Kapitel 47

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Meine Hände suchten seine, als er mit seiner einen Hand von meiner Wange abließ.
Ich verschränkte meine Finger in seine und sah erneut in seine Augen.
Sie glänzten.
Glänzten, als sie mich ansahen.
Einzelne Tränen befanden sich in seinem Augenwinkel und unterhalb seiner Wange.
Ich löste eine meiner Hände um sie ihm wegzuwischen.

Noch immer hatte ich kein Wort zu ihm gesprochen, doch darauf bestand er nicht.
Er war froh mich zu sehen, er war überglücklich mich zu sehen. Ganz egal wie ich ausgesehen haben mochte.

"Ich lass euch dann mal allein.", mit diesen Worten verschwand meine Mutter, die uns die ganze Zeit über von der Haustür aus beäugt hatte, in ihrem Schlafzimmer.
Nun war es wieder ihr Schlafzimmer.
Nicht mehr das von Steve und ihr. Es gehörte ihr nun wieder ganz allein, und ich war froh drum.

Felix Augen blieben an der von Steve gekreuztigten Stelle, an meiner Halsbeuge, hängen, als er mich erneut ausgiebig musterte. Vorsichtig strich er mit seinen Fingern über das Kreuz, welches zu einer hellen Narbe verheilt war.

"Das ist meine Schuld...alles meine Schuld...", murmelte er als er nun auch die andere Narbe an meinem Unterarm entdeckt hatte.
"Ich bin dafür verantwortlich...ich...ich...ich hätte damals einfach nach der Uni mit zu dir kommen sollen, dann wär das alles vielleicht nicht passiert.", er drehte sich um, wendete seinen Körper von mir ab, ließ mich los.

"Felix...bitte...denk das nicht...", stammelte ich. Dies war das erste was ich nach einem Jahr zu ihm sagte. Oh wow.

Sein Körper wendete sich wieder, diesmal zurück zu mir. Sein Augenblau starrte mich an, ich starrte zurück.

"Deine Stimme, wie hab ich die vermisst.", säuselte er nachdenklich vor sich her.

Mir entfuhr ein Lachen, es machte mich glücklich so etwas zu Ohren zu bekommen.

"Und dein Lachen hab ich auch vermisst.", warf er dazu und grinste leicht.

[...]

Unsere Begegnung endete darin, dass wir uns gemeinsam nach oben in mein Zimmer setzten und redeten. Er horchte mich über das vergangene Jahr aus, was auch sonst. Es interessierte ihn was passiert war, da er sich sorgte. Doch je mehr ich erzählte, desto größer wurde sein Hass auf Steve und seine Komplizen.

Er schluckte.

"Wieso hast du nicht einfach geschrien als du die Möglichkeit hattest auf dich aufmerksam zu machen? Im Supermarkt?", fragte er nach, als wir gemeinsam auf meinem Bett saßen.

"Ich hatte Angst. Er hatte mich zu sehr eingeschüchtert, mir gedroht, er würde euch umbringen...", antwortete ich Felix und sah zum Fenster hinaus. Die Dämmerung war bereits eingebrochen und die rot-orangene Farbe der Wolken schmückte den Himmel.

Ich hörte wie er laut ausatmete.

"Kannst du heute hier übernachten? Bei mir bleiben? Bitte, ich will nicht allein' hier oben sein.", fragend sah ich ihn an.

Um ehrlich zu sein, ich hatte Angst allein. Ich war das letzte Jahr nur allein gewesen. Permanent diese Stille, dieses abweisende Gefühl, keine Zuneigung, keine Liebe.
Ich hatte mich sogar schon gefragt, ob ich sowas wie Liebe überhaupt noch zu jemanden empfinden konnte.
Die Antwort wusste ich nun, ich konnte es, mehr als das.

"Ich würde dich sowieso nicht allein hier lassen wollen.", sagte er und legte seine Hand behutsam auf meine.

"Musst du nicht noch deine Eltern informieren?", diese Frage stieg in mir auf.

"Ich wohne nicht mehr Zuhause. Hat sich viel getan in deiner Abwesenheit. Ich wohn' nun mit Simon, Taddl, Ardy, Rewi und Paluten in einem Haus. Ach, und ich bestehe übrigens immer noch darauf, dass du zu mir ziehst."

Verwundert sah ich zu ihm auf, sah das Zögern in seinen Augen aufleuchten.
Ein kurzes Schmunzeln entwich meinen Lippen. Ich nickte. Wie gerne würde ich zu ihm ziehen, doch das konnte ich erst, nachdem ich zugesehen hatte, dass ich wieder die frühere Form meines Ichs annahm.

"Gib mir ein paar Wochen Zeit, ich kann meine Mutter hier nicht direkt allein lassen, zudem muss ich zunehmen, mich wieder eingewöhnen.", sprach ich leise zu ihm.

Es hörte sich ungewohnt an. Ungewohnt zu sagen ich müsse zunehmen, ungewohnt zu sagen ich müsse mich wieder eingewöhnen.
Doch anders wusste ich es nicht zu beschreiben.

Felix nickte.

"Ich glaube, wir setzen gleich mal an einem Punkt an. Ich bestell' uns Pizza.", sagte er dann und lächelte breit.

Sein Lächeln, welches sich jedes Mal über beide Ohren zog, machte mich glücklich.
Es machte mich glücklich, dass er hier war.
Dass ich ihn bei mir hatte.
Dass es wieder ein "Hope und Felix" gab.
Dass nun alles besser werden würde.
Dass ich daran glaubte, alles würde besser werden.

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Einen schönen guten Morgen, hier ist das 47. Kapitel. Woop Woop.
✌️
Ich war gestern noch joggen, daher hab ich es nicht mehr wirklich geschafft was hochzuladen. Aber nun, siehe da!😱💙
Hope und Felix vereint, yeah!
Wie immer gilt es:
»Vorschläge und Ideen für die Zukunft dieser Fanfiction in die Kommentare«🙌

Bis dann ⛅️🙉

HopeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt