Zwei

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2005

"Ach komm Magnus. Der letzte Tag im Kindergarten wird schön.", versucht meine Mutter mich zu beruhigen. Ich will den Kindergarten nicht verlassen. Ich liebe den Kindergarten. Unsere Erzieherinnen. Meine Freunde mit denen ich spielen kann.

"Aber Mama. Ich verliere meine Freunde.", jammere ich. Die Tränen befeuchten mein Gesicht und meine Stimme zittert. "Quatsch mein Engel. Deine Freunde kommen mit in die Schule. Und jetzt komm, genieße deinen letzten Tag.", redet sie weiter auf mich ein.

Immernoch bockig schüttele ich den Kopf und sitze mit vor der Brust verschränkten Armen auf der Treppe vor unserer Haustür. "Aber Magnus, Alec wird dich vermissen.", schmollt sie nun. Meine Aufmerksamkeit ist geweckt. "Alexander vermisst mich?", murmele ich und wische mir übers Gesicht. Meinen Mama nickt lächelnd und hält mir die Autotür auf.

Schnell springe ich auf und klettere auf meinen Sitz damit Mama mich anschnallen kann. Keine 15 Minuten später sind wir an der Kita und aufgeregt zappele ich in meinem Sitz herum. Mama schnallt mich ab und hebt mich aus dem Auto. Schnell schnappe ich mir meinen Rucksack und laufe in den Kindergarten.

Mama hilft mir meine Hausschuhe anzuziehen und bringt mich zu unserem Gruppenraum. Lächelnd drücke ich ihr einen Kuss auf die Wange und laufe in den Raum, während meine Mama sich mit Lilith unterhält, meine Lieblingserzieherin. Suchend blicke ich mich um und sehe Alec mit Jace in der Bücherecke.

Schnell laufe ich zu ihnen. "Hallo.", rufe ich und Alec springt sofort auf. "Magnus ich dachte schon du kommst nicht mehr.", ruft er erleichtert und umarmt mich. Lachend drücke ich ihn an mich, umarme dann Jace und setze mich neben Alec auf die Couch. Jace gibt Alec das Buch zurück und ich sehe ihm neugierig über die Schulter.

Eine Weile sitzen wir so nebeneinander und blättern in dem Buch herum, bis Lilith und Andrew, unsere Erzieher, uns in den Sitzkreis rufen. "Meine Lieben. Heute müssen wir uns von ein paar Freunden verabschieden. Alec, Jace, Magnus, Clary kommt ihr mal zu uns?", fängt Lilith an und wir stehen auf um uns zu ihr und Andrew zu stellen.

"Ihr werdet in ein paar Wochen zur Schule gehen, also sehen wir euch heute zum letzten mal. Wir möchten uns von euch verabschieden und haben ein kleines Geschenk für euch.", lächelt Andrew nett und vier Kinder aus unserer Gruppe stehen auf und geben jedem von uns ein kleines Päckchen. Lächelnd nehme ich es entgegen und sehe es mir an.

"Öffnet es ruhig zuhause. Es ist eine kleine Aufmerksamkeit von uns, damit ihr uns nicht vergesst.", lächelt Lilith uns an. "So und jetzt ab nach draußen!", grinst Andrew. Clary, Alec und Jace verlassen den Raum und packen ihre Päckchen in ihren Rucksack bevor alle ihre Straßenschuhe wieder anziehen und  nach draußen auf den Hof gehen.

Ich bleibe etwas länger in der Garderobe und halte das Päckchen in meinen Händen. Seufzend setze ich mich auf die Bank und wande das Geschenk in meinen Händen hin und her. "Magnus?", fragt jemand von der Tür aus und ich drehe mich um.

Alec steht dort und sieht mich lächelnd an. "Kommst du mit raus?", fragt er. Ich nicke und packe das Geschenk in meinen  Rucksack. Dann ziehe ich meine Schuhe an und folge und meinem besten Freund nach draußen, gemeinsam gehen wir zu unserem Geheimplatz. Naja, kann man das so nennen?

Es gibt hinten am Rand des Gartens ein paar Büsche und einer von denen ist relativ hohl. Dort verstecken wir uns immer. Niemand sieht uns dort und da kaum jemand so weit hierher kommt kann uns auch keiner hören. Gemeinsam sitzen wir nun dort nebeneinander und lehnen mit den Rücken am Zaun.

"Freust du dich auf die Schule?", frage ich irgendwann und sehe ihn neugierig an. "Ja irgendwie schon. Du?", fragt er zurück und ich sehe betreten auf meine Hände. Alec neben mir bewegt sich und sitzt nun im Schneidersitz neben mir und sieht mich an. "Magsi? Was ist los?", fragt er besorgt und streicht mir über meinen Arm.

Lächelnd sehe ich ihn an. Seit wir uns vor 3 Jahren hier im Kindergarten kennen gelernt haben, nennt er mich Magsi. Nur er tut das. Genauso wie ich der einzige bin, der ihn Alexander nennt. Niemand versteht wieso ich seinen Spitznamen nicht ausspreche. Und niemand versteht, wieso Alexander jedem außer mir verbietet seinen vollen Namen zu sagen. Es ist einfach eine Sache zwischen ihm und mir.

Tief atme ich durch. "Was ist, wenn wir dann keine Freunde mehr sind?", frage ich leise und er fängt an zu lachen. Beleidigt sehe ich ihn an und will aus den Büschen raus krabbeln, doch er hält mich fest. Genervt sehe ich ihn an. "Was ist?", zicke ich und setze mich ihm gegenüber hin. "Jetzt sei nicht sauer auf mich.", murmelt er traurig. Ich seufze und rutsche näher zu ihm.

"Du lachst mich aus.", sage ich beleidigt und sehe ihn an. "Tut mir leid Magsi. Das wollte ich nicht. Aber es ist lächerlich. Wir beide sind Freunde für immer. Niemand kann uns trennen!", lächelt er und setze sich neben mich um mich zu umarmen. Zufrieden lehne ich mich an ihn.

"Freunde für immer?", frage ich und spüre ihn nicken. "Für immer und ewig!", murmelt er und ich umarme ihn fest. "Alec? Magnus?", hören wir Jace schreien und lachen leise. "Lass uns zurück zu den anderen gehen.", sage ich und krabbele unter dem Busch hervor. Alec folgt mir und gemeinsam laufen wir zu Jace und Clary und genießen zu viert unseren letzten Tag hier.

If I see you againWo Geschichten leben. Entdecke jetzt