer um mir meine Klamotten herauszusuchen und anzuziehen.
Ich nahm mir meinen Rucksack mit meinen Büchern und verschwand aus der Tür. Frühstücken tu ich wie immer in der Schule.
Während ich gemächlich zur Bushaltestelle ging schaute ich auf mein Handy. Ich hätte auch Zeit zu gehen. Wenn ich den einen unbekannten Weg nutze, wäre ich in zwanzig Minuten da. Der Bus bräuchte noch fünf Minuten bis er ankäme und würde dann noch um die zwanzig Minuten fahren, also entschloss ich mich zu gehen. Mit der Musik in den Ohren spazierte ich zur Schule.
Schon vom weiten sah ich die große Schule. Ich sah die ganzen fünf Klässler, welche sich freuten endlich unter den großen zu sein. Ich lächelte über ihre Freude. Wartet bis ihr in die zehnte Klasse kommt, dann wollt ihr alle nicht mehr. Ich lächelte auf.
Entspannt schlenderte ich durch die Eingangstore zum Haupteingang um mich dort zwischen den Schülern durchzuquetschen und mich zum Sekretariat vorzukämpfen.
Ich klopfte vornehm an der Tür und trat ein, nach dem ich die Erlaubnis bekam.
„Hallo, schönen guten Morgen. Ich bin Jay Samuelz. Ich bin heute das erste Mal hier. Ich glaube ich gehe in die 11b.“ „Ach ja. Hallo Jay. Wir heißen dich hier herzlich willkommen! Deinen Stundenplan hast du bereist auf dem Handy stimmt’s?“ ich nickte.
„Ja, ich habe alles, ich bräuchte bitte nur noch die letzten Materialien, wie zum Beispiel meinen Schülerausweis und die Erlaubnis in der Mensa essen zu dürfen.“ Ich wurde halbwegs fragend angeschaut. „Wenn du deinen Schülerausweis hast, kannst du ohne Probleme den vorzeigen und dein Essen kaufen, solange du es bereits bezahlt hast oder dann bezahlst wobei du auch dort frei entscheiden kannst ob du Bar oder mit Karte zahlen willst.“
„Ach so. In meiner alten Schule brauchte ich eine schriftliche Erlaubnis vom Sekretariat, dachte hier ist es genauso.“ Die Personen im Sekretariat schauten mich lächelnd an. „Nein, so ist es hier nicht. Haben wir vor ein paar Jahren geändert und finden es super, wie gut es doch funktioniert. Bitte, dein Schülerausweis“ Ich nickte, bedankte mich und nahm meinen Schülerausweis entgegen.
„Ach ja, können sie mir sagen, wo ich die 11b finde?“ „Natürlich, komm mit. Deine Klassenlehrerin heißt Frau Finke.“ Die Frau aus dem Sekretariat brachte mich zu einem Klassenraum an dem 11b stand und klopfte kräftig an. „Herein!“ vernahm ich die Stimme der Lehrerin. „Hallo Katrin, ich habe hier deinen neuen Schüler.“ Frau Finke lächelte mich an. „Hallo Jay. Wie geht es dir?“ „Gut, danke. Und Ihnen?“ „Bis später Marieke. Danke, mir geht es auch gut. Du kannst dich neben Maxi setzten. Dein Vater muss mir noch die Erlaubnis für Bilder die von dir gemacht werden unterschreiben.“
Beim Wort Vater zuckte ich kaum merklich zusammen. „Ja, ich werde es ihm sagen.“ Lächelte ich die Lehrerin mit einem fake Lächeln an. Sie nickte zufrieden und fuhr fort. „Zurück zum Unterricht. Ihr werdet jetzt die Aufgaben auf Seite 58 bearbeiten, danach werdet ihr es in kleinen Gruppen kontrollieren und am Ende die Aufgaben auf Seite 60, aber da es nur drei sind, soll alles heute fertig werden. Ach wisst ihr was, kontrollieren tun wir später alle zusammen.“
Ich öffnete das Buch, nahm mein Laptop heraus und öffnete OneNote. Dort erstellte ich einen neuen Ordner mit der Beschriftung GEP und öffnete eine neue Seite für die Aufgaben. Schweigend arbeite ich die Aufgaben durch und war rasch bei den letzten Aufgaben angekommen. Und Frau Finke hatte recht, sie waren wirklich sehr leicht. Schneller als die meisten war ich fertig. Die paar schnellen aus der Klasse waren ebenfalls schon fertig und langweilten sich sichtlich.
„Ey jo, Jay, wie kannst du so schnell sein? Ich verstehe ja nicht mal die erste Aufgabe!“ Maxi schielte zu mir rüber. Ich lächelte und flüsterte nur „ich kanns halt, willst du abschreiben?“ „Ehre, Bro, vielen Dank!“ ich drehte meinen Laptop unauffällig zu Max und schaute mich in der Klasse um. Ich erkannte sofort die Vollidioten. Sie saßen in der ersten Reihe und machten Müll. Dann gab es da noch die unauffälligen und die Möchtegern-Schüler, sie saßen zwischen den Strebern und den Vollidioten.
Aber meine Aufmerksamkeit galt einem Schüler, welcher mit Sicherheit persische Wurzeln hatte. Er hatte eine Aura die ganz klar sagte, komm mir nicht zu nahe aber gleichzeitig zeigte sie auch eine herzliche Person. Er wurde mit Sicherheit respektiert. Vielleicht liegt es an meiner Vergangenheit aber ich könnte meine Hand ins Feuer legen, dass auch er keine glanzvolle Vergangenheit hatte. Sie hatte auf jeden Fall Narben hinterlassen. Wortwörtlich gesehen. Oder er war ein kleiner Junge, welcher jeden Tag mit neuen Wunden Heim kam, weil er immer übertreiben musste.
Ich lächelte auf. Endlich mal eine Klasse, wo nicht nur die verwöhnten Schnösel rumliefen und mir mein Leben noch erbärmlicher aussehen ließen. Mit dieser Erkenntnis schaute ich wieder zu Max, welcher fleißig abschrieb. Die Lehrerin schaute von ihrem Laptop auf. Ich trat Maxi vorsichtig unterm Tisch. Natürlich schaute er mich erschrocken an aber meine Geste um auf die Lehrerin aufmerksam zu machen, sorgte für den gewünschten Effekt, dass er so tat, als würde er alleine arbeiten.
„Ihr habt noch zehn Minuten.“ Sprach Frau Finke und schaute dann wieder auf ihren Laptop. Max schaute wieder ab und schrieb fleißig weiter. Mit Max komme ich ganz gut klar bisher, mal schauen, wie die anderen so sind. Besonders die aus den anderen Klassen. Davor habe ich fast schon angst aber bisher waren alle Schüler schon freundlicher als die aus meiner alten Schule.
„So, dann fangen wir mal an zu kontrollieren, im Uhrzeigersinn. Wir fangen an bei Nadja, dann Maxi und so weiter.“ Nadja meckerte und fing dann an ihre nicht vorhandenen Notizen vorzulesen. „Nadja, zeig mal bitte deine Notizen.“ Frau Finke kannte es also schon mit ihr. Nadja zeigte ihr den Zettel mit den drei Sätzen. „Okay, sechs. Max, machst du bitte weiter?“ Maxi schaute auf seinen Zettel mit meinen Lösungen und die Lehrerin wirkte etwas überrascht sagte aber nicht, als nächster trug ich vor und so ging es weiter bis wir bei dem Schüler mit der besonderen Aura ankamen.
„Arya, hast du heute wenigstens mitgearbeitet? Oder führen wir die Diskussion weiter?“ Der Schüler schwieg. „Arya, ich rede mit dir, schau mir wenigstens ins Gesicht.“ Arya schaute auf. Seine Augen strahlten vor gefaktem Desinteresse. „Warum hast du wieder nicht ordentlich gearbeitet?“ Arya schwieg weiterhin. „Okay, Alex. Mach bitte weiter.“ Ich beobachtete Arya noch ein wenig. Er hat die ganze Zeit gearbeitet, warum hat er nichts vorgetragen?
Gerade als ich meinen Blick abwenden wollte, schaute Arya mich an und lächelte wissend. Ich war überrascht. Genauso plötzlich, wie er mich anschaute, schaute er auch wieder weg. That’s gonna be interesting!
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Jay x Arya (Jayra) OneShots
FanfictionHier kommen verschiedene OneShots zu Jay und Arya oder auch Jayra.