1.Kapitel

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Wie jeden Tag mache ich mich kurz nach Sonnenaufgang auf den Weg, um neues Feuerholz und einige Pflanzen zu sammeln. Schnell binde ich mir noch mein Schwert, sowie auch einen Köcher mit Pfeilen, um. Danach schnappe ich mir noch meinen Bogen und einen Korb, die ich mir beide über die Schultern lege. Heute möchte ich mal ein neues Gebiet erkunden und laufe so mal Richtung Westen. Lange bin ich zwar noch nicht hier, doch habe ich im Osten schon so gut wie alles erkundet und ich brauche nun mal das Neue. Nach einem langen Fußmarsch bin ich in einer Gegend, die ich nicht mehr kenne und ich laufe freudig zwischen den Bäumen durch. Ich liebe diese Ruhe und einfach diese ganze Atmosphäre in diesem Wald. Es scheint fast so, als wäre ich allein auf der ganzen weiten Welt und ich könnte alles tun, was ich will.

Fröhlich fange ich an eine Melodie zu summen, bis ich schließlich mitsinge. Vollkommen in dem Lied versunken, sammel ich hier und da einige nützliche Pflanzen, sowie einige essbare Beeren. Auf einmal habe ich das Gefühl beobachtet zu werden. Verwirrt drehe ich mich um und erkenne einen kleinen Jungen, der sich hinter einem Busch versteckt. Ich muss kurz auflachen, bevor ich langsam in seine Richtung laufe. Erschrocken will er davonrennen, doch ich rufe ihm vorsichtig zu, dass er keine Angst zu haben braucht. Unsicher bleibt er stehen und ich trete nun näher an ihn heran, sodass ich vor ihm in die Hocke gehen und ihn anlächeln kann "Ich bin Jonayla". Nun lächelt mich der Junge auch an "Ich bin Henrik". "Ein schöner Name", lächle ich ihm entgegen. Er nickt begeistert "Kannst du noch einmal das Lied singen?", fragt er mich schüchtern. Ein Lachen kommt mir über die Lippen und ich setzte mich auf den Waldboden. Um es gemütlicher zu haben, lege ich den Bogen, den Köcher und den Korb neben mich. Auffordernd klopfe ich auf den Boden und Henrik folgt meinem stummen Befehl. "Welches Lied möchtest du denn gerne hören?", frage ich ihn. "Eine Geschichte", antwortet er mir, mit einem Funkeln in den Augen. Wieder lache ich und überlege kurz, welches Lied ich nehmen kann. Schon fällt mir eins ein und ich beginne zu singen.

Nach einigen weiteren Liedern, ende ich jedoch, da die Sonne schon ziemlich hochsteht und ich noch einges zu tun habe. "Ich muss jetzt wieder gehen, Henrik." Enttäuscht sieht der kleine Mann mich an "Warum musst du denn schon gehen?" "Ich muss noch mein Essen vorbereiten und was ich sonst noch brauche für die nächste Zeit", lache ich ihm entgegen. "Du kannst auch bei uns Essen. Mutter ist eine fabelhafte Köchin." Henrik scheint ganz begeistert von der Idee zu sein, weshalb er aufspringt, um mich gleich hinter sich her ziehen zu wollen. "Das ist lieb von dir, aber ich möchte nicht unhöflich sein und einfach so auftauchen." Ich greife nach meinen Sachen und lege den Köcher, sowie den Bogen, wieder um. Bevor ich jedoch nach dem Korb greifen kann, schnappt Henrik sich diesen und läuft einfach los. "Mutter wird schon nichts dagegen haben, sie freut sich immer über Besuch", ruft er mir noch zu, bevor er schnell weitermarschiert. Sprachlos sehe ich ihm hinterher, doch mache ich mich schnell auf, um wieder aufholen zu können, schließlich trägt er mein Essen.

Auf dem Weg albern wir etwas herum und Henrik erzählt etwas über seine Familie, was mich doch ziemlich neugierig auf sie macht. Schon bald äußert er wieder den Wunsch, dass ich für ihn singen soll. Nur zu gern erfülle ich ihm diesen Wunsch und fange an. Nach kurzer Zeit erreichen wir ein kleines Dorf, in dem ich überall Menschen herum laufen sehe. Sofort verstumme ich und schaue mich nervös um. Ich war schon lange nicht mehr unter so vielen Menschen, weshalb ich immer langsamer werde, bis ich schließlich stehen bleibe. Zweifelnd schaue ich auf mich hinab. Ich habe schon seit Tagen keine Zeit mehr gehabt, um mich richtig waschen zu können und mein Gesicht war, von der ganzen Arbeit, wahrscheinlich total verdreckt, genauso wie mein grünes Leinenkleid. "Komm schon, Jonayla. Sie werden dir schon nichts tun", strahlt mir Henrik entgegen und rennt schon los. Deutlich langsamer folge ich ihm und mustere die Menschen um mich herum, von denen ich genauso gemustert werde, schließlich bin ich eine Fremde.

Plötzlich ergreift eine kleine Hand meine und zieht mich hinter sich her. Lächelnd schaue ich Henrik an, anscheinend kann er es gar nicht mehr abwarten mir seine Familie vorzustellen. Zielstrebig steuert er eine Hütte etwas außerhalb an, aus der gerade eine blonde Frau tritt. Als sie Henrik sieht, erhellt sich ihre Miene und sie läuft auf uns zu. "Henrik, wo warst du denn so lange? Ich wollte schon deine Brüder los schicken, um dich zu suchen." Anklagend mustert sie ihren Sohn. "Tut mir leid, Mutter", murmelt er, seine Miene erhellt sich jedoch, als er sich zu mir umdreht, "aber ich habe Jonayla getroffen und dabei habe ich die Zeit vergessen." Nun sieht die Frau zu mir und mustert mich kritisch. "Ich hab ihr gesagt, dass sie bei uns essen kann, damit sie nicht so allein ist", mischt sich Henrik ein. "Du lebst allein im Wald?", fragt mich die Frau und ihr Ausdruck wird deutlich sanfter, fast mütterlich. Zögernd nicke ich kurz. "Naja, wenn du mir ein bisschen aushilfst, kannst du gerne mit uns essen. Ich bin übrigens Esther." Freundlich lächelt sie mich an, was ich strahlend erwidere. "Gerne helfe ich dir, was soll ich tun?"

Als die Sonne bereits fast am untergehen ist, beende ich gerade meine Arbeit, die aus dem Flechten eines neuen Korbs bestand. In der zwischen Zeit habe ich auch Esthers einzige Tochter, Rebekah, kennengelernt und ich habe sie gleich ins Herz geschlossen. Die ganze Zeit über haben wir uns lachend über irgendetwas unterhalten und unsere Arbeit verrichtet. Nun sind wir endlich fertig und können uns kurz zurück lehnen.

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