Kapitel 33

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"Wenn du Felix oder meinem Vater auch nur ein Haar krümmst...", mahnte ich noch bevor er die Zimmertür hinter sich zuknallte und verschwunden war.

Mit meinen zierlichen Händen versuchte ich irgendwie aus der Fessel zu entkommen. Ich rüttelte, ich versuchte meine Hände durch sie hindurch zu quetschen, doch es bewirkte nichts.
Ich konnte bloß abwarten, warten darauf, dass er wiederkam, so wenig ich auch sein Gesicht sehen wollte.
Ich schloss meine Augen, versuchte meinen Puls hinunter zu fahren, versuchte die Ruhe zu bewahren, mir etwas zu überlegen. Er war älter als ich, er war stärker, er war größer, ich müsste meine Angst vor ihm verlieren, müsste sie ignorieren um überhaupt etwas bewirken zu können, um mich viel mehr wehren zu können.

Mein Zeitgefühl blieb auf der Strecke. Mein Handy lag Zuhause. Meine Hoffnung war erstickt worden und meine Gedanken überschlugen sich. Ich fragte mich permanent, was er grade machte, was Felix in diesem Moment machte, was mein Vater machte, genau wie meine Mutter. Ich sorgte mich um sie, und wie ich mich sorgte.

Nach gefühlten Stunden hörte ich die Haustür zuschlagen.

Er war zurück.

Keine Sekunden später spähte er in den kleinen dunklen Raum in dem ich saß, und schon versucht hatte mir meine Seele aus dem Leib zu schreien. Ich hätte mir dies ersparen können, es half ja anscheinend nicht.
Er lief auf mich zu, kniete sich vor meinen Körper. Seine Hände Banden mir das Tuch ab und er riss es aus meinem Mund.

"Geht's auch sanfter?", motzte ich ihn an, der Schmerz durchzog meinen Kiefer. Ich würde mir nichts von ihm gefallen lassen, noch nicht, er brauchte meine Existenz immerhin noch. Wer würde für eine Tote schon Geld rausrücken?
Er schüttelte bloß den Kopf, sein kalter Blick durchbohrte mich.

"Was ist dein Plan? Willst du mich hier Unendlichkeiten sitzen lassen und auf die Kohle warten? Ich sag dir, entweder du lässt mich frei, oder..."

"Oder was?", er sah mich erwartungsvoll an.

Diese Erwartung konnte er haben.
Ich holte tief Luft, zog meinen Speichel zusammen und spuckte ihm in sein Gesicht. Seine Augen zuckten zusammen. Sein Blick wurde abwertend, fast schon ekelerregend. Seine lider zuckten, bis er dann seine Augen wieder öffnete.
Ich sah seine Linke noch ausholen und mit voller Wucht auf mich zu kommen.
Keine Sekunde später spürte ich einen stechenden Schmerz in meiner Wange.
Das Blut schoss in ihr.
Ich merkte wie er die Seile, die sich in mein Fleisch am Handgelenk gedrückt, und dort schon blutige Wunden erzeugt hatten, löste. Das rosarot in der Wunde kam zum Vorschein.
Mit verzogenem Gesicht blickte ich zu ihm auf, er stand nun vor mir, kniete nicht mehr so heruntergelassen.
Es schmerzte alles, meine Wunden, mein Gesicht, doch was am meisten schmerzte war der Gedanke daran, dass ich Felix vielleicht nie mehr in meinem Leben sehen würde. Er würde mich nicht gehen lassen, das stand fest. Er würde mich in seinen Besitz nehmen, mit mir machen, was er denn wollte.

Mit Schwung zog er mich zu sich hinauf, hielt meine Handgelenke so fest, dass ich sie ihm nicht entziehen konnte, und glaubt mir, ich habe es versucht.

"Gehorche mir, dann werde ich dich etwas verschonen.", quetschte er hervor.

"Lieber sterbe ich oder erleide Schmerzen.", sprach ich.
Er zog mich hinter sich her in ein angrenzendes Badezimmer. Er ließ dort das Waschbecken volllaufen mit Wasser, eiskaltem Wasser.
Ich schnappte schnell und panisch nach Luft, bevor er meinen Kopf ins Becken drückte. Nach Luft verlangen hämmerte ich mit meiner Handfläche, der rechten Hand die er los gelassen hatte, gegen das Porzellan des Beckens. Ich sah gerade die Schwärze vor meinen Augen, als ich wieder Luft bekam und meine nassen braunen mir ins Gesicht klatschten.

"Gehorche mir.", sagte er wieder und wieder. Meine Reaktion darauf war ein Kopfschütteln, seine ein weiterer Griff in meinen Nacken. Er drückte mich wieder in das kalte Wasser. Die Blubberblasen voller Sauerstoff sah ich neben mir aufsteigen. Meine Augenlider zuckten, wurden immer schwerer, die Schwärze wurde mir immer vertrauter.
Meine nassen Haare klatschten wieder in mein Gesicht. Der Sauerstoff drang in meine Lunge. Schwer atmend stützte ich mich mit meiner freien Hand am Waschbecken.

Ein letztes "gehorche mir" entfuhr seinen Lippen. Mit einem Ruck schleuderte er mich weg, hinter ihm. Ich prallte auf dem Boden auf, konnte mich nirgends halten. Mein Kopf knallte gegen das Porzellan der Badewanne, die sich hinter uns befand. Ich spürte etwas warmes in meinen Nacken laufen, schloss meine Augen, versuchte bei Bewusstsein zu bleiben, versuchte seine Worte aus meinem Gedächtnis zu verdrängen.

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Hallo erstmal.🌸
Ein neues Kapitel ist ja, yeah.💁
Ich bedanke mich für über 900 Reads, das ist sehr fresh, also vielen Dank.❤️
Eine kleine Anmerkung zu diesem Teil, ich weiß ich habe mich etwas an "3096 Tage" orientiert, vielleicht wird das in den kommenden Teilen auch noch so bleiben. Ich versuche die Geschichte jedoch nicht ganz so viel darauf basieren zu lassen. Zumindest die, ich nenne sie jetzt mal "Entführ-Teile", nicht. 🌸
Der Rest ähnelt dem Ursprung nach überhaupt nicht.🌚
Ich schreibe hier schon wieder zu viel herum, viel Brei um nichts.
Bis zum nächsten Kapitel, Tüdelü!🎀✌️

xoxo 💙

HopeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt