Kapitel 2

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Ich ging rüber zu meinem Bett und setzte mich. Die Matratze war bequem, ziemlich bequem. Es fühlte sich an, als würde man auf Wolken sitzen. Doch auch die Bücher auf dem Schreibtisch zogen meine Blicke auf sich. Sie sahen aus wie Schul-oder Unibücher. Zusammen mit dem Federmäppchen und dem ganzen Rest auf diesem Tisch, ahnte ich bereits was meine Mutter mit mir vor hatte.
Ich lief die Wendeltreppe in Windeseile wieder hinunter und fing meine Mutter beim Ausladen der vielen Koffer ab.
»Gefällt's dir?«, fragte sie voller Neugier.
»Du schickst mich auf eine Uni, nicht wahr?«
»Du hast also die Bücher und den ganzen Rest deuten können...«, ihre Stimme klang leise, fast kaum hörbar.
»Ja, ich hab dich bei einer Uni angemeldet. Bildung tut gut.«, ergänzte sie sich, drückte mir meinen Koffer und meinen alten Rucksack in die Hände und ging mit den restlichen 2 Koffern zurück ins Haus. Einen kurzen Moment stand ich noch perplex vor unserem Auto, bis ich begriff, dass sie mich wirklich auf eine Uni schicken wollte.
»Warte...MUM!«, krächzte ich und tippelte ihr hinterher.
»Morgen, Uni, keine Widerrede! Und jetzt geh deine Sachen auspacken bevor deine Kosmetik abläuft und anfängt Beine zu bekommen.«, sagte sie mit einem strengen Unterton und schob mich in Richtung Treppe.
»Na los!«, fuhr sie fort und ich tat nichts anderes als mich wieder die lästigen Treppenstufen hochzukraxeln.

»"Pack deine Sachen aus bevor deine Kosmetik abläuft.."«, äffte ich sie nach und öffnete den Reißverschluss meines Koffers. Sorgfältig hing ich meine Klamotten in meinen Schrank, das hieß, in mein 'Zimmer'. Die Kosmetik schmiss ich bloß in die Schublade des Schminktisches. Mein Longboard, welches ich ganz unten in meinen Koffer gelegt hatte, stellte ich an mein Bettgestell. Es war dieses typische 08/15 Ikea-Bett.

Die Dämmerung brach bereits in vollem Zügen ein und ich schaltete meine Zimmerlampen an. Vereinzelte Lampen an jeder Zimmerecke die über einen Lichtschalter angingen. Wäre ich eine Mücke, wüsste ich wohl kaum zu welcher Lampe ich zuerst fliegen würde.

Am nächsten Morgen wurde ich unsanft von meiner ach so liebreizenden Mutter geweckt. Dieses 'wecken' bestand aus dreimal kräftig gegen meine Zimmertür hämmern.

~Vielen Dank für diesen tollen Weckdienst~, dachte ich mir und stand auf.

Ich blickte auf mein Handy, 6:30h.
»Wenn du an deinem ersten Tag in der Uni pünktlich sein und die Bahn bekommen willst, musst du dich etwas spurten, meine Liebe.«, hörte ich meine Mutter von unten rufen. Schnell rannte ich ins Badezimmer, ging zur Toilette, putzte meine Zähne, kämmte meine Haare und spurtete zurück in mein Zimmer, wo ich mich fix umzog und alle Bücher die nach lernen und Unterricht aussahen + Etui und den restlichen Krimskrams in meinen Rucksack schmiss. Kurz etwas Make-up und Wimperntusche ins Gesicht um nicht ganz so verstörend auszusehen, und dann flitzte ich auch schon die Treppe hinunter zu meiner Mutter.
»5€ liegen auf dem Gaderoben-Tischchen, die nächste Bahnstation ist gleich um die Ecke. Einfach die Straße weiter geradeaus laufen und links rum, dann müsstest du sie schon sehen. Deine Bahn fährt um 7:30h. Uni beginnt um 8 und deinen Stundenplan bekommst du im Uni-Sekretäriat.«, überschüttete meine Mutter mich mit Informationen.
»Bahn um die Ecke, 8 Uhr Beginn, Stundenplan Sekretäriat und Geld auf dem Tischchen, alles klar.«, antwortete ich ihr und schlüpfte schnell in meine Chucks und steckte das Geld ein.
»Bis später!«, rief sie mir noch hinterher doch ich war schon längst aus der Haustür verschwunden.

Die Bahn bekam ich gerade noch pünktlich, ich fuhr zwar schwarz, aber war pünktlich. Kontrolliert wurde zum Glück auch nicht. In der Bahn kam ich dann kurz zur Ruhe, bis mir auffiel das meine Mutter mir nicht mal die Station genannt hatte an der ich aussteigen musste.
~Na super.~, dachte ich.
Ich blickte mich um. In meiner Nähe saßen noch einige Jugendliche die so aussahen, als wenn sie den selben Tagesablauf wie ich bevor hatten. Ich stieg einfach mit ihnen gemeinsam aus und zu meinem Glück war ich sogar richtig. Ein kurzer Blick auf die Uhr, 7:50h. Ich lief so schnell meine Beine mich trugen ins Gebäude und fragte mich durch bis ich das Sekretäriat fand. Eine nette Frau nahm mich in Empfang.
»Ich bin Hope, Hope Winter. Ich bin neu und wollte mich nach meinem Stundenplan erkundigen.«, meine Stimme war immer noch zerstört von meiner Renn-Einlage. Die sportlichste war ich nämlich nicht. Und ich war anscheinend die Winterhoffnung. Oder der hoffnungsvolle Winter. Ich hasste meinen Namen.
»Oh ja, einen Moment.«, sagte die Dame und kramte in einigen Unterlagen, bis sie mir ein Blatt in die Hand drückte. Ich nickte ihr bedankend zu und verließ dann den kleinen Raum voller Ordner und Ablagen.

'Erdkunde | Raum 102' stand auf dem Plan.
~1/2. Erdkunde, super Start.~
Dennoch schaffte ich es pünktlich auf die Minute zu Raum 102, den ich mir auch durch erfragen suchte.
Der Lehrer Schloss den Raum auf und alle stürmten nacheinander hinein.
Keiner hatte wirklich Lust auf Uni, Schule, lernen, und doch rangelten sie darum in den Raum oder in das Gebäude zu kommen.

Ich steuerte direkt den Lehrer an um mich vorzustellen.
»Ah, Hope oder? Die Neue?«, fragte er direkt ganz hibbelig.
»Ehhh, ja...«, stotterte ich etwas vor mich her.
»Gut, einen Moment.«, ich merkte schon wie ich alle Blicke auf mich zog.
»Das hier ist Hope, ein Neuzugang an dieser Uni. Bitte seid nett zu ihr.«, sprach er laut durch den Raum und eine Totenstille herrschte.
Ich lächelte alle leicht an um nicht allzu unhöflich zu wirken.
»Neben Maike ist noch ein Platz frei. Dort vorn!«, wies er mich zurecht und zeigte auf den Platz neben einem recht hübschen Mädchen. Sie hatte lange schwarze Haare die ihr bis unter die Brust ging. Ihre Wangenknochen hatte sie etwas mit Rouge betont und ihre Sommersprossen waren unübersehbar.
Ich ging an den vielen Plätzen vorbei zu ihr hin, packte meinen Kollegeblock, Stifte und das Erdkunde Buch aus und flüsterte ihr ein leises 'Hallo' zu. Im Gegensatz lächelte sie zurück.

Als der Unterricht immer langweiliger wurde, begann Maike ein Gespräch mit mir. Sie erzählte mir im leisen Ton über das Leben als 'Kölsches-Mädschen' und stellte mir einzelne Personen der Klasse vor.
»Das ist Justin«, sagte sie. »Ein ziemlicher Aufreißer. Er schmeißt sich an die meisten Mädchen der Uni ran, im Großteil jedoch eher ältere.«
»Dann haben wir noch Bibi, Betty und Bianca. Die 3 sind eigentlich blöd wie Stroh und wie ihre Eltern es geschafft haben Sie auf so ein Institut zu bekommen ist so ziemlich allen ein großes Mysterium.«, sie deutete mit ihrem Zeigefinger auf 3 Mädchen mit wasserstoffblond-gefärbten Haaren.
Ihr Finger zeigte dann auf einen Jungen der gegenüber von uns dass. Er hatte sehr hervorstehende Wangenknochen, was ihm aber gut stand, braune Haare die in die Luft ragten, und dünne Lippen.
»Dann gibt es da noch Felix. Er ist eher etwas zurückhaltend, jedoch sehr intelligent. Macht dazu noch Videos die er auf YouTube stellt, sein Hobby. Fährt gern' Longboard und ist ein gern gesehener Geselle unter dem Weibsvolk.«, erzählte sie.

HopeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt