Kapitel 2:
Ohne Alles
Zwei Stunden. Solange saß ich nun schon in diesem Sitz, in einem Flugzeug voller Menschen (ziemlich ungewohnt wenn man die Uhrzeit bedenkt) und habe nicht die leiseste Ahnung wo es überhaupt hingeht.
Was eine großartige Situation. Zum Kotzen!
Warum mach ich das hier überhaupt? Was bringt es mir das Land zu verlassen?
Mit dem bisschen Geld was ich hab kann ich auch nichts anfangen.
„Entschuldigen Sie Miss. Wollen sie etwas zu Essen?"
Neben mir war eine dieser Flugbegleiterinnen aufgetaucht, auch diese mit einem scheiß aufgesetztem Lächeln.
„Nein."
„Sind Sie sicher?"
Die nervt.
„Ja verdammt!"
Dann war ich wieder allein.
Mit den Blicken aller Leute auf mir. Verdammter Dreck, starrt doch woanders hin!
Mit meiner Hand tastete ich ein wenig hastig meine Tasche ab, bis ich die Zigaretten fand.
Relativ direkt zündete ich sie an und zog einmal Kräftig.
Wenigstens ein bisschen Entspannung wollte ich mal.
„Bitte verzeihen Sie, aber könnten Sie die Zigarette wieder löschen? Rauchen ist hier nicht erlaubt."
Schon wieder diese Frau.
Na was solls hör ich halt mal auf die Erwachsenen.
Mit einem Wink zog ich Wasser aus einer der Flaschen und ließ es über die Zigarette fließen.
„Zufrieden?"
Die Flugbegleiterin starrte mich ein wenig verstört an, ging dann aber doch ihrer Wege.
Was hatte diese Frau eigentlich erwartet?
Es gab hier schließlich keine Aschenbecher zum Ausdrücken, also wie sollte ich sonst die Zigarette löschen?
Nach ein paar Minuten glitt mein Blick aus dem Fenster.
Unter uns war inzwischen nur noch das Meer. Ein wunderbarer Anblick. Frei, ungestüm, Wild, so ziemlich alles was ich sein wollte spiegelte sich im Meer wieder.
Na vielleicht hatte ich ja die Chance mich in meiner neuen Heimat auszuleben, nun wenn ich es schaffe da zu überleben natürlich.
Irgendwann holte mich ein ziemlich unruhiger Schlaf und erst die Ansage der Lautsprecher weckte mich.
„Bitte schnallen sie sich an der Ladeanflug auf Tokyo, Japan beginnt in kürze."
Hä?
Bitte wo waren wir?
Na egal, wir Landen und ich kann aus diesem unschönen Sitz aufstehen. Eine gute Nachricht an diesem beschissen Tag.
Wobei war überhaupt noch der selbe Tag? Eigentlich ja egal, beschissen bleibt es bisher wohl trotzdem.
Ein paar Minuten später waren wir gelandet und ich quetschte mich unter den Beschwerden der anderen Passagiere nach draußen.
Die denken doch wohl nicht das ich da auch nur eine Minute länger drin bleibe als unbedingt nötig.
Wie schon zuvor schob ich mich durch die Menschen und beachtete das Personal am Flughafen nur am Rande. Warum auch denen mehr Aufmerksamkeit schenken als unbedingt nötig?
Kaum das ich aus dem Flughafen getreten war erschlug mich ein Schwall Hitze.
Okay es war Sommer, aber so warm?
Nun gut, erst mal ignorieren.
Sobald ich irgendwie Wasser gefunden habe ist das auch schon wieder besser.
Jetzt ist nur die Frage, was mache ich ohne Geld, und ohne Bleibe und.... Fuck!
Ich hätte echt mal ein wenig nachdenken sollen! Super gemacht Hirn, wirklich toll! Verdammt ich könnte Kotzen!
Als ob das vor mir schon mal jemandem passiert ist. Ohne Geld, Gepäck oder sonst irgendwas einfach ohne alles!
Okay, bleib ruhig Nora. Jetzt ist es auch zu spät. Such dir einfach einen kleinen Laden, und nimm ein bisschen was mit. Und dann einfach mal schauen wie es weiter geht.
Während ich so durch die Straßen irrte spürte ich immer wieder Blicke auf mir. Okay ich war ein abgemagertes Mädchen mit abgetragenen Klamotten, aber sonst war doch nichts seltsam an mir, oder?
Gerade als ich wieder um die Ecke biegen wollte erhaschte ich einen kurzen Blick auf ein Geschäft.
Endlich!
Wer hätte gedacht das ich in einer so großen Stadt ewig Suchen würde.
Man muss aber auch dazu Sagen das die Preise um den Flughafen verdammt hoch waren. Mehrere tausend was weiß ich für eine fertig Mahlzeit. Und dazu noch eine Währung die ich nicht besaß.
Es wird echt ein Spaß mir was zu kaufen, nicht.
Nun eventuell kann ich gleich eine Tasche stibitzen und dann wird das schon gehen.
Gesagt getan.
Kaum das ich eine Person sah die ein wenig unvorsichtig war trat ich vorsichtig näher heran. Eines hatte ich in den letzten Jahren wohl gelernt, immer überall die Augen zu haben.
Und schwups, die Tasche gehörte mir.
Klar war nett was anderes, aber ich hatte es wirklich nötig.
Nur wenige Minuten später stand ich dann mit ein paar wenigen Sachen an der Kasse.
Meine Kapuze fiel mir tief ins Gesicht und versteckte meine Blonden Locken hervorragend, genau wie mein Gesicht.
„良い一日"(Guten Tag)
Äh was? Na das lief ja toll, ich hätte es wissen müssen.
Nächster Punkt auf meiner Liste: Irgendwie Japanisch lernen.
Da der Kassierer immer noch auf eine Antwort zu warten schien nickte ich nur kurz und er begann die Produkte ein zu scannen.
„2,000円になります"(Das macht dann 2.000 Yen)
Ich hab zwar immer noch keinen Plan was er redet, aber ein Blick auf die Anzeige verriet das ich wohl Zweitausend sonst was Zahlen sollte.
Nun dann hoffen wir mal das genug Geld in dem Portemonnaie ist.
Zu meinem Glück war genug da, und ich konnte meine Sachen einstecken.
„ごきげんよう"(Einen schönen Tag noch)
Okay erste Hürde überwunden.
Ich hatte es geschafft ein wenig, vermutlich essbares, zu kaufen. Ein hoch auf mich! Jetzt war nur die Frage wo sollte ich nachher schlafen?
Klar ein Park wäre eine Option, aber wirklich Bock hatte ich darauf nicht.
Gerade als ich wieder in eine Gasse einbiegen wollte hörte ich hinter mir ein rufen.
„悪党を止めろ!" (Stehen bleiben Schurke!)
Vorsichtig drehte ich mich um und starrte direkt in die Augen eines Helden. Zumindest glaube ich das, dem Aufzug nach zur Urteilen.
Und hinter ihm stand die Frau deren Tasche ich gestohlen hatte. Shit!
Jetzt blieb mir nur Abhauen.
So schnell ich konnte rannte ich durch die mir unbekannte Stadt. Bog um jede vor mir erscheinende Ecke und versuchte mich zu verstecken.
Verdammt Verdammt Verdammt!
Ich hab doch keine Ahnung was ich tun soll! Wie soll ich mich hier bitte zurecht finden?!
Wieder eine Ecke, ich bog um, und bremste.
Eine Sackgasse.
Hinter mir wurden die Schritte lauter und ich bekam Panik. Was jetzt? Ich sitz hier echt in der Falle!
Und dann stand er hinter mir.
Ein Mann, der ein wenig aussah wie ein Bauarbeiter, zumindest wie einer die ich kenne.
Er schien ein wenig außer Atem zu sein, aber hatte ein lächeln auf dem Gesicht.
„つかまえた!" (Hab ich dich!)
Schweiß rann mein Gesicht runter.
Sollte es das wirklich sein? Mein Ende?
Nun eigentlich zu erwarten. Ich lauf einfach von zu hause weg, fliege in ein Fremdes Land und denke alles läuft glatt. Was ein fabelhafter Scherz.
Mit schweren Schritten kam der Held auf mich zu und hielt mir seine Hand hin.
Was zum Teufel wollte der denn jetzt?
„ポケット." (Die Tasche.)
Mit seinem Kopf deutete er auf meine Hand und somit auch auf die geklaute Tasche.
Scheinbar wollte er sie zurückbringen?
Ein wenig widerwillig drückte ich sie ihm dann auch in die Hand und wollte gehen, als er mich am Arm festhielt.
Man er hat doch was er wollte, warum kann ich nicht gehen?
Ich riss mich aus seiner Hand, was ihm wohl nicht so gefiel und ging ein paar Schritte zurück.
Der Blick meines Gegenübers verdunkelte sich ein gutes Stück ehe er wieder ansetzte.
„ここにいてください." (Du bleibst gefälligst hier)
Erst jetzt schien er mein Verwirrtes Gesicht zu bemerken und schien auch zu Wissen warum.
„Kann es sein das du nicht von hier bist?"
Englisch, wenigstens kann ich jetzt antworten.
„Ja."
„Gut dann nochmal Schurke, du bleibst hier bis die Polizei da ist, verstanden."
Nun verstanden ja, aber tun werde ich das sicher nicht.
„Ich bin kein Schurke."
Er schien belustigt.
„Ach nein. Was bist du dann?"
„Ein normales Mädchen, welches Hunger hatte."
Jetzt lachte er.
„Und das erlaubt dir zu stehlen? Unglaublich, ihr Schurken redet euch auch immer wieder anders Raus."
Er ist also auch wie die anderen. Die Hintergründe sind egal, man es immer direkt der Böse. Gut zugegeben in diesem Fall hab ich eine Straftat begannen, aber trotzdem es geht ums Prinzip.
In den letzten Minuten waren immer mehr Wolken aufgestiegen und inzwischen begann es ein wenig zu Regnen.
Perfekt.
„Sorry, aber auf die Polizei kannst du alleine warten."
Damit ließ ich die Regen zu einer großen Masse werden und drückte diese auf ihn nieder. Direkt im Anschluss erhärtete ich sie, würde zwar nicht lange halten, aber so konnte ich wenigstens abhauen.
Und schon war ich um ein paar Ecken verschwunden.
Aus der Gasse hörte ich das Fluchen des Helden, welcher wieder ins Japanische gewechselt war.
So schnell ich konnte sprintete ich durch die dunklen Gassen während der Regen gegen mein Gesicht peitschte.
Auch wenn ich es gerade draußen genoss sollte ich mir doch ein Versteck suchen.
Inzwischen war ich in einer Art Lagergebiet angekommen.
Einige Häuser schienen leer zu stehen, was mir gerade recht kam, dann dürften da aus ein paar zwielichtigen Gestalten niemand sein.
Nun saß ich hier schon gut zwei Stunden.
Der Regen hat aufgehört und man hörte wieder die Vögel draußen.
Und für mich stand jetzt eines fest.
Ein 'normales' Leben werde ich hier nicht haben können. Schon jetzt bin ich wieder unten durch bei den Leuten, aber was solls.
Sollen sie mich doch einen Schurken nennen, aber wenn das schon der Fall ist, werde ich dem Namen auch alle ehre machen.
Macht euch bereit 'Helden' ihr bekommt einige zu tun.
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Every Villain is Bad!(?)
FanficDie Bösen sind Böse und die Guten sind Gut. Das ist die Allgemeine Sichtweise der Gesellschaft, aber was ist wenn man es anders sieht? Wenn man aus der Reihe tanzt? Ganz einfach: Man ist Böse oder halt ein Schurke. Und wenn die Welt meint ich sei so...