Kapitel 48 - Achtunddreißig Zentimeter

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Alycia

Wow, was war denn jetzt los? Als ob ich in eine Zeitmaschine gestiegen und um einige Wochen zurückgereist wär, saß mit einem Mal wieder die alte Abby auf dem Beifahrersitz und ich bekam es wirklich mit der Angst zu tun. Zwar turnte mich ihre vulgäre Art zu sprechen und auch ihr befehlshaberischer Ton ziemlich an, aber wenn diese Seite wieder zum Vorschein kam, würde es bestimmt nicht mehr lange dauern, bis sie sich an die Einzelheiten des Unfalls und unser eigentliches Kennenlernen erinnern würde.

Die ganze Fahrt über redete mein Mädchen kein Wort mehr mit mir und das, kotzte mich schon ein wenig an. Ich hatte gerade das erste Mal Sex ausgeschlagen und das nur weil ich meine verdammte Klappe nicht halten konnte.

Ganz toll Ally, meckerte ich mich selbst immer wieder an und entschuldigte mich gedanklich bei meiner feuchten Vulva, welche bis auf weiteres unbefriedigt blieb. Da will die Kleine schon mal mit dir schlafen und du versaust es!

"Willst du nicht aussteigen?" Noch mal in den Wagen sehend, da Selena keine Anstalten machte diesen zu verlassen, runzelte ich die Stirn und deutete zum Haus.

"Nee, ich bleib noch ein wenig hier", meinte sie entnervt und schenkte mir das falscheste Lächeln, das ich je an ihr gesehen hatte: "Hier ist die Luft frischer. Du kannst ja schon mal vorgehen."

Wow. Hatte sie ihre Tage oder was war bitte mit ihr los?

"Wie du willst", brummte ich ebenfalls angepisst, schlug dann meine Fahrertür zu und machte mich auf den Weg ins Haus und von dort aus, in die Küche.

"Bin wieder da Mo-." Mir blieben die restlichen Worte im Halse stecken, da meine Mutter nicht alleine war und runzelte irritiert die Stirn: "Ehm, was macht denn Mandy hier?"

Ein Glück dass Abby noch draußen war.

"Naja", meine Mom seufzte auf "Amanda brauchte meine Hilfe Alycia. Es ging ihr nicht gut und die Situation macht sie allgemein ziemlich fertig."

"Versteh-"

"Aww, es ging ihr nicht gut und das Alles macht sie fertig?", unterbrach mich Abby spottend und sah fassungslos zu der Person, welche auf unserer Couch saß und seelenruhig ihren Kaffee trank: "Aber es ging ihr bestimmt besser als Liam, den sie damals einfach meinem gewalttätigen und alkoholabhängigen Vater mitgegeben hat!"

"Abby, Schatz", versuchte ich sie zu beruhigen und legte eine Hand auf ihren unteren Rücken, welche sie sofort von sich weg schlug:

"DU bist echt das Letzte!" Sie brach in Tränen aus und baute sich wütend vor ihrer Mutter auf: "Verheimlichst mir jahrelang, dass ich einen Bruder habe, steckst meine Verlobte ins Gefängnis und bist dann auch noch zu Feige zuzugeben, dass du echt Scheiße gebaut hast!"

"JETZT HALT ABER MAL DIE LUFT AN!" Amanda sprang auf und sah Abby entsetzt an: "Ich MUSSTE Liam deinem Vater mitgeben! Andernfalls hätte er euch beide mitgenommen!"

"Und das glaubst du, rechtfertigt deine Entscheidung?" Meine Verlobte schnappte sauer nach Luft und hielt sich gleich danach den Bauch: "Sprich mich nie wieder an, Mutter!", schnaubte sie sauer und ging mit schmerzverzogenem Gesicht in die Knie: "Ich hasse dich!"

"Babe, was ist los?" Natürlich bekam ich sofort mit, dass mit ihr etwas nicht stimmte und stützte sie besorgt, damit sie nicht umfiel. Auch meine Mutter und Amanda starrten erschrocken auf die Schwangere, doch anders als meine Mom, die aufsprang und zum Telefon griff, schüttelte ihre nur den Kopf und rannte weinend aus dem Haus.

Was für eine Rabenmutter.

"JA! GEH NUR UND LASS JETZT AUCH NOCH MICH IM STICH!", schrie Abby ihr nach und stieß kurz darauf einen spitzen, schmerzverzerrten Schrei aus: "DAS KANNST DU JA AM BESTEN!"

🏳️‍🌈 Hinter der Wahrheit (DIRTY)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt