Kapitel 31 - Rausschmiss

302 12 2
                                    

Alycia

War das ihr verdammter Ernst? Sah ich aus wie eine Idiotin, welche man für dumm verkaufen konnte? Ich sah doch, dass es ihr beschissen ging und sie spielte es einfach so runter und tat so, als ob nichts wäre? Ganze sechs Wochen hatte ich unserem Wiedersehen entgegen gefiebert, aber DAS war schon echt enttäuschend.

"Hey, was ist los?", versuchte ich es erneut, doch Abby schüttelte erneut den Kopf:

"Ich will einfach nur nach Hause." Ihre Stimme klang belegt und ich seufzte kaum hörbar auf:

"Ach Schatz. Wir holen dich zu uns, sobald du wieder entlassen werden darfst und bis dahin besuche ich dich jeden Tag, okay?" Behutsam legte ich einen Arm um ihre Schultern, welchen sie aber mit einer einfachen Bewegung von sich entfernte.

"Ich meinte zu mir nach Hause Alycia", murmelte sie, ihren Kopf von mir wegdrehend und jagte mir damit einen eisigen Schauer über den Rücken. Zu sich nach Hause? Hatte sie das gerade wirklich gesagt? Wie war das möglich? Wusste Abby etwa, dass sie Teil meines und Zacs miesen Plans war und keines Falls aus reiner Freundlichkeit, bei mir bleiben sollte?

"Abby, du kannst nicht zu dir nach Hause." Meine Mom sah sie mitfühlend an. Doch meine Verlobte verdrehte nur ihre schönen braunen Augen:

"Kann ich eben doch." Abby verschränkte die Arme vor der Brust und begann leise in ihr Kissen zu schniefen. Sie war kurz davor, erneut los zu weinen.

"Abby, Babe." Ich strich ihr einige Haare aus dem Gesicht, welche sich in ihren Wimpern verfangen hatten und warf meiner Mutter einen verzweifelten Blick zu. Ich hatte keine Ahnung was mit meinem Mädchen los war oder wie ich nun reagieren sollte, ohne sie zu überfordern.

"War Brad bei dir?", fragte meine Mom nach einer Weile der Stille und Abby zuckte furchtsam zusammen. Ihr ganzer Körper begann zu beben und ihre Atmung ging merklich schneller, was mir signalisierte, dass sie panische Angst haben musste. Somit war Moms Frage also beantwortet.

"Was hat er dir erzählt Abby?" Die Stimme meiner Mutter klang erschrocken ruhig und ich fühlte mich mit einem Mal unheimlich schlecht. Mein Dad hatte ihr erneut weh getan und ich konnte sie schon wieder nicht beschützen.

Ohne ihr auf die zweite Frage zu antworten, drehte sich Abby mit Tränen-getränkten Wangen zu uns um und gab ein lautes Schluchzen von sich. Ihr Blick war leer und kalt und ich schluckte geräuschvoll als sie mich direkt fixierte und ich nichts weiter als Verzweiflung entdecken konnte.

"Bitte geht einfach", flehte sie mit gebrechlicher Stimme und es brach mir das Herz, sie so verletzt und gebrochen zu sehen.

"Was? Du kannst uns doch jetzt nicht rauswerfen?" Fassungslos sah ich sie an und verschluckte mich fast an meinen eigenen Worten: "Weißt du wie viel Überzeugungsarbeit es uns gekostet hat, dich besuchen zu dürfen? Was haben wir dir denn getan?"

"Und ob ich das kann, Alycia." Abby ignorierte meine weiteren Fragen und warf mir einen warnenden Blick zu. Sie meinte es also tatsächlich Ernst.

"Geht jetzt oder ich rufe die Schwester und sage ihr, dass ihr mich belästigt", meinte sie kalt und ihre Hand griff nach der kleinen Fernbedienung, an welcher der Notfall-Knopf angebracht war.

"Was? Das kannst du nicht machen!" Entgeistert sah ich sie an: "Du liebst mich und würdest es nie riskieren, dass-"

"Alycia, lass uns gehen", unterbrach meine Mom mich fordernd und zog mich an meiner Jacke mit nach draußen. In der Tür allerdings blieb sie noch einmal stehen und verabschiedete sich seufzend von ihr: "Gute Besserung, Abby. Bis bald." Mit diesen Worten verschwand sie mit mir aus der Intensivstation und letztlich aus dem Krankenhaus. Noch immer war ich zu geschockt um mich auch nur ansatzweise richtig zu artikulieren und ließ das Prozedere fassungslos über mich ergehen. Meine eigene Verlobte hatte mich gerade aus dem Zimmer geschmissen, war mehr als fertig und ich hatte es einfach so geduldet.

🏳️‍🌈 Hinter der Wahrheit (DIRTY)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt