Vierzig

1K 96 7
                                    

Nervös stehe ich vor Alec's Elternhaus und drücke nach langem Zögern die Klingel. Das Geräusch meiner Ankündigung hallt aus dem Haus heraus und nach wenigen Momenten öffnet sich die Tür. "Magnus? Was für eine schöne Überraschung! Komm rein!", begrüßt Maryse mich und ich trete lächelnd ein. Sie führt mich ins Wohnzimmer, wo Robert, mit seinem Laptop auf dem Schoß, auf dem Sofa sitzt. "Magnus.", begrüßt er mich überrascht. "Alec ist noch in der Uni.", stellt er fest und ich nicke, während ich mich auf das große Sofa setze.

"Ich weiß, ich wollte auch zu euch.", murmele ich. Die Eltern meines Freundes sehen sich an, dann wenden sie ihre Blicke mir zu. "Okay. Was können wir für dich tun?", fragt mein Schwiegervater in Spe und legt seinen zugeklappten Laptop auf den Wohnzimmertisch. Nervös knete ich meine Finger und sehe die beiden an. "Ich wollte euch um euren Segen bitten.", sage ich mit fester Stimme. Maryse blinzelt. "Unseren Segen?", fragt sie verwirrt und ich nicke. "Ich bitte euch um euren Segen, Alexander heiraten zu dürfen."

Die beiden Erwachsenen sehen sich nachdenklich an und die Spannung ist kaum auszuhalten. Ich will das Schweigen, das sich über uns gelegt hat, nicht brechen. Nach endloser Zeit sehen sie mich wieder an. "Magnus, ihr beide seid ein wundervolles Paar und du weißt, wir lieben dich. Aber ihr seid morgen erst ein Jahr zusammen. Geht das nicht zu schnell?", fragt Maryse zögernd. In ihrer Stimme kann ich nur Neugier hören, keinen Vorwurf oder Ablehnung.

Tief atme ich durch bevor ich antworte. "Ich kann verstehen, dass ihr so denkt. Und ja, für manche geht es sicher zu schnell. Aber ich träume seid dem Kindergarten davon, mein Leben mit Alexander zu verbringen. Wir würden ja nicht sofort heiraten! Aber ich will ihm dieses Versprechen geben. Das Versprechen, für immer an seiner Seite zu sein. Euer Sohn hat mir alles gegeben!

Er liebt mich, wenn ich es am wenigsten verdient habe! Er ist an meiner Seite und unterstützt mich bei allem. In den dunkelsten Momenten ist er mein Licht. Er hat mich nie verurteilt, war immer da und hat mich verstanden. Alles was ich ihm geben kann, bin ich. Er macht mich jeden Tag glücklich. Dieses Jahr mit ihm war das beste meines Lebens. Und dieser Ring soll ihn nicht binden. Er soll ihm zeigen, dass ich den Rest meines Lebens versuchen werde, ihn glücklich zu machen. So wie er es mit mir tut."

Nach meiner Rede atme ich tief ein und senke meinen Blick. Ich spüre die Blicke von Alec's Eltern wie Pfeile auf mir, sie durchbohren mich. Ich presse meine Hände zusammen, um sie am Zittern zu hindern. Das ist in Büchern und Filmen immer so einfach, jetzt stehe ich kurz vor einem Nervenzusammenbruch. "Magnus, du weißt, du bist schon jetzt ein Teil dieser Familie. Es wäre uns eine Ehre, dich rechtlich unseren Schwiegersohn nennen zu dürfen.", sagt Maryse fröhlich. "Ja, du hast unsere Erlaubnis, Alec zu heiraten.", fügt Robert hinzu und verkneift sich ein Grinsen.

Erleichtert atme ich aus und umarme die beiden. "Dann frage ich ihn gleich morgen!", sage ich euphorisch und hole eine kleine Schachtel aus meiner Jackentasche. "Hier, wie findet ihr den?", frage ich und öffne die Schachtel. In ihr liegt ein wunderschöner, silberner Ring. Er ist sehr einfach gehalten, aber wunderschön. "Ich lasse ihn innen noch gravieren.", lächele ich. Maryse nimmt mir die Schatulle ab und sieht fasziniert auf den Ring. "Der war sicher teuer.", murmelt sie unsicher.

"Nichts ist zu teuer für ihn. Er ist alles und noch mehr Wert.", murmele ich verliebt und nehme ihr die Schatulle wieder ab, um sie in meine Tasche zu stecken. "Wer ist alles und noch mehr Wert?", höre ich die Stimme meines angebeteten und einen Moment später steht er mit seinem Rucksack auf dem Rücken und einem Ordner in der Hand im Wohnzimmer. "Du mein Schatz.", lächele ich und springe vom Sofa auf um ihm einen Kuss zu geben. Lächelnd betrachtet er mich, fährt mit seiner freien Hand meine Hüfte entlang.

"Was machst du hier? Wir wollten uns doch später bei dir treffen?", fragt er und legt seine Sachen auf den Boden. "Ja, aber ich habe deine Eltern so lange nicht gesehen. Da dachte ich, ich komme mal vorbei.", erkläre ich, als wäre es nichts besonderes. "Naja, wie auch immer, ich freue mich dich zu sehen.", lächelt mein Freund mich an und drückt mir einen sanften Kuss auf die Wange. "Ich ziehe mich kurz um und dann können wir los ins Kino.", schlägt er vor und nach meinem zustimmenden Nicken schnappt er sich seine Sachen und läuft die Treppe hoch in sein Zimmer.

"Was schaut ihr denn?", fragt Robert neugierig. Lächelnd drehe ich mich zu den beiden um. "Keine Ahnung, Alexander hat den Film ausgesucht.", antworte ich ehrlich. Es ist irgendwie zu unserem Ding geworden, dass einer den Film aussucht und so den anderen überrascht. Meistens entscheiden wir gut, wir hatten aber auch schon einige Fehltritte. Vor allem, als ich mir einmal Annabell 2 ausgesucht habe. Alec hat die ganze Zeit entweder geschrien oder sich die Augen zugehalten. Das er so Angst vor Puppen hat, wusste ich nicht. Andere Horrorfilme guckt er ganz gerne. Nicht falsch verstehen, ich habe auch krasse Angst vor Puppen, aber Alec toppt das.

Nach zehn Minuten kommt Alec frisch geduscht, umgezogen und mit seinem Rucksack auf der Schulter die Treppe runter. Lächelnd tritt er neben mich und sieht seine Eltern an. "Ich bin dann weg.", sagt er und umarmt beide kurz. Lächelnd winke ich kurz und verlasse mit Alec sein Elternhaus. Nach kurzer Fahrt parke ich vor dem Mehrfamilienhaus, in dem meine Wohnung liegt. Durch das gut bezahlte Studium kann ich mir eine eigene Wohnung leisten und liege meiner Mutter nicht mehr auf der Tasche, trotzdem besuche ich sie oft oder sie kommt zu mir.

Wir betreten meine Wohnung und Alec bringt seine Sachen direkt in mein Schlafzimmer. "Wann fängt der Film denn an?", frage ich neugierig und hole mir Apfelsaft aus dem Kühlschrank um mir etwas in ein Glas zu schenken. "In einer Stunde.", antwortet er als er in die Küche kommt, nimmt mir mein Glas weg und trinkt es aus. Lächelnd beobachte ich ihn dabei und hole ein weiteres Glas aus dem Schrank. "Ich liebe dich.", kommt es plötzlich von ihm und ich drehe mich lächelnd zu ihm um. "Ich liebe dich.", flüstere ich und spüre im nächsten Augenblick seine Lippen auf meinen. Und genau in diesem Moment bin ich der glücklichste Mensch der Welt!

If I see you againWo Geschichten leben. Entdecke jetzt