Kapitel 1

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Kennt ihr diese durch und durch perfekten Menschen?

Menschen, die so wirken, als hätten sie keine Fehler und die damit noch nicht einmal prahlen. Einfach weil sie ja so perfekt und bescheiden sind. Sie wirken sogar, als wüssten sie noch nicht einmal von ihrer vollkommenen Persönlichkeit und was für einen guten Eindruck sie bei jedem Menschen hinterlassen, dem sie begegnen.

Kurz gesagt, werden diese Menschen seit Tag eins von alles und jeden geliebt

Genau diese Art von Mensch ist Clara.

Clara ist nett.

Clara ist schlau.

Und das aller Wichtigste: Clara liebt Noah.

Sie ist freundlich, hilfsbereit und macht nie Probleme. Man kann sich auf Clara verlassen, weil sie einfach immer da ist und manchmal glaube ich wirklich, es liegt in ihrer Natur, keine Fehler zu machen. Sie stellt alle anderen in den Schatten, ohne es zu beabsichtigen und wenn sie erst einmal im Raum ist, hat man nur noch Augen für sie.

Egal wie platt sich das auch anhört: Clara ist einfach makellos.

Und trotzdem....

... mag ich sie einfach nicht.

Ich habe keine Ahnung, was es ist, aber ich kann Clara nicht ausstehen. Ich kann noch nicht einmal so tun, als würde ich sie mögen – ehrlich, es ist schlichtweg unmöglich.

Selbst Noah zuliebe kriege ich es einfach nicht auf die Reihe, meine Abneigung ihr gegenüber beiseite zuschieben oder zumindest zu überspielen. Und das liegt nicht daran, dass ich es nicht versucht habe, denn das habe ich wirklich oft, aber es ist jedes Mal aufs Neue in die Hose gegangen.

"Was sollte das, Lindy?", ruft Noah, als er in den Hinterraum des Cafés gelaufen kommt und mich mit seinem Blick fixiert, der wie erwartet alles andere als freundlich ist.

Ich versuche, mich unwissend zu stellen, um vielleicht dem kommenden Gespräch entkommen zu können. "Was sollte was?"

"Stell dich nicht dumm. Du weißt ganz genau, was ich meine", erwidert er und seufzt dann schwer. Noah stützt sich mit den Händen auf dem kleinen Tisch ab, an dem ich sitze, und sieht auf mich herab, während ich weiterhin wie unter Strom geladen starr bleibe und schließlich doch nachgebe.

Eine andere Wahl habe ich ja sowieso nicht...

"Okay, schon gut." Ich seufze, ehe ich mich sammle und versuche, zumindest eine logische Erklärung für das gerade zu finden. Doch das erweist sich als schlichtweg unmöglich. Denn ich selbst habe keinen blassen Schimmer, warum zum Teufel ich das getan habe. "Ich... es war eigentlich garnicht meine Absicht, es zu sagen. Es ist mir einfach nur rausgerutscht, ich weiß selbst nicht, was in mich gefahren ist. Eigentlich habe ich nur versucht, die Stimmung lockern. Aber ... das ist mir nicht so gelungen, wie du selbst ja schon mitbekommen hast." Nervös spiele ich mit meinen Fingern herum, während ich irgendwie versuche, mein Handeln zu erklären und dabei Noah's Blick auszuweichen.

Doch im nächsten Moment fängt er mich und als ich erkenne, dass seine gerade noch harten Gesichtszüge allmählich weicher werden, atme ich leise aus.

"Das war wirklich nicht cool von dir, Lindy. Du weißt, dass Clara noch nicht bereit war, es den anderen zu erzählen. Du hättest sie nicht so dazu drängen sollen", erwidert Noah enttäuscht und meine Schultern sacken mit einem Mal zusammen.

Er hat ja recht. Ich weiß, dass das ekelhaft von mir war. Ich ... ich weiß ja selbst nicht, was ich mir dabei gedacht habe oder wohl eher, ob ich mir überhaupt etwas dabei gedacht habe.

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