Dreiunddreißig

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Nervös stehe ich mit meiner Crew auf der Bühne. Der Wettbewerb ist vorbei, die Stimmen des Publikums sind ausgezählt und der Umschlag mit den drei platzierten Gruppen wird an den Moderator gereicht. Immer nervöser trete ich von einem Fuß auf den anderen und halte das Medallion in meinen Händen. "Ganz ruhig.", raunt Dot mir zu. Ich nicke leicht und versuche still zu stehen. Auf jede Gruppe ist eine Kamera gerichtet und hält jede Bewegung fest.

"So, die Jury hat eine Entscheidung getroffen, die Stimmen wurden ausgezählt und die Gewinner stehen fest. Auf dem dritten Platz finden wir... MoveU! Einen riesen Applaus bitte!", ruft er ins Mikrofon und eine Assistentin bringt ihnen die Trophäe. Dankend nehmen die Tänzer den Preis an und verlassen die Bühne. "Der zweite Platz wird besetzt von... Escape! Dankeschön!", ruft er euphorisch und auch sie bekommen ihren Preis von der schönen Assistentin. Lauter Applaus begleitet die Gruppe von der Bühne und meine Nervosität steigt ins unermessliche.

Die ausgezeichneten Gruppen waren mega gut, besser als wir, finde ich. Das wir jetzt noch gewinnen ist beinahe unmöglich! Meine Hoffnung sinkt und das sieht man mir wohl auch an. Raphael legt seinen Arm um meine Schultern und ich lehne mich an ihn. "Wir verlieren das Ding.", murmele ich enttäuscht. "Wir schaffen das schon.", murmelt er zurück und drückt mich kurz an sich. Nervös sehe ich die anderen fünf Gruppen an, die noch mit uns auf der Bühne stehen, dann wieder zum Moderator.

Langsam zieht er den letzten Zettel aus dem Umschlag und liest lächelnd den Namen. "Und unsere Vertreter für's Finale in Spanien und somit die Gewinner dieser Runde sind der absolute Publikumsliebling! Über 55 Prozent der Stimmen gingen an diese Tänzer! Herzlichen Glückwunsch, Remix!", ruft er und fängt an zu klatschen. Auch das Publikum rastet aus, springt auf und applaudiert. Ich brauche einige Momente um zu realisieren, was grade passiert ist. Und als die hübsche Assistentin mir die Trophäe hinhält sickert die Information endlich komplett zu mir durch.

Hodge nimmt den Preis an sich und Dot fällt mir um den Hals. "Wir haben gewonnen! Wir fliegen nach Spanien!", kreischt sie und sofort liegt sich meine ganze Crew in den Armen. Tränen der Erleichterung und der Freude steigen mir in die Augen und fließen langsam meine Wangen herunter. Und dann falle ich Raphael lachend um den Hals. "Wir haben gewonnen.", schluchze ich glücklich und auch er zittert vom Adrenalin. Wir haben gewonnen! Diese drei Worte sind das zweitschönste, was man mir sagen könnte! Ob Alec unseren Auftritt gesehen hat? Hat es ihm gefallen? Hat er vielleicht sogar für uns gestimmt?

Der Moderator beendet die Veranstaltung und zusammen verlassen wir die Bühne und verschwinden in unserem Raum. "Ihr wart großartig! Wir rocken das Ding! Wir führen unser Land zum Sieg!", freut Hodge sich und wir alle stimmen jubelnd mit ein. "Und jetzt schnell hier aufräumen, ins Hotel und Sachen packen. Unser Flieger geht in vier Stunden.", erinnert er uns. Schnell packen wir unsere Sachen zusammen und werden dann ins Hotel gefahren. Wieder dusche ich als erster und als ich meinen Platz mit Dot tausche, rufe ich Alec an. Nebenbei packe ich meine Sachen zusammen.

"Uhhh, der talentierte und bald weltberühmte Profitänzer ruft mich an. Was für eine Ehre, das Sie Zeit für mich finden!", werde ich witzelnd von meinem Freund begrüßt. "Hör auf zu spinnen. Du weißt, für dich werde ich immer Zeit haben!", stelle ich klar, setze mich neben meiner Tasche auf's Bett und nehme mein Handy in die Hand, das bis eben noch auf dem Kopfkissen lag. "Ich bin so stolz auf dich mein Engel. Ihr wart spitze!", freut er sich und ich lächele leicht. "Du hast es gesehen?", frage ich überflüssiger weise.

"Spinnst du? Ich habe den ganzen Tag an nichts anderes denken können! Hätte ich das verpasst, dann wäre ich gestorben!", gesteht er theatralisch. Lachend schüttele ich den Kopf. "Nein, im Ernst. Ihr wart toll. Ich wusste, dass ihr es schafft. Und jetzt fliegt ihr nach Spanien! Freust du dich?", redet Alec weiter. Ein Seufzen will meinen Lippen entfliehen, doch ich verkneife es mir und schüttele einfach nur den Kopf. "Geht. Es heißt nur, dass ich für eine Woche von dir getrennt bin. Ich muss auf einen anderen Kontinent. Ich weiß jetzt schon, dass ich an Sehnsucht nach dir eingehe.", jammere ich.

Alec am anderen Ende der Leitung lacht sanft. "Wir schaffen das schon. Jace kommt ja auch mit, also hast du genug Leute da, die dich ablenken. Ich finde es auch nicht so cool, dass ihr ausgerechnet nach Spanien müsst. Ich meine, hallo? Weißt du wie heiß die Typen da sind?", zickt er. Nun muss ich tatsächlich lachen. "So so, du findest Spanier also heiß ja?", grinse ich gehässig. "Nicht heißer als dich, aber heißer als mich.", stellt er klar. Ich schnaube abfällig. "Niemand ist heißer als du. Ich meine, ich stehe seit dem Kindergarten auf dich. Denkst du, irgendein dahergelaufener Spanier ändert das plötzlich?", frage ich ihn ernst.

Meine Mundwinkel gehen nach oben, als ich ihn erleichtert ausatmen höre. "Genau das wollte ich hören.", murmelt er. Ich muss mir auf die Zunge beißen. Die Versuchung ist da, ich will es ihm sagen. Am liebsten jetzt sofort. Wir haben uns doch schon so oft unsere Liebe gestanden, so wie jetzt gerade, nur eben diese Worte nie gesagt. Verdammt, wieso denke ich so viel darüber nach? "Wann landet ihr in New York?", fragt Alec irgendwann, seine Stimme klingt besorgt und gleichzeitig neugierig. Nagut, ich habe seit fünf Minuten nicht geredet, natürlich macht er sich dann Sorgen.

"Wir fliegen in knapp drei Stunden los, also sind wir in ungefähr acht Stunden in New York.", erkläre ich ihm. "Wir sehen uns dann morgen Abend, wenn ich mich von meinem Jet Leg erholt habe.", scherze ich dann. "Ja. Ich muss auch schlafen. Ich habe wegen dir kein Auge zu gemacht, seit du weg bist!", zickt er wieder. "Okay, Alexander, seit wann bist du so eine Zicke?", frage ich schmunzelnd. "Seit ich dich nicht mehr bei mir habe.", jammert er. Lachend schüttele ich den Kopf. "Bis morgen, mein Engel.", flüstere ich.

"Bis morgen, Schatz. Passt auf euch auf.", antwortet er und mit seinen Worten im Ohr lege ich auf. Der Flug wird ewig dauern, vor allem wenn ich daran denke wo ich ankommen. Oder eher, bei wem ich ankomme. Das wir den Wettbewerb gewonnen haben, freut mich! Und auch, dass wir Amerika beim Finale vertreten dürfen. Aber ich habe diese drei Tage kaum ohne ich ausgehalten. Wie soll das denn eine Woche funktionieren? Auf verschiedenen Kontinenten? Dieser Junge hat eindeutig zu viel Macht über mich und meine Gefühle. Und ich kann es kaum erwarten, dass seine Anblick, seine Nähe und seine Berührungen wieder ein Feuerwerk in mir auslösen!

If I see you againWo Geschichten leben. Entdecke jetzt