Sechzehn

1K 103 25
                                    

Schnell ist die Stimmung zwischen Alec und mir wieder fröhlich und er versucht mich mit kindischen Dingen zum lachen zu bringen, was er tatsächlich auch schafft. Als er seinen Eislöffel an seine Nase kleben will und dieser klirrend zu Boden fällt halte ich mir schon den Bauch vor lachen. "Alexander, spinnst du? Es gucken schon alle.", pruste ich und versuche verzweifelt wieder Luft zu kriegen. "Aber nur, weil du so laut lachst.", grinst Alec und beugt sich unter den Tisch um seinen Löffel wieder aufzuheben.

Langsam beruhige ich mich, atme tief durch und wische mir die Lachtränchen aus den Augen. "Spinner.", schmunzele ich und er grinst nur süß zurück. Der Kellner kommt, bringt uns die Rechnung und bevor ich reagieren kann hat Alec bezahlt und zieht mich auf die Straße. "So, jetzt wollen wir dich mal neu einkleiden.", freut er sich. "Bist du bescheuert? Ich hab grad gegessen. Der Anzug muss zwei Nummern größer sein bevor ich mit Glück rein passe!", fahre ich ihn entsetzt an.

Verwirrt sieht er mich an. "Hör auf rumzuspinnen! Dein Körper sieht perfekt aus und egal welche Größe du trägst, du wirst in einem Anzug zum niederknien gut aussehen!", stellt er klar und zieht mich an der Hand in Richtung Mall. Auch als wir dort ankommen und an den Geschäften vorbeilaufen lässt er meine Hand nicht los und ich genieße dieses Gefühl. Camille wollte nie öffentlich Händchenhalten und hat mich von einem Geschäft ins andere getriezt. Ich habe Shoppen schon immer gehasst. Es ist voll, es ist laut und nie ist etwas gutes dabei und wenn doch, dann nie in der Größe die man braucht.

Aber mit Alec genieße ich es richtig hier langzulaufen. Vorsichtig verschränke ich meine Finger mit seinen und beobachte seine Reaktion, doch er lächelt nur und geht etwas näher neben mir. Schweigend führe ich ihn neben mir her in eines der Geschäfte, spezialisiert auf Herrenmode. Schnell finden wir die Abteilung mit der Ausgehmode und sehen uns um, dabei lassen wir uns zu meinem Bedauern los. "Also? Welche Farbe hat denn dein Anzug?", frage ich neugierig. Lächelnd streicht Alec über eines der Hemden und sieht mich an. "Dunkelblau, eng geschnitten mit kleinen eingestickten Details.", beschreibt er.

Sofort stelle ich ihn mit in diesem Anzug vor und ich könnte sabbern, so fantastisch ist diese Vorstellung. "Du standest ja schon immer auf schlichtere Klamotten, nichts womit du auffällst. Hat sich das geändert?", fragt er und schaut sich weiter um. "Nein.", antworte ich einfach und beobachte ihn, wie er konzentriert durch die Anzüge schaut. Dann holt er einen schlichten schwarzen hervor, der ebenfalls kleine Stickereien am Jackett hat und hält ihn vor mich. "Probier den mal an.", lächelt er und drückt mir die Kleidung an die Brust.

Sofort nehme ich ihn und gehe zu eine der Umkleiden, wohin Alec mir natürlich folgt. Schnell ziehe ich mich aus und schlüpfe in den Anzug. "Und passt er?", fragt Alec durch den Vorhang. "Perfekt. Woher weißt du meine Größe?", frage ich schmunzelnd und sehe mich im Spiegel an. Der Anzug sitzt eng, aber gemütlich. Ich kann mich gut darin bewegen. Die Farbe ist satt und schmiegt sich perfekt an meine etwas dunklere Haut. "Weibliche Intuition würde Izzy jetzt sagen. Ich hab einfach ein gutes Auge. Jetzt zeig dich doch mal!", quengelt Alec und endlich ziehe ich den Vorhang auf um mich ihm zu präsentieren.

"Wow.", haucht er und kommt auf mich zu. Sanft nimmt er meine Hand, zieht mich an sich und dreht mich einmal um mich selbst. Kichernd lasse ich mich von ihm betrachten. "Magsi, du sieht unglaublich aus. So darf dich eigentlich keiner sehen, sonst wirst du mir noch weggeschnappt.", schmunzelt er und streicht mir eine Haarsträhne aus der Stirn. Meine Haut fängt an zu prickeln, mein Atem geht flacher, mein Herz springt mir beinahe aus der Brust. Man kann die Luft zwischen uns fast knistern hören und ich schaffe es nicht, meine Augen von seinen zu nehmen. "Neben dir sehe ich sicher nicht halb so gut aus.", flüstere ich und er lächelt einfach. "Das werden wir ja Samstag sehen.", murmele ich. "Willst du den Anzug haben?", fragt er jetzt und tritt einen Schritt zurück.

Vorsichtig taste ich mich ab, bis ich das Preisschild entdecke. Die Zahl darauf lässt mich vor Schock den Atem anhalten. "Vielleicht holen wir mir doch lieber nur ein Hemd und eine ordentliche Jeans.", murmele ich. Alec nimmt das Preisschild zwischen seine Finger und runzelt die Stirn. "Habt ihr Geldprobleme?", fragt er leise und ich weiche seinem Blick aus. "Probleme nicht direkt, aber ein Luxusleben können wir uns nicht leisten.", murmele ich. Er nickt. "Los, zieh dich um.", lächelt er. Schnell ziehe ich mich um und hänge den Anzug wieder auf den Bügel, bevor ich rauskomme. Alec nimmt mir die Kleidung ab.

"Warte schonmal draußen, ich bringe das weg und schaue noch nach einem Gürtel für meinen Vater.", lächelt er. Ich nicke und verlasse den Laden. Dieser Anzug war wirklich zu teuer dafür, dass ich ihn nur einmal angezogen hätte. Und leisten könnte ich ihn mir so oder so nicht. Wenige Minuten später kommt Alec mit einer Tüte aus dem Laden und drückt sie mir in die Hand. "Keine Widerrede! Du siehst fantastisch darin aus und zurückgeben kannst du ihn eh nicht, ich hab den Kassenzettel versteckt.", grinst er.

Ungläubig starre ich ihn einfach nur an und er lacht dieses wundervolle lachen. "Hör auf so zu gucken. Hätte ich das Geld nicht dann hätte ich dir das nicht gekauft.", schmunzelt er. Schuldgefühle machen sich in mir breit als wir die Mall langsam wieder verlassen. Ich will nicht, dass er mich aushällt. Das er mir Sachen kauft, nur weil ich sie mir nicht leisten kann. Schweigend laufen wir zu meinem Auto und ich verstaue die Tüte im Kofferraum. Nervös stehe ich vor ihm und er sieht mich ebenfalls nervös an.

"Willst du noch mit zu mir kommen?", frage ich unsicher. "Gerne. Aber ich kann nicht so lange, Mom braucht später noch meine Hilfe beim Organisieren und schmücken.", erklärt er. Lächelnd nicke ich und steige auf der Fahrerseite ein. Er nimmt auf dem Beifahrersitz platz und schon fahre ich los zu meiner Wohnung. Immer wieder sehen wir uns lächelnd an und ich war bestimmt noch nie so froh Zuhause zu sein. Noch ein bisschen länger und ich hätte sicher einen Unfall gebaut, so unkonzentriert wie ich durch seine Anwesenheit bin.

If I see you againWo Geschichten leben. Entdecke jetzt