Vierundzwanzig

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Am Morgen wache ich wie gerädert auf. Mir tut alles weh und mein Kopf ist wie vernebelt. Langsam sehe ich mich im Zimmer um, um mich zu orientieren. Mein Traum fällt mir wieder ein und mein Herz schlägt sofort ein paar Takte schneller. Tief atme ich durch, rolle mich aus meinem Bett und gehe ins Bad um zu duschen. Glücklicherweise haben wir heute alle frei bekommen und können schon früh losfahren. Lange dusche ich um meine Gedanken zu sortieren.

Cat hat recht. Ich habe starke Verlustängste. Ich will Alec nicht verlieren. Aber wir haben uns geschworen ehrlich zueinander zu sein. Und ich bin mir sicher, er wird mich nicht wegstoßen. Ich muss nur einen passenden Zeitpunkt finden, um ihm meine Gefühle zu gestehen. Nach dem Duschen ziehe ich mich an und mache mich auch sonst fertig. Ich trage eine dunkle Jogginghose und ein enges, rotes T-Shirt, darüber ziehe ich eine schwarze Sweatshirtjacke. Meine Haare lasse ich wie sie sind und packe dann die letzten nötigen Dinge für das Wochenende zusammen. Ich bin für die Unterhaltung zuständig, also packe ich ein paar DVD's und Kartenspiele ein.

Ich trage alles zu meinem Auto und verstaue es im Kofferraum. Ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass die anderen in ungefähr einer viertelstunde hier sein wollen, also gehe ich wieder hoch und verabschiede mich von meiner Mutter. "Viel spaß mein Schatz.", lächelt sie und drückt mich an sich. Schmunzelnd lege ich meine Arme um die Frau, die mir mein ganzes Leben ermöglicht hat. Sie ist kleiner als ich, weswegen ich meinen Kopf auf ihren stütze. "Melde dich, wenn ihr angekommen seid. Und wenn ihr wieder losfahrt. Und zwischendurch, damit ich weiß, dass es dir gut geht.", befiehlt sie. Lächelnd nicke ich und löse mich aus der Umarmung.

"Ich hab dich lieb mein Schatz.", murmelt sie und streicht mir mit ihrer kleinen Hand über die Wange. "Ich hab dich auch lieb, Mom.", lächele ich. Die Türklingel ertönt, ich drücke meiner Mutter noch einen letzten Kuss auf die Wange und verschwinde dann nach unten. Neben meinem Auto steht jetzt ein zweites aus dem Alec, Izzy, Clary und Jace steigen. Dot, Raphael und Lydia stehen neben meinem Auto und als ich es mit einem Knopfdruck aufschließe verstauen sie ihr Gepäck darin.

Alec kommt sofort zu mir und zieht mich in eine liebevolle Umarmung. "Geht's dir besser?", fragt er leise, sodass nur ich es hören kann. Ich nicke leicht an seiner Brust. Mein Herz schlägt unnatürlich schnell und mein Blut rauscht in meinen Ohren. Ob diese Reaktion auf ihn je aufhört? Vermutlich nicht. Lächelnd lösen wir uns und ich begrüße auch alle anderen mit einer Umarmung, zuletzt Lydia. "Alec ist ja schon sehr besitzergreifend.", flüstert sie mir ins Ohr. Ich nicke lächelt und streiche ihr durch die Haare. "Das wird einfach mit euch beiden.", flüstert sie noch und drückt sich von mir.

Schnell tritt sie von mir zurück und Alec steht direkt hinter mir. "Wollt ihr weiter knutschen oder können wir los?", fragt er. Es soll wie ein Scherz klingen, aber ich höre die Verbitterung in seiner Stimme. Ist er etwa eifersüchtig? Würde es ihn stören, wenn ich mit Lydia knutsche? Lächelnd sehe ich die Blondine an, die sich ein Grinsen verkneifen muss. "Okay Leute, kurze Info. Das ist Lydia, sie ist Dot's Cousine und wird uns begleiten.", stelle ich sie meinen neuen alten Freunden vor und lege einen Arm um das Mädchen. Sie lächelt süß und gibt jedem die Hand. "Dann wollen wir mal los.", sage ich und klatsche dabei in die Hände. "Clary, du fährst mir am besten hinterher...", fange ich an, werde aber von Raphael unterbrochen.

"Eigentlich würde ich gerne mit Alec den Platz tauschen und bei Izzy mitfahren. Ist das okay?", fragt er an Alec gewandt. Dieser nickt lächelnd. "Ja, okay gut.", sage ich etwas durcheinander. "Dann fahre ich euch hinterher.", stelle ich klar. Gemeinsam steigen wir in die Autos. Ich auf dem Fahrersitz, Alec neben mir, Lydia hinter mir und Dot hinter Alec. Die Fahrt verläuft sehr ruhig, die Straßen sind einigermaßen leer und wir kommen schon nach knapp zwei Stunde am Wald an.

"Wie machen wir eigentlich die Zimmeraufteilung?", fragt Alec irgendwann. Lächelnd sehe ich ihn kurz an, fixiere meinen Blick dann aber wieder auf die Straße und das Auto vor mir. "Also Jace und Clary werden wohl ein Zimmer nehmen.", fange ich an. "Dot und ich gehen auch in ein Zimmer.", fügt Lydia hinzu. Ich nicke. "Also müssen wir beide uns mit Izzy und Raphael absprechen.", ende ich. Im Kopf habe ich schon geplant dieses Wochenende mit Raphael ein Bett zu teilen. Das Alec seine Schwester mit meinem besten Freund alleine lässt kann ich nur schwer glauben, vor allem da man merkt, dass Izzy ihn nicht ganz kalt lässt.

Nach einer knappen Viertelstunde Fahrt durch den Wald kommen wir endlich an der Hütte, die eigentlich ein kleines Haus mit zwei Stockwerken ist, an. Unten befindet sich ein großes Wohnzimmer, eine Küche und ein kleines Badezimmer mit Toilette und Waschbecken. Oben sind die vier Schlafzimmer, alle mit einem eigenen angrenzenden Bad mit Dusche. Im Keller gibt es sogar eine Sauna. Leben will man hier nicht unbedingt, bis zum nächsten Supermarkt sind es mit dem Auto fast 45 Minuten, aber für ein Wochenende ist es perfekt.

Ich parke mein Auto neben Clary und steige aus um mich einmal zu strecken. Vom Haus aus führt ein schnaler Kiesweg Richtung See, der das Licht der Sonne und die Umrisse der umstehenden Bäume spiegelt. Das Wasser ist glasklar und erstreckt sich wie ein glatter Teppich bis ans andere Ufer, meterweit entfernt. Alec stellt sich zu mir und staunt. "Es ist echt wunderschön hier.", murmelt er. "Und es gibt eine Legende zu diesem Ort.", ruft Raphael uns zu, als er mit Izzy an seiner Seite zu uns schlendert. "Eine Legende?", fragt Alec neugierig und ich schmunzele, weiß ja genau was jetzt kommt.

"Es heißt, dieser See hat magische Kräfte. Siehst du den Sprungturm dahinten?", fragt Raph und zeigt auf einen selbstgebauten, ungefähr vier Meter hohen Turm. Alec nickt fasziniert. "Es heißt, wenn man mit einem Menschen den man liebt Händchenhaltend dort runterspringt, man auftaucht und sich immernoch an den Händen hält, bleibt man ein Leben lang glücklich zusammen.", erzählt er mysteriös. Grinsend schüttele ich den Kopf, Alec schaut nur verwirrt. "Das ist doch verrückt.", murmelt er. Raphael schüttelt den Kopf. "Wenn euch nicht einmal der Aufprall im Wasser trennen kann, dann schafft es nichts und niemand.", bekräftigt er.

Grinsend sehe ich meinen besten Freund an. "Gut, reicht jetzt. Raph, lass uns ins Zimmer grhen.", wechsele ich das Thema. "Darüber wollte ich mit dir reden. Ich würde gerne bei Izzy schlafen, also müsstest du dir mit Alec ein Zimmer teilen.", erklärt er mir und holt sein Gepäck aus meinem Auto.

If I see you againWo Geschichten leben. Entdecke jetzt