2014
Blinzelnd schlage ich meine Augen auf. Das Mädchen neben mir murrt leise, dreht sich vom Licht weg und zieht die Decke über ihren Kopf. Noch müde taste ich auf dem Nachttisch nach meinem Handy und sehe auf die Uhr. Kurz nach zehn, das geht noch. Immerhin sind wir erst gegen vier Uhr nachts schlafen gegangen. Schmunzelnd sehe ich die dunkelhaarige Schönheit neben mir an und ziehe ihr dann die Decke vom Körper. "Magnus.", heult sie und versucht nach der Decke zu greifen, gibt aber schnell auf.
"Was ist los? Wie spät ist es?", fragt sie müde und setzte sich langsam auf. "Kurz nach zehn.", antworte ich, stehe auf und öffne mein Fenster. "Und wieso weckst du mich? Hat Camille wieder geschrieben?", grinst sie vielsagend. Ja ja, das altbekannte Thema Camille. Ich habe sie vor ein paar Wochen in einem Jugendzentrum kennen gelernt und langsam wird da etwas zwischen uns, aber ich will mich noch nicht festlegen.
Lachend schüttele ich den Kopf und meine Freundin sieht beinahe enttäuscht aus. "Wieso zierst du dich denn so?", fragt sie ungeduldig. Okay, jetzt ist es wohl soweit. Seufzend setze ich mich wieder zu ihr auf's Bett. "Du weißt doch, dass ich nach der dritten Klasse erst hergezogen bin.", fange ich an. Sie nickt und sieht mich neugierig an. "Ich habe vorher in Boston gewohnt. Seit dem Kindergarten hatte ich dort einen besten Freund. Ich war...", ich stocke. "Du warst verliebt in ihn.", murmelt sie, mehr eine Feststellung als eine Frage. Ich nicke. "Du bist schwul?", fragt sie neugierig. Ich schüttele den Kopf.
"Ich glaube, ich bin Bi. Ich mag Camille wirklich sehr. Aber ihre dunklen Haare erinnern mich irgendwie an Alexander.", gebe ich zu. Sie legt mir eine Hand auf die Schulter. "Du denkst immernoch an ihn? Nach sechs Jahren ohne Kontakt?", fragt sie. Ich nicke wieder. "Alexander war... er ist etwas besonderes. Ich werde ihn niemals vergessen können. Er war meine erste Liebe. Und er hat mir einen Korb gegeben.", grinse ich. Lachend sieht sie mich an und die nächsten Stunden verbringen wir damit, über mein Leben in Boston und vorallem über Alec zu reden. Es tut gut alles mal loszuwerden.
Nachdenklich mustert sie mich als ich endlich aufhöre zu reden. "Magnus, ich kann gut verstehen, wieso du dieser Beziehung aus dem Weg gehst. Aber ich meine, Boston und New York sind ziemlich weit voneinander entfernt. Du weiß nicht einmal, ob er überhaupt noch dort wohnt. Vielleicht solltest du einfach in die Zukunft schauen, und da sieht Camille doch gut aus. Und wenn du etwas für sie empfindest dann go.", lächelt sie aufmunternd. Ich nicke leicht. "Du hast ja recht. Aber trotzdem vermisse ich ihn.", murmele ich und zupfe unsichtbare Fussel von meiner Decke.
Sanft lehnt sie sich in meine Arme und kuschelt sich so auf meinen Schoss. "Ich weiß süßer, aber lass ihn gehen. Nicht komplett aber so, dass du weitermachen kannst.", schlägt sie vor. Lächelnd streiche ich ihr durch die Haare. "Weißt du eigentlich, wie sehr ich dich liebe Dot?", frage ich meine Freundin und diese grinst. "So sehr, dass du mir nach diesem Gespräch ein leckeres Frühstück zauberst.", sagt sie selbstverständlich. Lachend drücke ich sie von mir runter. "Na dann wollen wir mal sehen, wie wir deinen Hunger stillen können.", sage ich gut gelaunt und gehe mit Dot die Treppe herunter und in die Küche.
"Glaubst du, Camille ist die Richtige für dich? Ich habe nie daran gedacht für dich auch nach einem süßen Junge zu gucken.", fragt Dot eine halbe Stunde später beim Essen mit einer ernsten Stimme. Schmunzelnd sehe ich von meinem Rührei auf. "Für mich kommt kein anderer Junge außer Alexander in frage. Ich würde jeden mit ihm vergleichen, sowas hält keine Beziehung aus.", erkläre ich ihr. Nachdenklich nickt sie, sieht mich weiter auffordernd an.
"Keine Ahnung, ob Camille die Richtige ist. Wenn du nach dem Seelenverwandtending gehst, dann habe ich meinen wohl schon getroffen.", murmele ich. Breit lächelt sie mich an. "Fantastisch!", grinst sie. Mit gerunzelter Stirn sehe ich sie an. "Du weißt schon..." "Ja ich weiß, du meinst Alec ist klar! Aber wenn ihr wirklich füreinander bestimmt seid, dann werdet ihr euch irgendwann wieder treffen. Schicksal und so.", brabbelt sie aufgeregt.
Ich liebe ihre quierlige, hibbelige und positive Art. Sie schafft es selbst an den dunkelsten Tagen ein Licht zu sehen. Und genau so einen Menschen brauche ich in meinem Leben. Oft kann ich vor lautet negativen und traurigen Gedanken und Selbstzweifeln das positive im Leben nicht sehen. Und dann holt sie mich zurück, zeigt mir wie bunt und schön alles ist. Genau wie jetzt. Sie hat Recht, ich sollte etwas riskieren. Und sollten Alec und ich wirklich Seelenverwandte sein, dann treffen wir uns irgendwann wieder. Das ich daran nicht glaube, sage ich ihr natürlich nicht.
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If I see you again
FanfictionStell dir vor, du triffst die Liebe deines Lebens in Kindertagen, wirst aber von ihr getrennt. Jahre vergehen, in denen ihr keinen Kontakt habt, du lebst dein Leben, verliebst dich und sammelst Erfahrungen, doch vergessen kannst du ihn nicht. Und ei...