„Ruhe!", zeterte Ragnar.
Der Lärm in der Versammlungshalle war ohrenbetäubend. Ragnar hatte seine Männer zusammengetrommelt und es schien, als witterten die Kerle gute Neuigkeiten. Die Diener sprangen umher und schenkten den Männern reichlich Bier ein.
Rurik sass mit Loki im hinteren Bereich und beobachtete das Geschehen.
Ein lautes Wirrwarr aus Stimmen und Gelächter schwoll an und selbst das Zuknallen der grossen Eingangstüre durch die Diener trug nicht dazu bei, dass Ruhe im Saal einkehrte. Die Männer waren aufgeregt und unruhig. Sie wollten endlich wissen, was Ragnar mit ihnen diesen Frühling wirklich vorhatte.
„Männer, haltet eure verdammten Fressen!"
Ragnar knurrte genervt. Er hatte Mühe, die Männerhorde ruhigzustellen. Einige blickten zu ihm hoch, andere waren noch immer in ihren eigenen Gesprächen vertieft und hatten scheinbar nicht gemerkt, dass ihr Jarl sie adressierte. So stand Ragnar auf seinen Thron und hielt die Hände in die Luft, damit die letzten Tuschelnden endlich verstummten.
„Dieses Jahr!", begann Ragnar mit dröhnender Stimme. „Dieses Jahr werden die Krieger Ragnar Sigurdsons in die Geschichte der Normannen eingehen! Wir werden nicht nur in ein Land eindringen — nein, wir werden gleich drei in Angriff nehmen! Wir werden dieses Jahr ins angelsächsische Reich, ins Frankenreich und in Schweden einfallen!"
Ein paar Männer, die ganz vorne sassen, klatschten zustimmend, andere waren aufgestanden, um zu sehen, ob er es ernst meinte.
Loki warf Rurik einen irritierten Blick zu, den dieser bloss erwidern konnte. Sie verstanden nicht, worauf Ragnar hinauswollte. Beim Thing hatte er nie von drei Raubzügen gesprochen.
Man wartete ungeduldig, bis sich der Jarl erklärte, denn das musste er.
Ragnar grinste. „Ihr fragt euch jetzt sicherlich, wie wir das machen wollen. Nun denn, setzt eure stinkenden Ärsche wieder auf die Bänke und hört eurem Jarl endlich mal zu."
Er wartete, bis sich die Stehenden wieder gesetzt hatten und das Gemurmel und Getuschel verstummt waren. Dann fuhr er mit lauter Stimme fort: „Ein Teil unserer Männer wird in wenigen Tagen ins angelsächsische Reich ziehen, um friedlich — ich betone — friedlich den Versuch zu unternehmen, einen Vertrag mit dem dort ansässigen König einzugehen. Mit diesem Abkommen sollen Normannen erstmals in der Geschichte unserer Ahnen auf fremdem Boden heimisch werden!"
Es war so still geworden, dass man einen Strohhalm auf den Boden fallen hören könnte.
„Alf von den Fynen-Inseln wird die Truppen kommandieren, denn es liegt in seinem Interesse, dass dieses Unterfangen gelingt. Björn Graubart aus Skagen wird ihn bei den Verhandlungen kräftig unterstützen. Obwohl wir stark davon ausgehen, dass es sich um eine friedliche Übernahme der Ländereien handeln wird — der liebe König in diesem Reich wird sich beim Anblick unserer furchterregenden Krieger in die Hosen machen und nichts anderes als Frieden wollen — müssen wir einige unserer tapfersten Krieger auf diese friedfertige Mission schicken. Ich frage euch, meine mutigen Berserker und Eroberer. Wer in dieser Halle will gemeinsam mit Alf und Björn und ihren Truppen nach Westen segeln und den kleinen Angelsachsen Respekt einflössen? Wer einwilligt, hebe die Hand!"
Erst ging ein Raunen durch die Menge, dann hielt eine überschaubare Zahl an Kriegern die Hände in die Luft. Rurik und Loki regten sich nicht. Die Diener zählten die ausgestreckten Arme durch und als klar war, dass sich genug Männer für den ersten Feldzug gemeldet hatten, rieb sich Ragnar die Hände.
„In vierzehn Tagen sollt ihr in See stechen", verkündete er. „Alf und Björn werden euch in eure Aufgaben und Truppen einweisen. Hört gut auf die beiden, denn sie sind zwei erfahrene Stammesführer und meine Freunde. Ich erwarte von meinen Männern absoluten Gehorsam, selbst wenn ich persönlich nicht dabei sein werde!"
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Plünderung
Tarihi KurguBand I Die junge Fränkin Aveline verliert an einem Tag alles: Ihr Zuhause und ihre Familie. Wikinger fallen über ihre Stadt her. Sie wird vom flinken Krieger Rurik entführt und ihrer Heimat entrissen. In einer fremden Welt kämpft sie um ihr Überlebe...