Teil 1

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Cedric PoV:
Ich sitze auf einem dieser unbequemen Stühle im Wartebereich des Flughafens. Und das schon seit zwei Stunden. Aus irgendeinem unbekannten Grund hat unser Flugzeug nämlich Verspätung.
„Was habt ihr euch für die Woche vorgenommen?", will ich von meinen zwei Freunden wissen. Tim und Jesse gucken sich kurz gegenseitig an und antworten dann synchron: „An jedem Tag mit einer anderen schlafen." Ich muss lachen. „Und du?", fragt mich Tim, mein bester Freund. „Ich will vor allem Frischfleisch ins Bett bekommen.", antworte ich grinsend.

Obwohl wir alle schon 27 sind, hat noch keiner von uns seine Mate gefunden. Aber das finden wir nicht schlimm, sondern nutzen es in vollen Zügen aus.
Unser Reiseziel ist das jährliche Werwolftreffen in New York. Dort treffen Vertreter aller Rudel und die Königsfamilien zusammen und besprechen wichtige Angelegenheiten. Außerdem werden die in diesem Jahr 18 gewordenen Wölfe allen vorgestellt und mit einem Ball eingeführt. Ich habe schon vor ein paar Jahren herausgefunden, dass es mir mehr Spaß macht mit Frauen zu schlafen, wenn sie jung, unerfahren und naiv sind, da es mir so möglich ist die totale Kontrolle über sie zu erhalten.

„Und bleibt ihr bei Darks oder wird dieses Jahr auch eine der Whites geklärt?", fragt Jesse belustigt. Wir sind alle Darks, was uns zusätzliche körperliche Fähigkeiten beschert. Meine ist enorme Stärke. Die Whites hingegen haben psychische Fähigkeiten. „Ich bleibe lieber bei Darks", sagt Tim, „ist sicherer." Jesse nickt ihm verstehend zu. „Hatte überhaupt schon mal jemand von euch was mit einer von den Whites?", frage ich. Meine Freunde schütteln bloß den Kopf.
Das ist nicht ungewöhnlich, da die Darks und Whites nicht sonderlich gut miteinander klar kommen.
„Ich auch nicht", füge ich hinzu, „aber es würde mich schon mal reizen."

Der Lautsprecher knackt. „Meine Damen und Herren. Der Flug nach New York verzögert sich um eine weitere Stunde. Bitte haben sie Geduld."
„Verdammt.", fluche ich und schlage mit der Hand auf die Armlehne meines Stuhls. Auch Tim und Jesse sehen nicht zufrieden aus. „Ich geh mal zur Toilette.", sage ich kurzangebunden und stehe auf. „Willst du ne schnelle Nummer schieben oder musst du wirklich?", ruft Jesse mir lachend nach. Ich lache, drehe mich aber nicht zu ihm um. Dann mache ich mich auf den Weg zur Toilette.

Dort angekommen erledige ich mein Geschäft. Beim Händewaschen betrachte ich mich selbst im Spiegel.
Ich habe schwarze kurze Haare und dunkelbraune Augen. Meine Lippen sind schmal und meine Wangenknochen zeichnen sich leicht ab. Ansonsten habe ich eine krumme Nase, da mir diese schon öfters gebrochen wurde und eine Narbe an meiner rechten Wange. Ich weiß, dass ich keine Schönheit bin, aber durch meine 1,90 Körpergröße und Muskeln kann ich trotzdem bei Frauen landen. Gerade die Jüngeren sind manchmal einfach viel zu eingeschüchtert um nein zu sagen. Ich fahre mir mit einer Hand durch die Haare, werfe noch einen letzten Blick in den Spiegel und verlasse die Toilette.
Auf dem Rückweg beobachte ich die Menschen in meiner Umgebung. Ich sehe eine junge Frau, vielleicht 20, welche groß und brünett ist. Doch sie erweckt nicht meinen Jagdinstinkt. Komisch, denke ich noch. Aber dann nehme ich einen besonderen Duft wahr. Es riecht nach Vanille.

Suchend blicke ich mich um, bis mein Blick auf eine junge Frau am anderen Ende des Raumes fällt. Sie ist klein, vielleicht 1,65, hat blonde lange Haare und einen zierlichen Körperbau. Mit ihren blauen Augen wirkt sie ein bisschen wie ein Engel. Sie entspricht genau meinem Beuteschema. Sie spricht gerade in ein Handy und ihre Gesichtszüge wirken angespannt. Sofort ist mein Jagdtrieb geweckt.
Ich nähere mich ihr vorsichtig. Als ich noch wenige Meter von ihr entfernt bin kann ich ihre Stimme hören. „Nein. Ich kann doch auch nichts dafür, dass das Flugzeug Verspätung hat." Ihre Stimme ist hell und klingt leicht genervt.
Und plötzlich trifft mich die Erkenntnis. Alles in mir schreit, Mate. Sie ist meine Mate. Ich bleibe stehen und überlege, was ich jetzt machen soll. Ich will keine Mate und noch scheint sie mich nicht bemerkt zu haben.
Langsam trete ich einen Schritt zurück, doch es schmerzt sie einfach stehen zu lassen. Auch wenn ich sie vielleicht nicht will und nicht gesucht habe, gehört sie doch mir und ich muss sie wenigstens als Mein kennzeichnen, denn niemand anders soll diesen kleinen Engel je berühren.

Mittlerweile hat sie ihr Telefonat beendet. Sie dreht sich von mir weg und bevor ich denken kann stehe ich hinter ihr.
Eine Hand liegt auf ihrem Mund, der andere Arm ist um ihre Taille geschlungen und drückt sie eng an mich.
Ich atme tief ihren Geruch ein und höre wie ihr Herzschlag sich beschleunigt.
Ich beuge mich zu ihr hinunter und flüstere: „Hallo kleine Mate."
Komischerweise scheinen sie diese Worte eher zu entspannen als zu verunsichern. Sie versucht sich in meinen Armen zu drehen, aber mein Griff wird fester.
Denn wenn sie mich sieht, bevor ich sie markiert habe, bekommt sie wahrscheinlich Angst vor mir und will mich nicht mehr.
Meine Lippen wandern von ihrem Ohr zu ihrem Hals und suchen nach der richtigen Stelle. Und schon beiße ich zu. Sie schmeckt fantastisch und ich rieche wie ihr Geruch von meinem überlagert wird und trotzdem immer noch diese Vanillenote behält.
Ein Verlangen baut sich in mir auf die Verbindung zu beenden.
Schnell halte ich nach einem geeigneten Ort Ausschau und schiebe meine Mate dann in Richtung der Toiletten.


Gegensätze ziehen sich anWo Geschichten leben. Entdecke jetzt