Wie das Leben so spielt (8/?)

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In meinem Kopf rasten tausende Gedanken, wie soll ich die blauen Flecken von gestern einschließlich der Male des Kabelbinders bloß verstecken? Jetzt hatte ich den langen aber dünnen Pullover an aber im Sportunterricht? Daran habe ich heute Morgen nicht gedacht und habe mir ganz normal ein T-Shirt eingepackt. „Fuuuck, fuck, fuck, fuck!" verzweifelte ich ein bisschen zu laut, denn meine Freunde schauten mich an, nur Arya schien zu wissen, was in mir los war. „Nix!" antwortete schnell und ging mit schnellen Schritten weiter.

„Jay!" Arya rief nach mir und kam zu mir gerannt. „Du kannst auch schwänzen. Ich schreib dir eine Entschuldigung." Kurz fing ich an zu überlegen aber nein, Mom hätte es nie gewollt! Sie hat mich gut erzogen! „Danke Arya aber ich muss es irgendwie anders regeln. Mom wäre enttäuscht." „Bro, sie muss es nicht erfahren, versprochen." Ich schaute meinen Kumpel schweigend an.

„Sie sieht alles was ich mache." Gab ich ruhig von mir und schaute hoch, Richtung Himmel. Aryas Gesicht wurde bleich. Er hat es verstanden. „Bro, sorry. So war es nicht gemeint. Sie wäre hart stolz auf dich. Bestimmt." Ich lächelte. „Hilf mir eine Lösung zu finden." Meinte ich nun hoffnungsvoll. „Sag doch, dass du ein aktives Sexleben hättest." Grinste Arya. „Dein Ernst?" ich schaute ihn ungläubig an.

„Was denn? Es ist gar nicht so unbeliebt!" jetzt dachte ich wieder an meinen Peiniger. „Stimmt." Sagte ich gleichgültig, er stand auf sowas. „Kommt jetzt, wir müssen!" die Jungs hatten unsere Sportsachen mitgebracht und hielten sie hoch in die Luft. „Kommen ja schon!" rief Arya genervt zurück und wir gingen zu unseren Freunden.

Gemeinsam schlurften wir lustlos zur Sporthalle. In dieser trennten sich Janina und Mayas weg von unseren und wir gingen in die Umkleide. Dort verkroch ich mich wie immer in eine ruhigere Ecke und zog mir zuerst die Sporthose an, danach folgten die Schuhe.

Da ich mir bewusst so viel Zeit wie möglich ließ. Aber Arya und Alex schienen auf mich zu warten. Wie süß. Zum Schluss wechselte ich mein T-Shirt und versuchte mehr oder weniger die Male am Handgelenk mit meinen Händen zu verdecken.

„Ah, da sind auch die letzten im Bunde. Mit einem neuen Gesicht! Hallo. Ich bin Herr Schiffer." Der Lehrer reichte mir seine Hand. Der ist doch nicht älter als fünfundzwanzig! „Hallo. Ich bin Jay Samuelz. Heute ist mein zweiter Tag." Ähnlich wie Arya heute, drehte der Lehrer meine Hand und schaute aufmerksam auf mein Handgelenk.

„Aktives Liebesleben?" fragte mich der Lehrer. Ich schaute hilfesuchend zu Arya. Dieser nickte mir zu. „Ähm. Muss ich das beantworten?" fragte ich schüchtern. „Ist es dir so peinlich?" lächelte mich der Lehrer an. „Aber nein. Wenn was ist, kannst du einfach zum Sozialpädagogen gehen. Arya weiß wo er ist. Ich nickte dankend und ging dann zu Maxi und den Mädels.

„Ich hoffe es ist in Ordnung, dass du dich mit Maya aufwärmst, denn Janina und ich müssen noch etwas klären und Arya macht Grundsätzlich mit Alex." Ich nickte. „Klar, warum auch nicht?" „Ihr lauft jetzt zwei Runden und wärmt euch dann mit eurem Partner individuell auf!" rief der Lehrer und unterbrach so unser Gespräch. Maya und ich liefen entspannt los und unterhielten uns ein wenig.

„Was hast du eigentlich gemacht?" fragte Maya auf einmal und zeigte auf ihre Arme und tippte an sich herum, da wo ich meine blauen Flecken habe. „Nicht so wichtig. Sag du mir lieber, was du da gemacht hast!" sagte ich und zeigte auf mein Handgelenk, da sie da eine auffällige Narbe hatte. Sie sind an zu lachen. „Ich wurde da operiert und ich besitze eine sehr schlechte Narben Bildung!" „Kenn ich zu gut!" lächelte ich nun auch. Mom hatte es auch, meine Schwester wurde auch damit bestraft. Ich zum Glück nicht.

„So, was wollen wir jetzt machen? Situps? Liegestützen? Was möchtest du machen?" fragte mich Maya, ich überlegte. „Situps klingen okay und Liegestützen müssen wir jetzt nicht machen aber Planke mache ich ganz gern." Maya schaute mich fragend an. „Na die Übung, wo man sich auf den Unterarmen und den Füßen halten muss, keine Ahnung, wie du es nennst." „Achsooo, die. Klar! Zuerst zehn Situps, dann dreißig Sekunden deine Planke und dann machen wir nochmal zehn Hampelmänner." Grinste Maya und ich stimmte ihr zu.

„Ich... hasse... Sport!" schnaufte ich geschafft. „Jay, das waren erst fünf Situps, FÜNF!" lachte sie lauthals und ich stöhnte genervt auf. „Erst?" brachte ich Maya noch mehr zum Lachen. Sie starb ja beinahe daran, so stark war es und wurde abrupt gestoppt, da sie sich an ihrer eigenen Spucke verschluckte. Jetzt lachte ich.

„Jay!" hustete Maya und ich konnte schon mit der Planke beginnen. „Du Arschloch!" hustete sie weiter und ging die letzten Situps durch.

„So, wir machen jetzt Pause und reden!" ich nickte. „Klingt echt gut." Grinste ich. „Jay, wie gut kannst du Geheimnisse für dich halten?" Ich dachte an alle meine Geheimnisse. „Sehr gut würde ich sagen, warum?" „Ich würde dir gerne etwas beichten." Nuschelte sie und ich sah bereits ihre Augen glitzern, sie war den Tränen nahe.

„Jay... ich... w-w-wur-wurde v-vergewaltigt... von meinem Stiefvater..." Maya weinte und ich nahm sie in den Arm und streichelte mit meiner Hand über ihren Rücken. „Schhh, es ist alles gut. Du bist sicher, hier wird dir keiner etwas antun." Flüsterte ich, ich kenne ihr Gefühl nur zu gut. „Lass uns raus gehen und ein bisschen reden." Meinte ich und zog sie hoch. „Maya geht es nicht gut, wir gehen kurz raus!" rief ich und verschwand mit dem Häufchen Elend raus an die frische Luft.

„Ich weiß wie du dich fühlst." Maya schaute mich an. „Woher bitte? Niemand weiß wie ich mich fühle, meine Mutter glaubt mir ja nicht einmal!" rief sie wütend. Ich verstehe sie zu gut. „Doch Maya, ich weiß es genau..." flüsterte ich. „Er sucht Gründe, für Taschengeld will er Sex, ich bin bei Freunden, er will Sex, er ist unzufrieden, ich muss leiden. Besonders schlimm ist es, wenn er getrunken hat, dann nutzt er am liebsten Kabelbinder, die kann er fest ziehen ohne, dass sie aufgehen." Hauchte ich. Maya schaute mich schweigend an.

„Daher die Male, die Angst vor deinem Vater... Du weißt wie es ist..." ich nickte. „Seit sechs Jahren, mindestens alle zwei Tage." Maya atmete laut ein. Sie war sichtlich geschockt. „Aber helfen wir erst einmal dir. Wir gehen jetzt du dem Sozialpädagogen, er wird dann mit deiner Mutter und dir sprechen. Das Jugendamt wird euch an die Seite gestellt."

Maya fing wieder an zu weinen, es nahm sie sehr mit, so ging es mir anfangs auch. Aber irgendwie habe ich gelernt damit zu leben. Ich konnte irgendwann meine Gefühle abschalten. „Warte, ich sage unseren Freunden Bescheid." Maya nickte und fing an sich wieder zu beruhigen. Ich ging in die Sporthalle und öffnete die Tür für Halle 2.

„ARYA!" schrie ich so laut ich konnte und alle schauten mich sofort an. „Komm her!" Arya kam panisch angerannt. „Maya hat ein Problem, wir müssen zum Sozialpädagogen wo ist der?" Arya erklärte mir den Weg und ich machte mich wieder auf den Weg zu Maya. „Sag mal Maya, was machst du so gerne in deiner Freizeit, also ich bin ‚typisch' Junge ein Zocker." Lachte ich.

„Ichzeichne und singe gerne aber oft zocke ich auch mit meiner kleinen Schwester."Ich lächelte Maya zu. Ich saß damals auch immer mit meiner Schwester vor derKonsole Mom und unser Erzeuger haben uns nur zu gerne zugeschaut, wir haben unsangeschrien, dass der andere schummeln würde und haben uns im Endeffekt immermit den Kontrollern geschlagen.

Jay x Arya (Jayra) OneShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt