51. Ma petit grenouille

824 71 0
                                    

Vic

Vier Jahre lang hatte ich meine Großmutter nun nicht mehr gesehen, und dennoch schien sie sich nicht im geringsten verändert zu haben.
Für ihr Alter war sie noch topfit und benötigte recht wenig Hilfe, die sie aber dennoch reichlich erhielt, sei es aus der Nachbarschaft oder aus der Familie.
Jeder liebte meine Grand-mère....allen voran ich....
Und so kniete ich nun voller Wiedersehensfreude, vor ihrem Lieblingssessel, in dem die alte Dame in eine kuschelige Decke eingehüllt saß, glockenhelllachend ergriff sie meine Hände und sah mich aus klaren Augen, die genau so blau  wie meine eigenen waren, an.

"Aahhhh,...ma petit grenouille...wie schön...du bist....c'est toujours pareil .....endlich wieder da...non?"
Ich nickte schmunzelnd und küsste sie sanft auf die Stirn
"Oui, Grand-mère...oui....!"
Sie strich mir zart über die Wange
"Du siehst glücklich aus....chérie.... l'amour steht dir gut...n'est-ce pas...Jeanette..?" gluckste die alte Dame, zu der im Türrahmen stehenden jungen Frau, die hinter vorgehaltenen Händen kicherte und sich eilig für die Nacht verabschiedete.

"Oui.. ma chère Madame...oui.......bonne nuit..!"

                              ~~~~~~~~~

Dank meiner lieben Großmutter und ihrer überaus neugierigen Art, vergingen die drei Wochen fast wie im Flug....aber eben nur fast.
Da sie recht nahe am Campus der Universität wohnte, fuhr ich entweder mit dem Fahrad oder ging die Strecke zu Fuß so wie die Jahre zuvor.
An Tagen an denen das Seminar erst am späten Vormittag stattfand,  begann ich den Tag mit einer großen Laufrunde, irgendwie musste ich mich beschäftigt halten um, vor Sehnsucht nach Thylda nicht durchzudrehen.
L'amour stand mir gut, meinte meine Großmutter und wer war ich um ihr zu widersprechen?
Ich grinste vor mich hin...war ich etwa solch ein offenes Buch?
Schien wohl so.
Heute zum Beispiel, zog ich gutgelaunt das Tempo an und rannte bis meine Beine um Gnade flehten...schließlich hatten wir noch einiges vor.
Grand-mère tischte alle  Lieblingsspeisen meiner Kindheit auf....und ich war um jeden Laufkilometer froh, ich wollte ja nicht nach drei Wochen nachause rollen.
Abends saßen wir immer zusammen im kleinen Salon und unterhielten uns über Früher....als ich die Sommerferien bei ihr verbrachte, und so vieles von ihr lernte.
Unter anderem brachte sie mir das Schwimmen bei...
"Nager ma petit grenouille."...rief sie immer.....und das würde ich wohl für immer für sie bleiben...
Wir redeten auch über ma dame de coeur, Thylda.....und sie strahlte mit mir um die Wette....sie freute sich so sehr über mein Glück und ich musste ihr hoch und heilig versprechen, das ich ihr möglichst bald Thylda vorstellte.
Ich schluckte etwas betreten, versteckt hinter meiner Café au lait Schale, das klang richtig offiziell und doch, irgendwie schön.
Der anstehende Abschied fiel sowohl herzlich, so wie auch Tränenreich aus... ich versprach meiner lieben Großmutter, nicht erst wieder zum nächsten SemesterSeminar her zu kommen, vor allem nicht alleine und das nahm ich mir auch fest vor.

                          ~~~~~~~~~~
Freitagmittag fuhr ich direkt von der Uni zum Flughafen, und schaffte noch den Flieger nach Paris.
Dort angekommen parkte ich mein Gepäck in einem Schließfach, stürzte eilig einen Café au lait und ein Croissant herunter und schnappte mir ein Taxi.
Im Reinspringen nannte ich dem Fahrer die Adresse und versprach ihm den Fahrpreis zu verdoppeln falls er mich innerhalb einer halben Stunde hinbrächte.... was er nach der wohl halsbrecherichsten Fahrt meines Lebens, auch knapp schaffte.
Mein Angebot mich in einer Stunde wieder abzuholen und zum Flughafen zu bringen nahm er lachend an.
Wahrscheinlich hielt er mich für verrückt, möglicherweise war ich das auch,...ach was....ganz sicher war ich das!
Und ich war froh darum.

                           ¤¤¤¤¤¤¤¤¤¤¤¤
Ächzend streckte ich meine langen, Glieder und drückte auf den Klingelknopf des unscheinbaren Schildes mit den großen schlichten Initialien....
                               C.S.
                         Ciel   Soie

Himmlische Seide, welch ein passender Name für diesen aufstrebenden Stern am Pariser Designerhimmel.
Nur durch Insiderwissen und MundZuMund-Propaganda von den richtigen Quellen, war ich auf ihn gestoßen und hatte schon von zuhause aus Kontakt zu ihm aufgenommen.
Ein überaus interessanter junger Mann, der mir sehr, sehr viele Fragen gestellt hatte in Bezug auf die Person für die, die Robe sein sollte und welche Farben ich denn genau gewählt hatte
Und nun wartete ich gespannt wie ein Flitzebogen, auf das,was er mir präsentieren würde.
Die große Tür schwang auf und ich spazierte durch den charmanten Innenhof, erklomm die gewundene  Treppe zum Loft des TextilKünstlers und wurde dort herzlichst von Ciel Soie begrüßt.

"Bonjour chère Madame..." flötete der blonde Engel...während wir, ganz typisch französisch,Wangenküsse austauschten.
"Bonjour, ma chère Ciel....tout a fonctionné?"
"Mais oui......mais oui....suis-moi s'il te plait.!"

Ich folgte dem schlacksigen jungen Mann durch den exklusiv wirkenden, aber sparsam ausgeleuchteten Showroom, in den hinteren Bereich.
Eine junge Frau in einem schlichten grauen Kostüm, wies mir einen bequemen Sessel zu und reichte mir lächelnd einen Café au lait....ahhhh ja....das Gesamtpaket.

Nach meinem dritten Schluck... rollte Ciel zwei Mannequins herein und mir blieb der Mund vor Begeisterung offen stehen.
Ciel, du bist wahrlich ein Geschenk des Himmels.

*****************************************
                      

A scorpio's kiss   BAND 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt