Kapitel 32 - Muttertag

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Abby

Wieso hasste mich das Universum? Was hatte ich bitte getan, dass ich ständig um mein Leben fürchten musste? Gerade als ich mich Alycia anvertrauen und ihr erzählen wollte, was ich von Brad erfahren hatte, tauchte er tatsächlich in meinem Zimmer auf und schenkte mir das widerlichste Grinsen, was die menschliche Spezies von sich geben konnte. Ängstlich rutschte ich etwas nach hinten und hoffte so, ihn nicht mehr sehen zu müssen.

"Hä, was soll das? Verpiss dich Dad!" Alycia schnaubte vor Wut und ich war ihr wirklich unheimlich dankbar, dass er nicht auf mich gehört und mich dennoch besucht hatte, so dass sie mich nun in Schutz nehmen konnte.

"Hey, warum denn so aggressiv?" Brad hob kapitulierend die Hände und schmunzelte stark: "Ich wollte meiner fast-Schwiegertochter doch lediglich eine gute Nacht wünschen und noch mal nach ihr sehen."

"Hugh, das ich nicht Lache!" Meine Verlobte sah ihn drohend an: "Mach dass du Land gewinnst, ansonsten vergesse ich mich!"

"Ach Alycia." Ihr Vater lachte ironisch auf: "Es ist ja wirklich süß, dass du deine Freundin vor mir beschützen möchtest, aber dafür gibt es überhaupt keinen Grund." Er leckte sich flüchtig über die Lippen: "Lass mich ihr einfach nur gute Nacht sagen und dann bin ich auch schon verschwunden."

Nein, bitte nicht, flehte ich gedanklich, doch Alycia nickte nur kurz und ließ Brad einen Schritt vortreten. Sein Atem stank abscheulich nach Zigaretten und Alkohol und als er sich zu mir vorlehnte, gab er ein provozierendes Grinsen zum Besten.

"Gute Nacht Abby, schlaf gut und werd bald wieder gesund", hauchte er mir nah ins Gesicht und zwinkerte mir zu, was mich stark schlucken ließ. Ich merkte wie sich mal wieder das Pipi in meinen Augen sammelte und ich könnte mich dafür Ohrfeigen. Ein einziges Mal nur wollte ich stark bleiben und diesem Vollarsch beweisen, dass er mir keine Angst machen konnte, aber es half nichts. Kurz nachdem Brad den Raum verlassen hatte, zog mich Alycia in eine liebevolle Umarmung und gab mir einen Kuss auf die Stirn, was den Damm brechen ließ.

"Pssht, er ist weg", hauchte sie mir beruhigend gegen den Kopf und ich schloss kurz meine Augen, um mich wieder zu sammeln. Dieses ganze Geheule bereitete mir Atembeschwerden und machte mich echt fertig.

"Ich kann es dir nicht sagen, Alycia." Völlig aufgelöst rutschte ich ein Stück von ihr weg und sah sie verzweifelt an. Wie gerne würde ich sie mit der Wahrheit betrauen, aber es würde mich und meine Familie in eine unheimliche Gefahr bringen.

"Abby, wir hatten eine Abmachung." Ihre Stimme klang wütend und dass sie auf ihrer Lippe herumkaute, zeigte mir, dass sie innerlich kochte: "Du erzählst mir jetzt was mein Vater dir gesagt hat und erst dann gehe ich." Sie sah mich ernst an: "Ich kann die ganze Nacht bleiben und werde nicht vorher verschwinden."

"Alycia, ich darf es dir wirklich nicht sagen." Ich wischte mir über meine völlig durchweichte Haut und schluckte stark: "Brad, er, er ist anders als du denkst."

"Abs", meine Verlobte legte die Stirn in Falten "mein Dad ist zwar komisch, aber er würde dir nie etwas antun. Das kannst du mir glauben."

"Nein, kann ich nicht", flüsterte ich kaum hörbar und sah dann zur Decke, um Alycias irritierten Blicken auszuweichen: "Er hat mir gedroht."

"Mit was?"

"Egal."

"Nein, sag!" Ihre Stimme ließ keinen Widerspruch zu und ich sah sie mit wässrigen Augen an:

"Er wird mir noch viel Schlimmeres als die Psychiatrie antun und ich habe Angst, dass er seine Wut dann auch an meiner Familie auslässt."

"Aber Abby", Alycia zog scharf die Luft ein "deine Familie ist tot."

🏳️‍🌈 Hinter der Wahrheit (DIRTY)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt